Anwendungsbereich 1: Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen aus europäischer Perspektive 19 M5 Prager Fenstersturz (Holzschnitt, spätere Kolorierung, Warhafftige Zeitung, 1618) M4 Andreas Gryphius, Thränen des Vaterlandes Q Wir sind doch nunmehr gantz/ja mehr denn gantz verheeret! Der frechen Völcker Schaar/die rasende Posaun Das vom Blutt fette Schwerdt/die donnernde Carthaun/ Hat aller Schweiß/und Fleiß/und Vorrath auffgezehret. Die Türme stehn in Glutt/die Kirch ist umgekehret. Das Rathauß ligt im Grauß/die Starcken sind zerhaun/ Die Jungfern sind geschänd’t/und wo wir hin nur schaun Ist Feuer/Pest/und Tod/der Hertz und Geist durchfähret. Hir durch die Schantz und Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt. Dreymal sind schon sechs Jahr/als vnser Ströme Flutt/ Von Leichen fast verstopfft/sich langsam fort gedrungen. (A. Gryphius, Freuden vnd Trauer-Spiele) 16. Jh. 17. Jh. Der Dreißigjährige Krieg – Kampf um Glauben und Macht Union gegen Liga Durch den Augsburger Religionsfrieden bestimmten die Landesfürsten den Glauben ihrer Untertanen, die also keine Religionsfreiheit hatten. In Mittel- und Norddeutschland herrschten protestantische Landesherren, in Bayern und Österreich katholische. Protestantische Fürsten und Stadtherren schlossen ein Bündnis gegen den katholischen Kaiser, die Union, die kaisertreuen gründeten daraufhin die Liga. Prager Fenstersturz In Böhmen* regierten die katholischen Habsburger. Die Adeligen hatten Religionsfreiheit. Adel und Bevölkerung waren mehrheitlich evangelisch. Doch 1618 ließ der Erzbischof von Prag eine neue protestantische Kirche abreißen. Der habsburgische König wies die protestantische Beschwerde ab. Etwa hundert Adelige stürmten die Prager Burg und warfen zwei kaiserliche Räte und den Schreiber aus dem Fenster in den Burggraben. Die Protestanten setzten den König ab und wählten den Anführer der Union zum neuen König. Es kam zum Krieg. Kaiserliche Truppen siegten vor Prag. Die Protestanten mussten katholisch werden oder auswandern. Ausweitung des Krieges Der Krieg griff nun auf alle deutschen Länder über. Der dänische und der schwedische König kamen den Protestanten zu Hilfe. Der Schwedenkönig marschierte mit seinem Heer in das katholische Bayern ein. Der kaiserliche Feldherr Wallenstein* besiegte ihn. Daraufhin trat das katholische Frankreich gegen die katholische Liga in den Krieg ein. Der Glaubenskrieg war zum Kampf um die Vormacht in Europa geworden. Westfälischer Friede Die Kämpfe dauerten viele Jahre. Heere marschierten durch Mitteleuropa, brannten Häuser nieder, plünderten, vergewaltigten und mordeten. In manchen Gegenden starben mehr als zwei Drittel der Bevölkerung. Doch keine Kriegspartei konnte einen Sieg erringen. Der Krieg endete durch Erschöpfung. Fast 30 Jahre nach dem Prager Fenstersturz begannen die Friedensverhandlungen in den westfälischen Städten Münster und Osnabrück. Die wichtigsten Ergebnisse des Westfälischen Friedens waren: Die Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens (1555) zur Religion der Untertanen gelten weiterhin. Das Reich zerfällt in über 300 Einzelstaaten, der Kaiser ist nur noch dem Namen nach Oberhaupt. Schweden und Frankreich werden durch Gebietsgewinne zu Großmächten. 1 Gib die Forderung in M1 in eigenen Worten wieder. Vergleiche sie mit der Zusammenfassung der Artikel M2. Ermittle, welcher Forderung M1 entspricht. (HMK II) 2 Formuliere die in M2 zusammengefassten Artikel der Bauern als Wünsche („Wir wünschen uns …“). Gib jeweils eine Begründung für den Wunsch an („weil …“). (HSK III) 3 Beschreibe M3. Erläutere, wie der Künstler die Rolle Martin Luthers darstellt. Prüfe, welche Stelle im Schulbuchtext das Bild illustriert. (HMK II) 4 Recherchiere die Bedeutung der Wörter in M4, die du nicht kennst. Gib M4 in eigenen Worten wieder. (HMK II) 5 Ermittle anhand der Zeitangaben im Schulbuchtext und in M4, wann Gryphius das Gedicht schrieb. (HSK II) 6 Vergleiche das Gedicht M4 mit dem Schulbuchtext. Ermittle übereinstimmende Aussagen und markiere sie. (HSK II) 7 Vergleiche die in M5 dargestellte Szene mit dem Schulbuchtext. Zähle die Übereinstimmungen auf. (HMK II) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy MjU2NDQ5MQ==