32 Frühkapitalismus und die Lehre Colberts M1 Spielkartenmanufaktur in Paris: Du siehst sieben Arbeitsgänge: Zeichnen, Einfärben der Druckstöcke, Drucken, Trocknen, Schneiden, Glätten, Sortieren. Durch Arbeitsteilung sind für jeden Arbeitsgang andere Arbeitskräfte zuständig, die jeweils immer gleiche Tätigkeiten verrichten. (französisches Gemälde, anonym, um 1680, Musée Carnavalet, Paris) Aufschwung der Städte Am Ende des Mittelalters änderte sich die Wirtschaft. Viele Städte mit ihrem Handwerk erlebten einen starken Aufschwung; doch am Land verarmten Kleinbauernfamilien und Adelige mit wenig Grundbesitz. Geldwirtschaft Die Anfänge des modernen Bank- und Kreditwesens entstanden. Eroberungen begünstigten den Fernhandel. Handelshäuser, wie das der Fugger, errichteten Filialen überall in der damals bekannten Welt und wurden sehr reich. Nicht mehr Grundbesitz, sondern verfügbares Geld war jetzt die Basis für Einfluss und Macht. Jacob Fugger Der Kaufmann aus Augsburg war um 1500 der reichste Mann Europas. Mit seinem Geld unterstützte er die Habsburger. Dafür bekam er die Rechte zum Abbau von Silber in Tirol und von Kupfer im heutigen Tschechien und der Slowakei. So beeinflusste ein Bankier die europäische Politik. Sogar auf Königswahlen hatte er Einfluss. Der Papst konnte mit Geld von den Fuggern die Schweizergarde*, die es heute noch gibt, aufbauen. Merkantilismus Kriege, der Bau prachtvoller Schlösser und die prunkvolle Hofhaltung kosteten viel Geld. Steuern und Zölle finanzierten diese Ausgaben. Als Ludwig XIV. die Regierung übernahm, war Frankreich hoch verschuldet. Seine prunkvolle Hofhaltung war teuer. Um die Einnahmen zu erhöhen, machte Ludwig XIV. Jean-Baptiste Colbert* zu seinem Finanzminister. Dieser entwickelte ein neues Wirtschaftssystem, das später „Merkantilismus“ (lat. mercator = Kaufmann) genannt wurde. M2 Jacob Fugger und sein Buchhalter Matthäus Schwarz (Zeichnung, 1518, Herzog-Anton-Ulrich-Museum, Braunschweig) M3 Colbert schrieb im Jahr 1664 an Ludwig XIV. Q Man wird sich darin einig sein, dass es allein der Reichtum an Geld ist, der die Unterschiede an Macht zwischen den Staaten begründet. Es ist sicher, dass jährlich aus Frankreich einheimische Erzeugnisse (Wein, Branntwein, Weinessig, Eisen, Obst, Papier, Stoffe, Eisenwaren, Seide) von sehr großem Wert für den Verbrauch im Ausland hinausgehen. Das sind die Goldminen unseres Königreiches, um deren Erhaltung wir uns sorgfältig bemühen müssen. Je mehr wir die Handelsgewinne, die die Holländer uns abnehmen, je mehr wir auch den Verbrauch der von den Holländern eingeführten Waren verringern können, desto mehr vergrößern wir die Menge des hereinströmenden Bargeldes und desto mehr vermehren wir die Macht, die Größe und den Reichtum des Staates. Die Kaufleute sollten in allen Angelegenheiten ihres Handels unterstützt werden. Ebenso die Manufakturen. Im Innern müssen Landstraßen ausgebessert und die Flüsse schiffbar gemacht werden. (nach: W. Lautemann u.a., Geschichte in Quellen, 1966) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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