Zeitbilder 3, Schulbuch

112 Kolonialismus aus der Perspektive der Unterdrückten M1 Mahatma Gandhi arbeitet an einem Spinnrad. (Illustrierte Zeitung, Leipzig, 1931) Indien: Revolution ohne Gewalt Bereits nach dem Ersten Weltkrieg strebte Indien nach Unabhängigkeit von Großbritannien. Im Zweiten Weltkrieg unterstützte Indien die Briten mit Soldaten und Material in der Hoffnung auf Unabhängigkeit nach dem Krieg und suchte mit dem Beschluss „Quit India“ (= „Gebt Indien auf!“) 1941 offiziell darum an. Mahatma Gandhi Der indische Anwalt und Politiker war zur Symbolfigur für die Freiheit Indiens geworden. Er trat immer für politische Selbstbestimmung durch gewaltlosen Widerstand ein, setzte aber auf zivilen Ungehorsam: Er hielt sich nicht an britische Gesetze. So ging er mit seinen Anhängerinnen und Anhängern fast 400 km zum Arabischen Meer, um dort etwas Salz zu gewinnen. An sich durften nur Briten Salz gewinnen, handeln und dafür Steuern kassieren. Gandhi trug nur Gewand aus handgesponnener indischer Baumwolle. Unabhängigkeit 1947 entließ Großbritannien das Land in die Unabhängigkeit, allerdings entstanden auf seinem Gebiet zwei Staaten: das mehrheitlich muslimische Pakistan und das mehrheitlich hinduistische* Indien. Beide Staaten wurden Mitglieder des Commonwealth of Nations. Um die Region Kaschmir im Himalaya gibt es zwischen ihnen immer wieder Auseinandersetzungen. M2 Mahatma Gandhi vor Downing Street 10 (= Amtssitz der britischen Premierministerinnen und Premierminister) in London, 3.11.1931 M3 „Quit India“ Q Es gibt Menschen, die in ihren Herzen Hass für die Briten hegen. Ich habe von Leuten gehört, die von ihnen angewidert sind. Das einfache Volk unterscheidet nicht zwischen einem Briten und der imperialistischen Form ihrer Regierung. (nach: M. Gandhi, Rede „Quit India“, 1942) M4 „Quit India“ Q Gewaltlosigkeit ist eine unvergleichliche Waffe, die jedem helfen kann. Ich weiß, dass wir mit dem Weg der Gewaltlosigkeit noch nicht viel erreicht haben, und falls solche Veränderungen zustande kommen, dann ist es das Ergebnis unserer Arbeit während der letzten zweiundzwanzig Jahre und dass Gott uns geholfen hat. Als ich den Slogan „Quit India“ erhob, spürten die verzweifelten Menschen in Indien, dass ich ihnen eine neue Sache vorgelegt hatte. Wenn ihr echte Freiheit wollt, müsst ihr euch vereinen, und eine solchen Vereinigung wird eine wahre Demokratie schaffen, wie sie bisher noch nicht bezeugt oder versucht worden ist. Ich habe viel über die Französische Revolution gelesen. Ich spüre große Bewunderung für das französische Volk, und Jawaharlal (= ein politischer Unterstützer) hat mir alles über die russische Revolution erzählt. Aber ich behaupte, obwohl ihr Kampf ein Kampf für das Volk war, war es kein Kampf für wirkliche Demokratie, den ich vorhabe. Meine Demokratie bedeutet, dass jedermann sein eigener Herr ist. Ich habe ausreichend die Geschichte studiert, und ich habe ein solches Experiment in solch einem großen Maßstab für die Etablierung der Demokratie durch Gewaltlosigkeit noch nicht gesehen. (nach: M. Gandhi, Rede „Quit India“, 1942) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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