Zeitbilder 3, Schulbuch

130 Der Erste Weltkrieg: Ursachen und Anlass M1 Sarajewo-Museum 1878–1918 (Foto 2014) M4 Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges Q Alle Seiten haben für einen Konflikt gerüstet. Aber keine der Großmächte hat einen Krieg geplant gegen eine andere Großmacht. Unter bestimmten Umständen waren natürlich alle Regierungen zum Waffengang bereit. Das Problem war nur, dass die Verantwortlichen auf beiden Seiten im Juli 1914 glaubten, dass der Feind einen Krieg anstrebe. Und dass sie bereit waren, ihn zu akzeptieren. Die Tragik dieses Jahres ist, dass niemand gesagt hat: Wir wollen den Krieg nicht, selbst wenn der Gegner ihn will. (nach: C. Clark, 1914, GeoEpoche, 02/2014) Wettrüsten und Nationalitäten Der Imperialismus der europäischen Großmächte hatte schon seit Jahrzehnten zu Spannungen geführt. Die Militärausgaben stiegen. Der rasche Aufbau der deutschen Flotte beunruhigte die Seemacht Großbritannien. Einige Nationalitäten im Habsburgerreich forderten eigene Nationalstaaten. Serben, Italiener und Rumänen, die in der Habsburgermonarchie lebten, forderten den Anschluss an ihre Nationalstaaten. Krisengebiet Balkan Österreich-Ungarn hatte die seit 1878 besetzten Gebiete Bosnien und Herzegowina angeschlossen. Das provozierte besonders Russland. Es sah sich nämlich als Schutzmacht aller Slawen auf dem Balkan. Schon vor 1914 kam es auf dem Balkan häufig zu Krisen und Krieg. Geheimbündnisse und Militärblöcke Das Misstrauen unter den europäischen Staaten wurde größer. Daher schlossen sie Geheimbündnisse und versprachen gegenseitige Hilfe im Kriegsfall. Um 1914 war Europa in zwei militärische Blöcke gespalten: Die Mittelmächte umfassten Deutschland, Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich, Bulgarien und Italien (bis 1915). Zu den Alliierten, der Entente (frz.: = Einvernehmen), gehörten Frankreich, Russland, Großbritannien, Italien (ab 1915), die USA (ab 1917) und viele weitere Staaten. M2 Titelseite der Kronen Zeitung, 29.6.1914 M3 Friseur Marosi, Augenzeuge des ersten Attentatsversuches am 28.6.1914 Q Ich befand mich an der Ecke der Schumußgasse, als die Automobile des erzherzoglichen Zuges vorbeikamen. Im ersten fuhr der Polizeikommandant, im zweiten der Bürgermeister. Diesem folgte das Auto, in dem der Erzherzog-Thronfolger, seine Gemahlin und Landeskommandierender Potiorek saßen. Ich bemerkte, wie ein junger Mann sich dem Quaigeländer näherte und einen Gegenstand gegen das Automobil des Thronfolgers schleuderte. Der Mann war neben einem zweiten gestanden, der sich sofort nach dem erfolgten Wurf ruhigen Schrittes entfernte. Ich sah, wie der Gegenstand auf das Auto aufschlug, und bemerkte eine schwache Rauchspur, die dem in der Luft fliegenden Wurfgeschosse folgte. Den geworfenen Gegenstand, es war die Bombe – sah ich dann unmittelbar hinter dem Auto des Erzherzogs explodieren. Ein furchtbarer Krach ertönte. Wie ich gesehen hatte, dass der fremde Mann einen Gegenstand weggeworfen hatte, eilte ich auf ihn zu. Er hatte mich aber bemerkt und sprang über die Quaimauer in die Miliaca. Ich setze ihm nach, und schon war auch ein Detektiv bei mir, der den Mann mit vorgehaltenem Revolver anschießen wollte. Ich rief dem Detektiv zu: „Nicht schießen! Wir müssen ihn lebend bekommen!“ (nach: Illustriertes Wiener Extrablatt, Ausgabe 12 Uhr Mittag, 29.6.1914) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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