Zeitbilder 3, Schulbuch

24 Geschlechterrollen damals und heute M3 „Dr. Elizabeth Squills hat kaum Zeit, im Wohnzimmer ihres Mannes ein hastiges Mahl zu sich zu nehmen und einen schnellen Blick in die Tageszeitungen zu werfen.“ (Karikatur, George du Maurier (1834–1896), Punch, 1867) Mädchen und Bub Bis zum frühen 20. Jh. erhielten Buben meist eine Ausbildung, die der Stellung des Vaters entsprach. Die Erziehung und Ausbildung der Mädchen waren oft darauf ausgerichtet, dass sie gute Mütter, gehorsame Ehegattinnen und tüchtige Hausfrauen wurden. Viele adelige Familien und das wohlhabende Bürgertum ließen aber auch den Töchtern eine gute Schulbildung zukommen. Frau und Mann Die Rolle von Frauen und Männern in der Gesellschaft und auch die Eigenschaften, die sie haben sollten, waren genau festgelegt. Heute können viele Menschen vor allem in den Industrieländern selbst festlegen, wie sie ihr Leben gestalten möchten. Diese Entwicklung hat in den letzten hundert Jahren begonnen und ist noch nicht mit einer völligen Gleichstellung der Geschlechter abgeschlossen. M1 Ausbildung einer christlichen Frau Q Die Spiele, die ein Mädchen in diesem Alter braucht, müssen anständig sein. Auch die Neigung zum Tratschen darf nicht gefördert werden. Man soll versuchen, das spielerisch zu fördern, was Mädchen später brauchen. Man soll ihnen tugendhafte kleine Geschichten erzählen. Puppen sollen sie keine haben, denn sie sind eine Art Götzendienst und fördern und steigern nur die Eitelkeit. Dagegen halte ich kleine Küchengeräte aus Zinn und Blei für empfehlenswertes Spielzeug. Die Kinder spielen gerne damit und lernen so spielerisch Namen und Verwendung der einzelnen Gegenstände kennen. Ist ein Mädchen alt genug, soll es das lernen, was zur Bildung des Geistes und zur Führung eines Haushaltes gehört. Es soll also die Buchstaben lernen, zugleich aber auch das Spinnen, eine Kunst, die im Haushalt nützlich ist und Genügsamkeit fördert, die Frauen besonders haben sollen. (nach: J. L. Vives, De institutione feminae Christianae, Oxford, 1523) M2 Verordnung aus Steinecken an der Mosel 1506 Q Wenn eine Frau während der Ernte im Kindbett liegt und sie hat einen Sohn, so mag sie mit einem Frontag drei Frontage vergelten, und hat sie eine Tochter, so mag sie mit einem zwei Frontage vergelten. (nach: J. Grimm: Weistümer, 1840) M4 Huy! und Pfuy! der Welt Q Nachdem Gott den Menschen erschaffen, da hat er den siebenden Tag geruhet, dahero der Mensch in lauter siebene bestehet. In der siebenden Wochen nach der Empfängnuss bekommt der Mensch in Mutter-Leib seine erste Gestalt; in dem siebenden Monat seine ganze Vollkommenheit; im siebenden Monat nach der Geburt gehen ihm die Zähne auf, im siebenden Jahr zeigt sich der Verstand, im zweimal sieben Jahr stüpflet die erste Woll heraus um die Lefzen, im dreimal sieben Jahr wächst der Bart; in viermal sieben Jahr hat der Mensch seine vollkommene Stärke; im fünfmal sieben Jahr ist der Mensch in der Natur zum vollkommensten; im sechsmal sieben Jahr, da hat der Mensch den allerbesten Verstand; im siebenmal sieben Jahr, da ist der Mensch in seinem besten Alter; im achtmal sieben Jahr, da ist der Mensch zu allen guten Rathschlägen am allertauglichsten, im neunmal sieben Jahr, da nehmen die Kräfte ab; im zehnmal sieben Jahr ist meist das End des Lebens. (nach: Abraham a Santa Clara, Huy! und Pfuy! der Welt. 1701) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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