Zeitbilder 3, Schulbuch

18 Die Bauernkriege und der Dreißigjährige Krieg M3 Luther predigt in Seeburg gegen den Bauernkrieg. (Radierung, Gustav König (1808–1869), 1847, spätere Kolorierung, Sammlung Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin) Armut der bäuerlichen Bevölkerung Um 1500 verschlechterte sich die Lage vieler Bauernfamilien. Bevor sie ihre eigenen Felder bebauen durften, mussten sie für den Grundherrn arbeiten (= Frondienst). Oft erhöhten die Grundherren die Abgaben und verlangten lieber Geld statt Naturalien. Das hatten die Bauern aber nur, wenn sie etwas auf dem Markt verkaufen konnten. Außerdem entzogen ihnen die Grundherren immer öfter alte Rechte, zB in den Wäldern Brenn- und Bauholz zu schlagen, zu jagen oder zu fischen. Daher bestanden ihre Mahlzeiten vor allem aus Roggenbrot, Hirsebrei und ein bisschen Gemüse. Viele Grundherren sahen die bäuerliche Bevölkerung als ihr Eigentum an. Sie durfte nur mit deren Zustimmung heiraten oder wegziehen. Luther Martin Luther hatte geschrieben: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan!“ Damit meinte er die Glaubensfreiheit. Viele Bauern aber bezogen diesen Satz auf ihr Leben und auf Freiheit und Gerechtigkeit. Luther lehnte den bewaffneten Kampf der Bauern ab. Im Bauernkrieg stellte er sich auf die Seite der Fürsten und verlangte die Vernichtung der aufständischen Bauern. Bauernkriege Immer wieder wehrten sich unzufriedene Bauern. Doch vereinzelte Aufstände waren chancenlos. So schlossen sie sich mit Handwerkern und Bergleuten zusammen. In den „Zwölf Artikeln“ schrieben sie 1525 ihre Forderungen nieder. Die „Zwölf Artikel“ verbreiteten sich als Flugschriften im Reich. Doch die meisten Grundherren wollten diese Forderungen nicht erfüllen. Daher griffen Bauern in Süddeutschland, in Tirol, Salzburg und der Steiermark zu den Waffen, eroberten Schlösser und Burgen, zerstörten Klöster und besetzten Städte. Aber die Bauernheere schlossen sich nie zusammen, sondern kämpften in kleineren so genannten Haufen. Die viel besser ausgerüsteten Adelsheere besiegten daher 1526 diese bäuerlichen Truppen. Mindestens 100 000 Bauern wurden bei den Kämpfen und anschließenden Strafgerichten getötet. M1 Einer der zwölf Artikel der Bauern Q … ist bisher im Brauch gewesen, daß kein armer Mann nit Gewalt gehabt hat, das Wildbret, Gefigel (= Vögel) oder Fisch in fließenden Wasser nit zu fachen (= fangen) zugelassen werden, welchs uns ganz unziemlich und unbrüderlich dunkt, sunder eigennützig und dem Wort Gotts nit gemäß sein. (nach: Die zwölf „Hauptartikel aller Bauernschaft“, 1524) M2 Die Forderungen der Bauern D Die Bauern wollen keinen Aufruhr und keine Gewalt, nur die Lehren des Evangeliums: Frieden. Geduld und Einigkeit sollen Wirklichkeit werden. 1. Die Gemeinde soll ihren Pfarrer selbst wählen. 3. Aufhebung der Leibeigenschaft, aber Gehorsam gegenüber der von Gott eingesetzten Obrigkeit 4. freie Jagd und freier Fischfang 5. Wiederherstellung des Rechts, aus dem Gemeindewald frei Holz entnehmen zu dürfen 6. Herabsetzung der Frondienste auf ein erträgliches Maß 8. Steuern und andere Abgaben sollen je nach Ertrag neu festgesetzt werden. (nach: W. Rüdiger, Die Welt der Renaissance, 1970) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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