54 Revolutionen in Europa M1 „Scher dich zum Teufel!“ „Endlich haben wir sie, Freunde, passen wir gut auf sie auf, die teure Freiheit, die uns so viel gekostet hat. Schon ganz zu ihrem Anfang hat sie so viele, die sie lieben: Dreißig Millionen Herzen profitieren von ihr in dem Land von tra lala la …“ (Flugblatt, 1. Strophe des Revolutionslieds mit Illustration, Holzschnitt, 1848, Collection de Vinck, Paris) Aufstände in Frankreich Armut hatte in Paris bereits 1830 zu einer weiteren Revolution geführt. Allerdings verbesserte sich auch unter dem neuen König kaum etwas. Im Februar 1848 gingen viele Arbeiterinnen, Arbeiter und Studenten auf die Straße. Sie demonstrierten für die Einführung des allgemeinen Wahlrechtes und für soziale Gerechtigkeit. Soldaten eröffneten das Feuer, blutige Kämpfe folgten. Der König musste fliehen. Die neue Regierung rief die Republik aus. Ermutigt durch die anfänglichen Erfolge der Demonstrierenden in Frankreich begannen auch in anderen europäischen Ländern Aufstände. Revolutionen in den deutschen Staaten In den Staaten des Deutschen Bundes* forderten Revolutionäre vor allem eine Umwandlung in einen einheitlichen Staat und eine Verfassung. Die Fürsten gaben zunächst nach. Erstmals wählten finanziell selbstständige Männer über 25 Jahren Abgeordnete, die sich 1848 in Frankfurt am Main zur deutschen Nationaversammlung* trafen und eine Verfassung ausarbeiteten, die bürgerliche Grundrechte (S.122) enthielt. Die Nationalversammlung bot dem preußischen König die Kaiserkrone an, der aber eine Krone von „Volkes Gnaden“ ablehnte. Truppen schlugen erneute Aufstände nieder. Die Revolution in den deutschen Staaten war gescheitert. M2 „Soll ich, soll ich nicht?“ Der preußische König überlegt. („Satyrische Zeitbilder“, 1849) M3 Nationalversammlung in Frankfurt (Lithografie, Hessisches Staatsarchiv, 1848) M4 Spottlied auf einen Attentatsversuch auf den preußischen König durch Bürgermeister Tschech 1848 Q Dass er doch am Leben blieb,dieses war dem König lieb, und dem Kutscher ließ er sagen,auf die Pferde loszuschlagen. Vor dem Schlosse macht er halt, zeigt dem Volk sich von Gestalt, sprechen tut er diesmal wenig und man ruft: „Es leb der König!“ War wohl je ein Mensch so frech wie der Bürgermeister Tschech? Der verruchte Übeltäter, Hochverräter, Attentäter. Fast den König bracht er um vor dem ganzen Publikum, schoss sogar der Landesmutter durch den Rock ins Unterfutter. Leute tretet näher ran, höret die Moral euch an, die man zieht aus der Geschicht: Traut keinem Bürgermeister nicht. (nach: Musenklänge aus Deutschlands Leierkasten, 1848) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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