150 Nationale Identitäten – stolz auf „(m)ein“ Land M1 Österreichischer Patriotismus (Foto 2015) M4 Zu nationalen Symbolen gehören die Flagge, ein Staatswappen und die Nationalhymne. (Fotos 2016) Woher bist du? Auf diese Frage hast du wahrscheinlich schon unterschiedliche Antworten gegeben. Im Ausland hast du vielleicht gesagt: „aus Österreich“, bist du außerhalb deines Bundeslandes: „aus Salzburg, aus Wien, …“. Innerhalb deines Bundeslandes gibst du vielleicht deinen Wohnort an (zB „aus Linz“, …). Die meisten Menschen empfinden ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer oder mehreren Nationen. Sie besitzen also eine oder mehrere nationale Identitäten. Gleichzeitig kann jemand aber auch eine oder mehrere regionalen Identitäten (zB Tirolerin, Kufsteinerin) haben. Welche dieser Identitäten als wichtiger empfunden wird, hängt vom Standort und der Situation ab. Nation Viele Menschen verstehen unter Nation eine Gemeinschaft von Menschen mit gemeinsamer Sprache, Kultur, Abstammung und Geschichte. Man nennt diese Form von Nation Kulturnation. Eine andere Vorstellung von Nation ist die Willensnation: In ihr fühlen sich die Menschen nicht unbedingt durch Sprache, Kultur, Hautfarbe und Herkunft verbunden. Sie bekennen sich zu gemeinsamen Grundwerten und Zielen, sie zeigen in ihrem Zusammenleben den Willen, sich zu dieser Gemeinschaft und deren Werten zu bekennen. M2 Fan der britischen Royals (Foto 2011) M3 Haus mit einer amerikanischen Flagge (Foto 2018) M5 Interview mit dem Historiker Manfried Rauchensteiner Q KURIER: Herr Rauchensteiner, vor 100 Jahren hatte Österreich nicht einmal den Mut zur Existenz, war geschrumpft und ein Armenhaus. Heute besitzen wir einen Nationalstolz. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Rauchensteiner: Das heutige Österreich hat nun zu einem Normalmaß an Nationalstolz gefunden, denn der war in den 1970-er und 1980-er Jahren sehr übersteigert. Damals zeigten Untersuchungen, dass wir in der Frage des nationalen Bewusstseins vor Frankreich lagen und nur knapp hinter den USA. Heute kann man sagen: Österreich hat seine Identität gefunden. KURIER: Der Nationalstolz hat sich also in den 1970-er Jahren entwickelt. Was war die Ursache? Rauchensteiner: Österreich hatte in der Welt zweifellos Geltung gehabt und immer mehr davon bekommen. Wir sind mehrfach in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen gewählt worden. Wir haben mit Kurt Waldheim den Generalsekretär der UNO gestellt. Es gab den wirtschaftlichen Aufschwung, das alles hat die übersteigerte Identitätsbildung ausgelöst. (nach: Kurier, 11.11.2018) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy MjU2NDQ5MQ==