26 Einbeziehen statt Einsperren M1 Narrenturm“ in Wien (Foto 2018, Illustration 2024) a) Eingang b) zwei Höfe c) Wohnung der Aufseher d) „Narrenbehältnisse“ mit einem Bett und Plumpsklo e) Gang Ausgrenzung Bis ins 20. Jh. durften Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen kaum am öffentlichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben. Sie mussten oft abgesondert leben. In wohlhabenden Familien oder auf Bauernhöfen konnten sie mit ihrer Familie leben und sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten durch kleine Hilfsdienste nützlich machen. Wenn diese Möglichkeit nicht bestand, waren sie auf Unterstützung durch gutherzige Mitmenschen oder die Kirche angewiesen. Betteln Beeinträchtigte Menschen im Mittelater und in der frühen Neuzeit bettelten, um überleben zu können. An den Toren von Städten oder Kirchen baten sie um Almosen (= griechisch für Mitleid, Erbarmen). Ab dem 14. Jh. versuchten Städte, das Betteln zu regeln: Wer betteln wollte, musste ein Bettelzeichen auf der Kleidung tragen. Wer arbeitsfähig war und trotzdem lieber betteln wollte, durfte dies an Werktagen nicht tun. Ab dem 16. Jh. versuchten Stadträte das Betteln einzuschränken. Almosenämter unterstützten jetzt die Bedürftigen. Reformation In der Zeit der Reformation kam also die Versorgung der Schwächsten in der Gesellschaft von der Zuständigkeit der Kirche in die der weltlichen Herrschaft: Martin Luther und andere Reformatoren betonten zwar die biblische Pflicht, Bedürftige zu unterstützen, betonten aber auch, dass tägliche Arbeit eine christliche Pflicht sei. M2 Philipp II. von Spanien im Rollstuhl (Zeichnung, 1595) M3 Rollstuhl mit Handkurbel: Der Uhrmacher Stefan Farffler aus Nürnberg, der nicht mehr aus eigener Kraft gehen konnte, entwarf diesen Rollstuhl, um selbstständig sonntags in die Kirche zu kommen. (Zeichnung, um 1655) M4 „Der verlorene Prinz“: John von Großbritannien und Irland D Prinz John von Großbritannien und Irland (1905–1919) war der jüngste Sohn des späteren Königs Georg IV. von Großbritannien. Aber er litt unter Epilepsie und Autismus und musste daher getrennt von seiner Familie mit einem Kindermädchen auf einem Landgut leben. Seine Geschwister nannten ihn nur das „Monsterkind“ und durften in der Öffentlichkeit nicht über ihn reden. Sein ältester Bruder, der spätere König Edward VIII., nannte die Krankheit seines Bruders John einmal „eine Schande“. Nur die Großmutter Alexandra besuchte John oft und beschäftigte sich mit ihm. Wegen seines tragischen Schicksals wird Prinz John auch der „verlorene Prinz“ genannt. Ein Film aus dem Jahr 2003 trägt den Titel „The Lost Prince“. (nach: de-academic.com, 2023) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy MjU2NDQ5MQ==