Zeitbilder 3, Schulbuch

46 Aufstrebendes Judentum in Österreich M4 Palais Todesco in Wien, erbaut 1861–1864 (Foto um 1900) Integration Jüdische Händler siedelten sich im Frühmittelalter oft in Städten an Handelsstraßen an. Dort hatten sie den Schutz des Stadtherren. Aber es gab auch „Judendörfer“ als eigene Gemeinden. In Städten lebten sie in einem eigenen, meist zentralen Viertel der Stadt. Juden waren in allen Berufen tätig, manche wurden durch Handel und Geldgeschäfte reich. Ausgrenzung Doch als es später zu einem Verbot für viele Berufe kam, wandten sich jüdische Menschen oft dem Handel und Kreditgeschäften zu. Einige von ihnen waren im Umfeld von Herrschern tätig und unterstützten diese als so genannte „Hofjuden“ mit Krediten und Warenlieferungen, aber auch als Diplomaten. Samuel Oppenheimer, der am Wiener Hof tätig und ein Freund und Geldgeber des Feldherren Prinz Eugen* war, wurde im 17. Jh. Opfer judenfeindlicher Ausschreitungen. Liberalismus* Ende des 18. Jh. gab Kaiser Joseph II. nicht nur der protestantischen Bevölkerung, sondern auch der jüdischen größere Religionsfreiheit. Als Folge der Revolution von 1848 entstand 1852 die Israelitische Kultusgemeinde (IKG), die den jüdischen Glauben als anerkannte Religion sichtbar machte. 1867 stellte Kaiser Franz Joseph jüdische Menschen der christlichen Bevölkerung völlig gleich. Damit konnten Jüdinnen und Juden alle Schulen und Universitäten besuchen. M2 Der Arnsteinsche Salon Q Zu den glänzendsten Veranstaltungen des Hauses Arnstein gehört ein Christbaumfest am Weihnachtsabend des Jahres 1814, bei dem alle geladenen Gäste herrliche Geschenke erhalten. Dieses Weihnachtsfest gilt in Wien als etwas ganz Neues, da zu dieser Zeit der Christbaum in Wien ganz unbekannt ist. Und so wirkt das jüdische Arnsteinsche Haus auch in diesem Sinne bahnbrechend in der Wiener Gesellschaft. (nach: Wiener Morgenzeitung, 8.6.1924) M1 Detailansicht des Palais Ephrussi (Foto 2013) M3 Nachruf auf den jüdischen Baron Eduard Todesco Q Nach langem Krankenlager ist heute der Großhändler Baron Eduard Todesco, der Chef des alten Bankhauses, im Alter von 73 Jahren gestorben. Baron Todesco, welcher im Jahre 1869 in den Freiherrenstand erhoben wurde, hatte in seiner Jugend mit seinem Vater große Reisen auf dem ganzen Kontinent und nach England unternommen, um die dortigen Industrien und besonders das Maschinenwesen kennenzulernen. Die reichen Erfahrungen, welche er hier sammelte, befähigten ihn, die landwirtschaftlichen und industriellen Unternehmungen des Hauses fachmännisch und erfolgreich zu fördern. Das Haus Todesco war früher bei den Verwaltungen der Nordbahn und Karl-Ludwig-Bahn sowie der Anglo-Bank hervorragend beteiligt. In den letzten Jahren wickelte das Bankhaus Todesco alle fremden Geschäfte ab, um ausschließlich der Verwaltung des eigenen Vermögens sich zu widmen, und Baron Eduard Tedesco gab sich nun ganz seinem wohltätigen Wirken hin, das er schon früher in großartigstem Maßstabe entfaltet hatte. Zahlreiche Stiftungen tragen seinen Namen, kein wissenschaftliches, kein künstlerisches Werk, das tatkräftiger Unterstützung bedurfte, trat ins Leben, ohne dass unter den Beitragenden nicht der Verstorbene mit bedeutenden Summen erschienen wäre. (nach: Neue Freie Presse, 17.1.1887) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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