34 Absolutismus und Barock in Österreich M1 Karlskirche in Wien (Foto 2013) M4 Stift Melk in Niederösterreich (Foto 2012) Das Habsburgerreich im 18. Jahrhundert Pragmatische Sanktion Unter Kaiser Karl VI. (1711–1740) war das Habsburgerreich am größten. In den Ländern, die zu diesem Reich gehörten, lebten zahlreiche Völker mit unterschiedlicher Geschichte, Kultur, Religion und Sprache. Nur das Herrscherhaus hielt dieses uneinheitliche Reich zusammen. Um dies auch für die Zukunft zu sichern, erließ Karl VI. die „Pragmatische Sanktion“: Das Reich durfte nicht geteilt werden; ab nun war auch weibliche Erbfolge möglich. Vorbild Frankreich So wie der französische König regierte auch Karl VI. seinen Vielvölkerstaat absolut. Durch Zentralbehörden in Wien wollte er die Verwaltung des Reiches vereinheitlichen. In Österreich und Böhmen ist das auch gelungen. In Ungarn und im heutigen Belgien widersetzte sich der Adel. Am Kaiserhof in Wien ging es zwar nicht ganz so glanzvoll zu wie in Versailles, aber der Kaiser feierte dennoch gerne große Feste. Der Adel ahmte die Lebensweise des Kaisers nach. Katholische Staatsreligion Auch Karl VI. wollte einheitlich katholische Untertanen. Im Gegensatz zu Ludwig XIV., der den Protestanten die Auswanderung verbot, ließ er sie zwangsweise nach Siebenbürgen im heutigen Rumänien aussiedeln. M2 Kaiser Karl VI. (Ölgemälde von Martin Meytens (1695–1770), Uffizien, Florenz) Merkantilismus Für die Staatsführung brauchte Kaiser Karl VI. Geld. Er übernahm daher den in Frankreich so erfolgreichen Merkantilismus. Für eine aktive Handelsbilanz förderte Karl VI. Manufakturen, Handel und Verkehr. Spiegel-, Papier-, Porzellan-, Teppich- und Seidenmanufakturen erhielten Steuervorteile. In Böhmen entwickelte sich Glasindustrie, in Hainburg (NÖ) entstand eine Tabak- und in Linz eine Textilmanufaktur. Um die Waren rascher und billiger befördern zu können, wurden einfache Wege (zB über den Semmering) zu Fahrstraßen ausgebaut. Hafenstädte mussten für Waren, die im Hafen umgeladen wurden, keine Zölle zahlen. M3 Über Kaiser Karl VI. D Das Leben Karls in der Hofburg war ein wahres Vorbild an Regelmäßigkeit und Ordnung. Er stand jeden Morgen zur selben Stunde auf, saß im Kronrat, hielt Audienzen ab, speiste zu Mittag öffentlich mit seiner Gattin und beobachtete peinlich alle Regeln der Hofetikette. In der Öffentlichkeit war der Kaiser von statuenhafter Majestät. Trotzdem hatte er einen drolligen Humor und sprach mit Begeisterung breitesten Wiener Dialekt, vielleicht als Gegengewicht zu dem formellen Spanisch und Latein des Hofes. (nach: D. McGuigan, Familie Habsburg, 1977) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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