Zeitbilder 3, Schulbuch

14 Die Kirche verweigert Erneuerungen M1 Luther und der Teufel (Holzschnitt, Petrus Sylvius (1470–1547), Leipzig, 1535) M3 Flugblatt von Lucas Cranach dem Jüngeren (1515–1586): links eine Predigt Martin Luthers, rechts eine Darstellung des katholischen Ablasshandels als reine Maßnahme zur Geldbeschaffung (kolorierter Holzstich, 1545) Missstände Luxusleben Im Mittelalter bestimmte die Kirche, wie sich Menschen verhalten sollten. Sie legte fest, was als richtig oder falsch, gut oder böse galt. Doch viele der höchsten Kirchenmänner hielten sich oft nicht an diese Vorschriften. Gegen Ende des Mittelalters nahmen die Missstände in der Kirche zu. Im Vatikan* lebten die Päpste in großem Luxus und verkauften hohe kirchliche Ämter wie zB das Bischofsamt auch an Menschen, die keine Geistlichen waren. Vielfach erhielten auch Verwandte oder Freunde gute Kirchenposten, so dass sie dann luxuriös leben konnten. Die Gläubigen bezahlten das durch neue Steuern. Lateinische Bibel Die Bibel war lateinisch und durfte nicht übersetzt werden. So kam es, dass viele Gläubige nicht einmal das „Vaterunser“ beten konnten oder die zehn Gebote kannten. Geistliche verdienten so wenig, dass sie daneben oft als Gastwirte oder Bauern arbeiteten. Ablasshandel Um Vergebung für ihre Sünden zu erlangen, müssen Katholiken beichten, bereuen und ein gutes Werk verrichten. So konnten sie einen Ablass (= Nachlass) ihrer Strafe bekommen. Durch den Kauf so genannter Ablassbriefe wollten viele Gläubige ihre Jahre im Fegefeuer verkürzen. Der Handel mit dem Ablass wurde zum großen Geschäft. Im Jahr 1506 beschloss der Papst, über dem Grab des Apostels Petrus in Rom statt der bisherigen Kirche den Petersdom bauen zu lassen. Er bezahlte den Bau auch durch den Verkauf von Ablassbriefen. Immer wieder forderten Geistliche Erneuerungen. Manche von ihnen bezahlten als Ketzer* dafür mit dem Leben. M2 Aus den 95 Thesen Luthers, 31.10.1517 Q 6. Der Papst kann nicht irgendeine Schuld erlassen; er kann nur erklären und bestätigen, sie sei von Gott erlassen. 21. Es irren diejenigen Ablassprediger, die da sagen, dass ein Mensch durch Ablässe des Papstes von jeder Strafe gelöst und errettet wird. 27. Lug und Trug predigen diejenigen, die sagen, die Seele erhebe sich aus dem Fegefeuer, sobald die Münze klingelnd in den Kasten fällt. 36. Jeder Christ, der aufrichtig bereut, hat vollkommenen Erlass von Strafe und Schuld – auch ohne Ablassbriefe. 43. Man muss die Christen lehren: Wer einem Armen gibt oder einem Bedürftigen leiht, handelt besser, als wenn er Ablässe kaufte. 86. Warum baut der Papst, dessen Reichtümer heute weit gewaltiger sind als die der mächtigsten Reichen, nicht wenigstens die eine Basilika des Heiligen Petrus mehr von seinen eigenen Geldern als von denen der armen Gläubigen? (nach: Evangelische Kirche Deutschland EKD, 95 Thesen, 2023) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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