Zeitbilder 3, Schulbuch

Anwendungsbereich 1: Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen aus europäischer Perspektive 15 M4 Flugblatt zum Ablasshandel (Holzschnitt, um 1546) Auf diesem Flugblatt ist zu lesen: „Johannes Tezelius Dominicaner Münch (= Mönch) mit seinen Römischen Ablaßkram / welchen er im Jahr Christi 1517 in Deutzschenlanden zu marckt gebracht / wie er in der Kirchen zu Pirn (= Stadt in Sachsen) in seinem Vaterland abgemahlet (= gemalt) ist. O ihr deutschen mercket mich recht / Des heiligen Vaters Papstes Knecht / Bin ich / und bring euch itzt allein / zehn tausend und neunhundert carein (= Zeiten der Buße) / Gnad und Ablaß von einer Sünd / Vor euch / ewer Eltern / Weib und Kind / Sol ein jeder gewehret sein so viel ihr legt ins Kästelein / So bald der Gülden im Becken klingt / Im huy die Seel im Himel springt /“ Martin Luther Gnade Gottes statt Ablass Der deutsche Mönch Martin Luther* war gegen den Ablasshandel. So, wie er die Bibel verstand, konnte ein Mensch ausschließlich durch seinen Glauben und durch die Gnade Gottes zum ewigen Leben gelangen und nicht durch gute Taten und schon gar nicht mit Geld. Luther fasste seine Kritik in 95 Thesen (= Lehrsätzen) zusammen und stellte sie am 31.10.1517 öffentlich zur Diskussion. Mithilfe des neuen Buchdrucks (S.12) verbreitete sich seine Schrift sehr rasch. Kirchenbann und Reichsacht Der Papst erklärte 41 dieser Thesen für falsch. Er drohte Luther den Kirchenbann (= Ausschluss aus der Kirche) an, wenn er nicht widerrief. Doch Luther warf bei einer Bücherverbrennung kirchenrechtlicher Bücher in Wittenberg (Sachsen) das Schreiben des Papstes ins Feuer. Damit wurde der Kirchenbann wirksam. 1521 lud Kaiser Karl V.* Luther vor den Reichstag in Worms und versprach ihm freies Geleit*. Aber auch dort weigerte sich Luther, seine Aussagen zurückzunehmen. Der Kaiser verbot Luthers Schriften und verhängte über ihn die Reichsacht*. Nach drei Tagen für die Heimreise war Luther vogelfrei – jeder durfte ihn straflos töten. Sein Landesherr, Kurfürst Friedrich von Sachsen, ließ Luther, um ihn zu schützen, auf der Heimreise zum Schein überfallen und auf die Wartburg* bringen. Bibelübersetzung Auf der Wartburg übersetzte Luther das Neue Testament aus dem Lateinischen ins Deutsche. Später fügte er die Übersetzung des Alten Testamentes hinzu. Diese „Lutherbibel“ wurde gedruckt und oft verkauft. Viele Menschen lernten erst durch sie lesen (S.10). Luther hat damit eine einheitliche deutsche Schriftsprache geschaffen. Seine Lehren lösten die religiöse Bewegung der Reformation aus. Diese führte schließlich zur Kirchenspaltung, die Luther selbst nie beabsichtigt hatte. 1 Liste anhand des Schulbuchtextes die Zustände in der Kirche auf, mit denen viele Gläubige unzufrieden waren. (HSK I) 2 Beschreibe die Karikatur M1. Bewerte, dass sich der Künstler offen über religiöse Anschauungen seiner Mitmenschen lustig machte. (HMK III) 3 Arbeite aus drei Thesen (M2) die wesentliche Aussage heraus. Formuliere sie in einem Satz. (HSK III) 4 Recherchiere zu Lucas Cranach und seiner religiösen Überzeugung. Erläutere, was er mit der Darstellung M3 ausdrücken wollte. Erkläre, wie Lucas Cranach seine Kritik zum Ausdruck bringt. (HMK II) 5 Beschreibe das Flugblatt M4. Erkläre den Vorgang, der hier dargestellt wird. Gib die Rede Tetzels in der Bildunterschrift in heutigem Deutsch wieder. Vergleiche die Aussagen des Flugblattes mit Luthers Thesen. Weise nach, dass der Künstler des Flugblattes die Thesen gekannt haben muss. (HMK II) 6 Untersuche mithilfe dieser Doppelseite die Gründe für und die Auswirkungen des Ablasshandels. (HSK III) 7 Diskutiert in der Klasse, ob es auch heute noch Menschen gibt, die versuchen, mit den Ängsten ihrer Mitmenschen oder mit dem Versprechen auf Rettung Geld zu verdienen. (HOK III) 16. Jh. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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