Anwendungsbereich 1: Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen aus europäischer Perspektive 21 15. Jh. 18. Jh. Verleumdung Früher glaubten viele Menschen, dass manche Personen magische Kräfte hätten. Sie schrieben unerklärliche Ereignisse ihrem Zauber zu. Fiel etwa die Ernte gering aus, verendete das Vieh im Stall, erkrankte jemand oder starb ein Kind, brachten sie dies oft mit Zauberei in Zusammenhang. Bakterien und Viren als Krankheitserreger waren noch unbekannt. Daher versuchten die Menschen auch, mit Zaubermitteln zu heilen. Eine Kälteperiode ab dem 15. Jh. führte zu Missernten; im Dreißigjährigen Krieg (S.19) verwüsteten die Heere Felder, Dörfer und Städte. Als Folge des Krieges kam es zu Hungersnöten und Seuchen. Dafür machten viele Menschen angebliche „Hexen“ und „Hexer“ verantwortlich. Magische Kräfte hätten einen Schadenszauber bewirkt. Sie zeigten die, die sie für schuldig hielten – etwa unbeliebte Nachbarn – an. Kam es zur Verurteilung, erhielten die, die angezeigt hatten, einen Geldbetrag oder ein Drittel des Vermögens der Angeklagten. Der Großteil fiel an den Landesherren. Folter Um das Jahr 1486 veröffentlichte ein Dominikanermönch den „Hexenhammer“. Dieses Buch war frauenfeindlich und enthielt genaue Anweisungen für Verhör und Folter. Gerichte nahmen es lange als Grundlage für Hexenprozesse. Da Richter das Buch meist willkürlich auslegten, schuf Kaiser Karl V. mit einem Strafgesetzbuch klare Regeln. Verdächtige kamen vor ein Gericht mit Folter. Das Geständnis ließ so nicht lange auf sich warten. Dabei wünschten die Richter die Nennung anderer „Hexen“ und „Hexer“. So gingen die Hexenprozesse immer weiter. M5 Altsteirischer Liebeszauber Q Die Menschen kannten auch Liebeszauber: Will man, dass sich jemand sehr in einen verliebt, dann sollte man ganz vorsichtig mit einer Nadelspitze den ersten Buchstaben des eigenen Vornamens in einen roten Apfel stechen, und zwar so, dass man die Löcher nicht sehen kann. Dann bietet man dem, den man heimlich liebt, den Apfel an. Wenn er oder sie den Apfel gegessen hat, verliebt er sich sofort in einen. (nach: G. Köstler, Geheimnis und Zauber im Alpenland, 1980) M6 Hexenschuss: Ein plötzlicher Krampf im Rücken fühlt sich oft an, als hätte einem eine Hexe ins Kreuz geschossen. (kolorierter Holzschnitt, Ulrich Molitor (1442–1507), 1484) 1 Arbeite aus M1 heraus, was der Hexenverfolger Binsfeld als Hexerei darstellt. Beurteile, ob diese Darstellung der Wirklichkeit entsprechen konnte. (HOK III) 2 Erkläre M2 in eigenen Worten. (HMK II) 3 Arbeite aus M3 das Frauenbild des Autors des Hexenhammers heraus. Ermittle aus dem Schulbuchtext und M3 die Gründe für Anklagen wegen Hexerei. (HSK II) 4 Ermittle auf dieser Doppelseite drei Formen von vermeintlicher Zauberei. Ordne sie den in M1 und M6 dargestellten Szenen zu. (HSK II) 5 Arbeite aus M4 heraus, wo Kinder heute noch der Hexerei angeklagt werden. Vergleiche M4 mit dem Schulbuchtext. Nenne die Gründe für derartige Anklagen. Erläutere die Folgen für die betroffenen Kinder. (HOK II) 6 Begründe, warum in Hexenprozessen die Folter angewandt wurde. Nimm Stellung, ob Folter zur Wahrheitsfindung beitragen kann. (HOK III) 7 Entwickelt Vorschläge, wie Menschen heute vor einer Hexenverfolgung wie in M4 beschrieben sicher sein können. (HOK III) 8 Analysiere M5. Erkläre, woraus die Macht über den geliebten Menschen entstehen soll. Beurteile, in welchen Situationen die Überlegung „Namen kennen = Macht haben“ ihre Berechtigung hat. (HMK II, HOK III) 9 Arbeite aus M6 heraus, wie laut Meinung des Künstlers Schmerzen entstehen. (HMK I) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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