Zeitbilder 3, Schulbuch

56 Revolutionen in Russland: vom Zarenreich zur UdSSR M1 Lenin hält eine Rede vor Soldaten: Ein Foto zeigt das Original, das andere wurde nachträglich verändert. (Foto 1920) Das Zarenreich und das Ende der Zarenherrschaft Bauerngesellschaft Erst 1861 hob der Zar (= russische Bezeichnung für den Monarchen) die Leibeigenschaft auf. Doch Bäuerinnen und Bauern, die Mehrheit der russischen Bevölkerung, durften weiterhin ihren Beruf und ihren Wohnort nicht frei wählen. Die meisten hatten kein Geld für Landkauf. Zar, Adel und Kirche besaßen zwei Drittel des russischen Landes. Mit dem Ausbau der Eisenbahn entwickelte sich die Eisenindustrie, aber nur in wenigen Zentren. Absolute Herrschaft Der Zar ließ politisch Verdächtige einsperren oder nach Sibirien verbannen. Die Zensur* überwachte alles. Zunächst kam Widerstand aus der Bildungsschicht, später aus allen Bevölkerungsgruppen. Revolutionsjahr 1905 Die Unzufriedenheit vieler Menschen führte 1905 zur ersten Revolution: Etwa 150 000 demonstrierten in St. Petersburg für demokratische Grundrechte und eine Regierungsbeteiligung. Sie forderten bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen und wählten Räte (= Sowjets). Sie sollten die Interessen der Arbeiterinnen und Arbeiter vertreten sowie Streiks und Demonstrationen organisieren. Die Bauern protestierten. Noch konnte der Zar seine Herrschaft retten: Er erlaubte eine Volksvertretung (= Duma) und erließ eine Verfassung. Februarrevolution 1917 Im Februar 1917 gelang das nicht mehr. Russland stand im dritten Winter des Ersten Weltkrieges. Tausende hungernde Menschen demonstrierten für ein Kriegsende. Der Zar gab einen Schießbefehl. Doch die Soldaten weigerten sich, viele liefen zu den Aufständischen über. Der Zar dankt ab Eine Woche später trat Zar Nikolaus II.* zurück. Er und seine Familie wurden 1918 ermordet. Eine relativ machtlose „Provisorische Regierung“ wurde gebildet. In St. Petersburg gewannen Arbeiter- und Soldatenräte immer mehr politischen Einfluss. Die Bolschewiki*, ein Flügel der russischen Sozialdemokraten, hatten dort die Mehrheit. Sie versprachen Frieden, Land und Essen. Die Oktoberrevolution 1917 Die Provisorische Regierung forderte im Ersten Weltkrieg „Krieg bis zum Sieg“. Der Führer der Bolschewiki, Wladimir Iljitsch Lenin*, verlangte aber „Frieden um jeden Preis“. Als die Armee im Sommer 1917 einen Großangriff gegen deutsche Truppen begann, wollten viele Soldaten nicht kämpfen. Die Bolschewiki wurden mächtiger. Lenin wagte schließlich im Oktober den Umsturz. M2 Zar Nikolaus II. und seine Familie (russische Ikone (= Heiligenbild), Kloster von Sergijew Possad, 2007) M3 Lenin: Thesenentwurf über die Revolution 1916–1917 Q Die neue Regierung kann den Völkern Russlands weder Frieden und Brot noch volle Freiheit geben, und deshalb muss die Arbeiterklasse ihren Kampf für den Sozialismus und den Frieden fortsetzen. Frieden, Brot und volle Freiheit kann das Volk nur von einer Arbeiterregierung erhalten, die sich 1. auf die überwiegende Mehrheit der bäuerlichen Bevölkerung, auf die Landarbeiter und die armen Bauern und 2. auf das Bündnis mit den revolutionären Arbeitern aller kriegführenden Länder stützt. (nach: W. Lenin, Werke, 1957) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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