42 Wissen ist Macht – die Aufklärung M1 Durchbruch zum neuen Weltbild: Das Bild ist untertitelt: „Ein Missionar des Mittelalters erzählt, dass er den Punkt gefunden habe, wo der Himmel und die Erde sich berühren.“ (Holzstich, unbekannter Künstler, 1888, in L’Atmosphère von Nicolas Camille Flammarion (1842–1925) veröffentlicht) M5 Pockenimpfung: Der englische Arzt Edward Jenner impft eine Frau, indem er sie mit Kuhpocken infiziert. Sie entwickelt Antikörper, die eine Ansteckung mit Menschenpocken verhindern. (Karikatur von James Gillray (1757–1815), 1802) Wissenschaftlicher Fortschritt Seit Beginn der Neuzeit fanden Gelehrte und Forscher immer wieder Neues heraus: Johannes Kepler und Galileo Galilei waren überzeugt, dass die Sonne der Mittelpunkt des Universums sei (S.13). Isaac Newton* entdeckte die Schwerkraft, William Harvey* den Blutkreislauf. Edward Jenner* entwickelte eine Schutzimpfung gegen die Pocken, die bis dahin viele Opfer gefordert hatten. Vernunft Das verstärkte den Glauben an die geistigen Fähigkeiten aller Menschen. Die Gelehrten wollten mit diesen Fähigkeiten alles beherrschen, verändern und verbessern: die Natur, die Gesellschaft, den Staat und die Kirche, die Wirtschaft, die Bildung und das Rechtswesen. Was weder vernünftig zu erklären noch nützlich war, lehnten diese „Aufklärer“ ab. Sie wollten die Menschen ohne veraltete Vorstellungen zu einem besseren Leben führen. Volkssouveränität und religiöse Toleranz Im Absolutismus leitete der Fürst seine Rechte von Gott ab. Die Aufklärer glaubten, dass alle Macht vom Volk ausgeht (Volkssouveränität), das einen Teil seiner Rechte an den Fürsten abtritt. Dieser muss dafür für das Wohl seiner Untertanen sorgen, ihr Leben und ihren Besitz schützen. Kann er das nicht, hat das Volk das Recht, ihn abzusetzen. Manche Aufklärer kritisierten auch den Herrschaftsanspruch der katholischen Kirche. Sie forderten die Glaubensfreiheit für die Menschen und traten gegen den damals weit verbreiteten Hexenglauben (S. 20 f.) auf. M2 Volkssouveränität M3 Das Unglück der Impfung (Karikatur, kolorierte Radierung, um 1800, Bibliothèque Nationale, Paris) M4 Der Philosoph* Immanuel Kant* über die Aufklärung Q Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist die Unfähigkeit, seinen Verstand ohne Anleitung durch einen anderen zu gebrauchen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn es nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, ihn ohne Anleitung durch einen anderen zu gebrauchen. Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen dennoch gerne unmündig bleibt; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuspielen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. (nach: I. Kant, Was ist Aufklärung? 1784) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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