Zeitbilder 3, Schulbuch

Zeitbilder 3

Zeitbilder 3, Schulbuch + E-Book Schulbuchnummer: 220212 Zeitbilder 3, Schulbuch E-Book Solo Schulbuchnummer: 220214 Mit Bescheid des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom 5. April 2024, 2023-0.686.170, gemäß § 14 Absatz 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86, und gemäß den derzeit geltenden Lehrplänen als für den Unterrichtsgebrauch an Mittelschulen und allgemein bildenden höheren Schulen – Unterstufe für die 3. Klasse im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Politische Bildung geeignet erklärt. Dieses Werk wurde auf der Grundlage eines zielorientierten Lehrplans verfasst. Konkretisierung, Gewichtung und Umsetzung der Inhalte erfolgen durch die Lehrerinnen und Lehrer. Liebe Schülerin, lieber Schüler, du bekommst dieses Schulbuch von der Republik Österreich für deine Ausbildung. Bücher helfen nicht nur beim Lernen, sondern sind auch Freunde fürs Leben. Kopierverbot Wir weisen darauf hin, dass das Kopieren zum Schulgebrauch aus diesem Buch verboten ist – § 42 Abs. 6 Urheberrechtsgesetz: „Die Befugnis zur Vervielfältigung zum eigenen Schulgebrauch gilt nicht für Werke, die ihrer Beschaffenheit und Bezeichnung nach zum Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmt sind.“ Umschlagbild: akg-images Illustrationen & Grafiken: Bettina Kumpe, Braunschweig; Cindy Leitner, Wien Karten von Freytag-Berndt und Artaria KG, Wien: Seiten 17.M3; 48.M1; 86.M1; 92.M1/2; 102.M2; 104.M1; 105.M3; 108.M2; 109.M5; 109.M6; 116.M1; 118.M7; 119.M9; 119.M10; 128.M1; 136.M1; 136.M4 1. Auflage (Druck 0001) © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2025 www.oebv.at Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, gesetzlich verboten. Schulbuchvergütung/Bildrechte © Bildrecht GmbH/Wien 2025 Redaktion: Dr. Dietlind Pichler, Andrea Truppe, Wien Herstellung: Sigrid Prünster, Wien Umschlaggestaltung & Layout: Jens-Peter Becker, normaldesign GbR, Schwäbisch Gmünd Layout: Jens-Peter Becker, normaldesign GbR, Schwäbisch Gmünd Satz: Adam Silye, Wien Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Horn ISBN 978-3-209-13150-8 (Zeitbilder-US SB 3 + E-Book) ISBN 978-3-209-13162-1 (Zeitbilder-US SB 3 E-Book solo) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Barbara Kronberger-Schmid www.oebv.at Zeitbilder 3 Geschichte und Politische Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

2 Inhalt 18. Jh. heute 18. Jh. 20. Jh. 14. Jh. 18. Jh. So arbeitest du mit dem Buch „Zeitbilder“ 4 Kompetenzen 5 Operatoren und Anforderungsbereiche 6 Aufbruch in eine neue Zeit 8 Anwendungsbereich 1: Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen aus europäischer Perspektive Der Beginn einer neuen Zeit 10 Erfindungen und neues Wissen 12 Die Kirche verweigert Erneuerungen 14 Reformation statt Erneuerung – die Glaubensspaltung 16 Die Bauernkriege und der Dreißigjährige Krieg 18 „Hexerei und Zauberei“ – streng bestraft! 20 Geschlechterrollen damals und heute 24 Einbeziehen statt Einsperren 26 Anwendungsbereich 2: Gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen in der Neuzeit Ludwig XIV. Methode: Mit Bildern arbeiten – Herrscherbilder 28 Prunk und Glanz in Versailles und in Schönbrunn 30 Frühkapitalismus und die Lehre Colberts 32 Absolutismus und Barock in Österreich 34 Auf einen Blick 36 Wir trainieren Methoden 37 Wir trainieren Kompetenzen 38 Revolutionen, Widerstand, Reformen 40 Anwendungsbereich 3: Revolutionen, Widerstand, Reformen Wissen ist Macht – die Aufklärung 42 Reform statt Revolution 44 Aufstrebendes Judentum in Österreich 46 USA: Unabhängigkeit durch Widerstand 48 Die Französische Revolution 50 Revolutionen in Europa 54 Revolutionen in Russland: vom Zarenreich zur UdSSR 56 Rätsel um Anastasia 58 Vom Flugblatt zu Social Media Methode: Mit Bildern und Texten arbeiten – Flugblätter 60 Auf einen Blick 62 Wir trainieren Methoden 63 Wir trainieren Kompetenzen 64 Die Industrialisierung verändert die Gesellschaft 66 Anwendungsbereich 4: Geschlecht, Ethnien und soziale Klassen im Zeitalter der Industrialisierung Mit Dampf ins Industriezeitalter 68 Technik heute – eine Folge der Industriellen Revolution 70 Menschen mit neuen Ideen 72 Veränderungen in der Arbeitswelt 74 Armut: Wohnen und Essen 76 Soziale Probleme damals und heute 78 Mit vereinten Kräften 80 Politischer Antisemitismus 82 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

3 heute 18. Jh. heute 1769 heute Anwendungsbereich 6: Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart Migration – Kommen und Gehen Methode: Mit Bildern arbeiten – Schaubilder 84 Flucht und Asyl 86 Herausforderungen durch Migration 88 Integration – Chancen für alle 90 Der Traum von Amerika 92 Weggehen, ankommen, bleiben: Arbeitsmigration 94 Auf einen Blick 96 Wir trainieren Methoden 97 Wir trainieren Kompetenzen 98 Kolonialismus, Imperialismus und Rassismus 100 Anwendungsbereich 5: Kolonialismus, Imperialismus und Rassismus Wie Europäer die Welt sahen 102 Vom Kolonialismus zum Imperialismus 104 Großbritannien: vom Empire zum Commonwealth 106 Imperialistische Politik in Afrika 108 Kolonialismus aus der Perspektive der Unterdrückten 112 Verschiedene Formen von Rassismus Methode: Internetrecherche 114 Vielvölkerstaaten 116 Auf einen Blick 120 Wir trainieren Methoden 121 Wir trainieren Kompetenzen 122 Kriege und Frieden 124 Anwendungsbereich 7: Erster Weltkrieg Napoleon Bonaparte 126 Der Wiener Kongress 128 Der Erste Weltkrieg: Ursachen und Anlass 130 Die Schrecken eines modernen Krieges 132 Kriegsalltag für Frauen und Kinder 134 Friedensverträge und Neuordnungen 136 Gedenken an den Ersten Weltkrieg Methode: Mit Bildern arbeiten – Denkmäler 138 Auf einen Blick 140 Wir trainieren Methoden 141 Wir trainieren Kompetenzen 142 Identitäten, Parteien und Wahlen 144 Anwendungsbereich 8: Identitäten und Politik in Gegenwart und Zukunft Identität: was mich ausmacht 146 Vorurteile – was ist schon „typisch“? 148 Nationale Identitäten – stolz auf „(m)ein“ Land 150 Miteinander oder gegeneinander in Europa 152 Anwendungsbereich 9: Wahlen und Wählen in Gegenwart und Zukunft Wahlen und Wählen in Österreich 154 Demokratie braucht Parteien 156 Wahlwerbung und Parteiprogramme Methode: Mit Bildern arbeiten – Wahlplakate 160 Auf einen Blick 164 Wir trainieren Methoden 165 Wir trainieren Kompetenzen 166 Namen und Begriffe 168 Quellennachweis 172 Bildnachweis 175 144 145 Wollen wir Freunde sein? Wer bin ich? Warum sagt er so etwas? Vorurteil? Verstehst du dieses Plakat? Ich darf bald wählen, aber wen? Das soll einer verstehen! Wir haben viel gemeinsam. Wer bist du? Woher kommst du? Das finde ich wirklich cool. Und warum soll ich jetzt gerade den wählen? Wer hat Vorurteile? Wir lieben dieselben Dinge. Das Plakat finde ich gut. Identitäten, Parteien und Wahlen M1 Jugend und Parlament (Collage, Ursula Tomaschek, 2022) 9vk9hj In diesem Kapitel erfährst du über: • Politik und wie auch du daran teilnehmen und mitentscheiden kannst. • Entstehung und Bestandteile von persönlicher und nationaler Identität. • Vorurteile. • Parallelgesellschaften. • Entstehung und Aufgaben der EU. • Wahlen und Wählen in Österreich. 1 Diskutiert in der Klasse, was ihr unter Identität versteht. (PSK III) 2 Liste auf, welche Aussagen in M1 sich auf Identität beziehen und welche auf Politik. (PSK II) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

4 So arbeitest du mit dem Buch „Zeitbilder“ Damit du dich in deinem neuen Geschichtebuch besser zurechtfinden kannst, gibt es hier einen kurzen Wegweiser: 166 Anwendungsbereich 9: Wahlen und Wählen in Gegenwart und Zukunft 167 167 Wir trainieren Kompetenzen Ohne Heimat sein heißt leiden. (Fjodor Michailowitsch Dostojewskij (1821–1881), russischer Romanautor) Niemand darf seine Wurzeln vergessen. Sie sind Ursprung unseres Lebens. (Federico Fellini (1920–1993), italienischer Regisseur) Heimat ist nicht der Ort, sondern die Gemeinschaft der Gefühle. (Verfasser unbekannt) Wo es dir gut geht, dort ist die Heimat. Auch: Wo ich ein guter Mensch sein kann, da ist mein Vaterland, bin ich gern zuhause. (Pacuvius (220–130 v. Chr.), römischer Tragödiendichter) Man weiß nicht, was man an der Heimat hat, bis man in die Ferne kommt. (deutsches Sprichwort) Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss. (Johann Gottfried von Herder (1744–1803), deutscher Kulturphilosoph) Wenn man keine Heimat hat, kann man auch keine verlieren. (ein Obdachloser) Home is where my computer is. (Graffito) Gast sein ist gut. Heimkommen ist besser. (aus Gabun) M1 Zitate zum Thema „Heimat“ 1 Lies die Zitate zum Thema „Heimat“. Welches entspricht am ehesten deiner persönlichen Vorstellung von Heimat? Begründe deine Wahl. (PUK II) 2 Interpretiere M2. Erkläre, warum dieser Schriftzug weniger eindrucksvoll als der Hollywood-Schriftzug ist. Nenne mögliche Motive für das Aufstellen der Buchstaben. Entwickle Vorschläge für eine wirkungsvolle Darstellung deiner Heimat. Entwerft in Kleingruppen Plakate für euren Heimatort. (PHK III) 3 Erstellt in Kleingruppen mithilfe von M3 einen Fragebogen mit fünf Fragen, die sich auf die europäische und die österreichische Identität beziehen. Tauscht euren Fragebogen mit einer anderen Gruppe und füllt ihn aus. Wertet anschließend eure Ergebnisse aus. Präsentiert eure Antworten in der Klasse. Diskutiert über eure Ergebnisse. (PHK III) M2 Heimat (Bettina Kumpe, 2024) M3 Identität: Europa – Österreich M4 Wahlverhalten nach Einstellung zur EU-Mitgliedschaft (Quelle: SORA Institut und ISA Institut, 26.5.2019; Wahltagsbefragung Europawahl 2019) 36% 12% 27% 18% 3% 28% 30% 81% 5% 4% 1% 18% 6% 3% 9% 3% 2% 3% 1% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Weder gut noch schlecht EU-Mitgliedschaft ist schlechte Sache EU-Mitgliedschaft ist gute Sache ÖVP SPÖ FPÖ Grüne NEOS Europa KPÖ Wahlverhalten nach Einstellung zur EU-Mitgliedschaft heute 4 Interpretiere M4. Arbeite heraus, welche Partei der EU eher positiv und welche ihr eher negativ gegenübersteht. Tipp: Achte auf die Farben! (PMK III) 5 Deine Instagram-Freundin Kim aus Kanada soll für die Schule einen Aufsatz über die EU schreiben. Formuliere mithilfe von M3 und dem Schulbuchtext auf S.152 f. einige Informationen. (PHK III) 6 In M5 sind neun Begriffe zum Wahllokal versteckt. Ermittelt in Kleingruppen die gesuchten Wörter und schreibt sie auf. Sucht in allen Richtungen. PRLBKQCKÄX WWHEUWEWVU A A B I G A P A R M HHCSEHYHWS L L S I L L K L N C VKÖTSZSLLH OALZCEBEOL R B Z E H T S I D Ä S I A R R T B T H G C N U I E E C E K E H E Q N I L R R Y N L H L N B N H I P X A J D E E U R N E Y G M Ö N R T I S C H M5 Was für eine Wahl nötig ist Die Gruppe, die die Aufgabe am schnellsten gelöst hat, hat gewonnen. (PSK I) 7 Findet in einer geheimen Wahl die Lieblingsspeise in eurer Klasse heraus. (PHK III) Sammelt Vorschläge und erstellt einen Wahlzettel. Richtet ein Wahllokal ein. Beachtet dabei alle Begriffe aus M5. Druckt genügend Stimmzettel. Stellt eine Wahlkommission zusammen. Zum Beispiel könnte die Siegergruppe aus Arbeitsauftrag 6 den Vorsitz übernehmen. Führt die Wahl durch. Zählt die Stimmen aus. Präsentiert das Ergebnis eurer Wahl in einer Grafik. 18 Anwendungsbereich 1: Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen aus europäischer Perspektive 19 Die Bauernkriege und der Dreißigjährige Krieg M3 Luther predigt in Seeburg gegen den Bauernkrieg. (Radierung, Gustav König (1808–1869), 1847, spätere Kolorierung, Sammlung Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin) M5 Prager Fenstersturz (Holzschnitt, spätere Kolorierung, Warhafftige Zeitung, 1618) M4 Andreas Gryphius, Thränen des Vaterlandes Q Wir sind doch nunmehr gantz/ja mehr denn gantz verheeret! Der frechen Völcker Schaar/die rasende Posaun Das vom Blutt fette Schwerdt/die donnernde Carthaun/ Hat aller Schweiß/und Fleiß/und Vorrath auffgezehret. Die Türme stehn in Glutt/die Kirch ist umgekehret. Das Rathauß ligt im Grauß/die Starcken sind zerhaun/ Die Jungfern sind geschänd’t/und wo wir hin nur schaun Ist Feuer/Pest/und Tod/der Hertz und Geist durchfähret. Hir durch die Schantz und Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt. Dreymal sind schon sechs Jahr/als vnser Ströme Flutt/ Von Leichen fast verstopfft/sich langsam fort gedrungen. (A. Gryphius, Freuden vnd Trauer-Spiele) Armut der bäuerlichen Bevölkerung Um 1500 verschlechterte sich die Lage vieler Bauernfamilien. Bevor sie ihre eigenen Felder bebauen durften, mussten sie für den Grundherrn arbeiten (= Frondienst). Oft erhöhten die Grundherren die Abgaben und verlangten lieber Geld statt Naturalien. Das hatten die Bauern aber nur, wenn sie etwas auf dem Markt verkaufen konnten. Außerdem entzogen ihnen die Grundherren immer öfter alte Rechte, zB in den Wäldern Brenn- und Bauholz zu schlagen, zu jagen oder zu fischen. Daher bestanden ihre Mahlzeiten vor allem aus Roggenbrot, Hirsebrei und ein bisschen Gemüse. Viele Grundherren sahen die bäuerliche Bevölkerung als ihr Eigentum an. Sie durfte nur mit deren Zustimmung heiraten oder wegziehen. Luther Martin Luther hatte geschrieben: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan!“ Damit meinte er die Glaubensfreiheit. Viele Bauern aber bezogen diesen Satz auf ihr Leben und auf Freiheit und Gerechtigkeit. Luther lehnte den bewaffneten Kampf der Bauern ab. Im Bauernkrieg stellte er sich auf die Seite der Fürsten und verlangte die Vernichtung der aufständischen Bauern. Bauernkriege Immer wieder wehrten sich unzufriedene Bauern. Doch vereinzelte Aufstände waren chancenlos. So schlossen sie sich mit Handwerkern und Bergleuten zusammen. In den „Zwölf Artikeln“ schrieben sie 1525 ihre Forderungen nieder. Die „Zwölf Artikel“ verbreiteten sich als Flugschriften im Reich. Doch die meisten Grundherren wollten diese Forderungen nicht erfüllen. Daher griffen Bauern in Süddeutschland, in Tirol, Salzburg und der Steiermark zu den Waffen, eroberten Schlösser und Burgen, zerstörten Klöster und besetzten Städte. Aber die Bauernheere schlossen sich nie zusammen, sondern kämpften in kleineren so genannten Haufen. Die viel besser ausgerüsteten Adelsheere besiegten daher 1526 diese bäuerlichen Truppen. Mindestens 100 000 Bauern wurden bei den Kämpfen und anschließenden Strafgerichten getötet. M1 Einer der zwölf Artikel der Bauern Q … ist bisher im Brauch gewesen, daß kein armer Mann nit Gewalt gehabt hat, das Wildbret, Gefigel (= Vögel) oder Fisch in fließenden Wasser nit zu fachen (= fangen) zugelassen werden, welchs uns ganz unziemlich und unbrüderlich dunkt, sunder eigennützig und dem Wort Gotts nit gemäß sein. (nach: Die zwölf „Hauptartikel aller Bauernschaft“, 1524) M2 Die Forderungen der Bauern D Die Bauern wollen keinen Aufruhr und keine Gewalt, nur die Lehren des Evangeliums: Frieden. Geduld und Einigkeit sollen Wirklichkeit werden. 1. Die Gemeinde soll ihren Pfarrer selbst wählen. 3. Aufhebung der Leibeigenschaft, aber Gehorsam gegenüber der von Gott eingesetzten Obrigkeit 4. freie Jagd und freier Fischfang 5. Wiederherstellung des Rechts, aus dem Gemeindewald frei Holz entnehmen zu dürfen 6. Herabsetzung der Frondienste auf ein erträgliches Maß 8. Steuern und andere Abgaben sollen je nach Ertrag neu festgesetzt werden. (nach: W. Rüdiger, Die Welt der Renaissance, 1970) 16. Jh. 17. Jh. Der Dreißigjährige Krieg – Kampf um Glauben und Macht Union gegen Liga Durch den Augsburger Religionsfrieden bestimmten die Landesfürsten den Glauben ihrer Untertanen, die also keine Religionsfreiheit hatten. In Mittel- und Norddeutschland herrschten protestantische Landesherren, in Bayern und Österreich katholische. Protestantische Fürsten und Stadtherren schlossen ein Bündnis gegen den katholischen Kaiser, die Union, die kaisertreuen gründeten daraufhin die Liga. Prager Fenstersturz In Böhmen* regierten die katholischen Habsburger. Die Adeligen hatten Religionsfreiheit. Adel und Bevölkerung waren mehrheitlich evangelisch. Doch 1618 ließ der Erzbischof von Prag eine neue protestantische Kirche abreißen. Der habsburgische König wies die protestantische Beschwerde ab. Etwa hundert Adelige stürmten die Prager Burg und warfen zwei kaiserliche Räte und den Schreiber aus dem Fenster in den Burggraben. Die Protestanten setzten den König ab und wählten den Anführer der Union zum neuen König. Es kam zum Krieg. Kaiserliche Truppen siegten vor Prag. Die Protestanten mussten katholisch werden oder auswandern. Ausweitung des Krieges Der Krieg griff nun auf alle deutschen Länder über. Der dänische und der schwedische König kamen den Protestanten zu Hilfe. Der Schwedenkönig marschierte mit seinem Heer in das katholische Bayern ein. Der kaiserliche Feldherr Wallenstein* besiegte ihn. Daraufhin trat das katholische Frankreich gegen die katholische Liga in den Krieg ein. Der Glaubenskrieg war zum Kampf um die Vormacht in Europa geworden. Westfälischer Friede Die Kämpfe dauerten viele Jahre. Heere marschierten durch Mitteleuropa, brannten Häuser nieder, plünderten, vergewaltigten und mordeten. In manchen Gegenden starben mehr als zwei Drittel der Bevölkerung. Doch keine Kriegspartei konnte einen Sieg erringen. Der Krieg endete durch Erschöpfung. Fast 30 Jahre nach dem Prager Fenstersturz begannen die Friedensverhandlungen in den westfälischen Städten Münster und Osnabrück. Die wichtigsten Ergebnisse des Westfälischen Friedens waren: Die Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens (1555) zur Religion der Untertanen gelten weiterhin. Das Reich zerfällt in über 300 Einzelstaaten, der Kaiser ist nur noch dem Namen nach Oberhaupt. Schweden und Frankreich werden durch Gebietsgewinne zu Großmächten. 1 Gib die Forderung in M1 in eigenen Worten wieder. Vergleiche sie mit der Zusammenfassung der Artikel M2. Ermittle, welcher Forderung M1 entspricht. (HMK II) 2 Formuliere die in M2 zusammengefassten Artikel der Bauern als Wünsche („Wir wünschen uns …“). Gib jeweils eine Begründung für den Wunsch an („weil …“). (HSK III) 3 Beschreibe M3. Erläutere, wie der Künstler die Rolle Martin Luthers darstellt. Prüfe, welche Stelle im Schulbuchtext das Bild illustriert. (HMK II) 4 Recherchiere die Bedeutung der Wörter in M4, die du nicht kennst. Gib M4 in eigenen Worten wieder. (HMK II) 5 Ermittle anhand der Zeitangaben im Schulbuchtext und in M4, wann Gryphius das Gedicht schrieb. (HSK II) 6 Vergleiche das Gedicht M4 mit dem Schulbuchtext. Ermittle übereinstimmende Aussagen und markiere sie. (HSK II) 7 Vergleiche die in M5 dargestellte Szene mit dem Schulbuchtext. Zähle die Übereinstimmungen auf. (HMK II) 100 101 1 Diskutiert in der Klasse, was ihr bereits über Kolonialismus, Imperialismus und Rassismus wisst. (HSK III) 2 Beschreibt in Partnerarbeit das Bild möglichst genau. Nennt Merkmale, an denen britische bzw. indische Würdenträger erkennbar sind. (HMK I) Kolonialismus, Imperialismus und Rassismus M1 Prozession Akbars II.: im Gefolge seine Söhne und britische und indische Würdenträger (indische Miniatur, Delhi, um 1815, British Library, London) 9v7v5u In diesem Kapitel erfährst du über: • Kolonialismus und Imperialismus und ihre Auswirkungen auf die Menschen in den Kolonien und in Europa. • das britische Weltreich und seine Entwicklung zum Commonwealth of Nations. • das Landgrabbing in Afrika. • Mahatma Gandhi und seine Idee des gewaltlosen Widerstandes. • die Rückgabe von Kunstgegenständen, die die Kolonialmächte geraubt hatten. • die Probleme von Vielvölkerstaaten. seit Ende des 15. Jh. spanische und portugiesische Entdeckungsfahrten nach Mittel- und Südamerika 1914 Europäer beherrschen 85 % der Erde. 19. Jh. Die USA werden zur wirtschaftlichen Weltmacht. 1869 Eröffnung des Suezkanals 1877 Die britische Königin Victoria erklärt sich zur Kaiserin von Indien. 1884 Europäische Staaten teilen auf der Kongokonferenz Afrika untereinander auf. 1885 Der Kongo wird zum Privatbesitz des belgischen Königs. 1908 Der Staat Belgien kauft dem König den Kongo ab. vor 1914 Das britische Weltreich (= Empire) ist hundertmal größer als Großbritannien. 1931 Aus dem britischen Empire entsteht das Commonwealth. 1947 Indien wird unabhängig. ab 1960 Die meisten französischen Kolonien werden unabhängig. 2021 Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich gibt geraubte afrikanische Kunst zurück. 2022 Fast ein Drittel der Weltbevölkerung lebt in einem CommonwealthStaat. Auftaktseiten Jedes der sechs Großkapitel dieses Buches beginnt mit zwei besonders gestalteten Seiten, den Auftaktseiten. Bild, Text und Zeitleiste sollen dir einen ersten Eindruck davon geben, was dich in dem folgenden Kapitel erwartet. Diese Seiten wollen auch deine Neugier wecken. 62 63 Auf einen Blick Wir trainieren Methoden M3 Flugblatt zur Hausarbeit (Kampagne Lohn für Hausarbeit, ca. 1973) 1620 1740 1760 1780 1790 1740–1780 Maria Theresia 1765–1790 Kaiser Joseph II. Mayflower 1783 Unabhängigkeit der USA 1789 Sturm auf die Bastille 1791 französische Verfassung / Republik / Jakobiner Aufklärung Kepler und Galilei: Die Sonne ist der Mittelpunkt des Universums. Gelehrte wollen Gesellschaft, Staat und Kirche (für Glaubensfreiheit, gegen Hexenglauben) verbessern. Österreich Aufgeklärter Absolutismus: Volkssouveränität steht über den Herrschenden. Maria Theresia verliert Gebiete an Preußen, verbessert aber das Leben ihrer Untertanen durch Bildung (allgemeine Schulpflicht). Joseph II. hebt die Leibeigenschaft auf, tritt für Religionsfreiheit und Sparsamkeit ein. Die jüdische Kultusgemeinde und ein jüdisches Großbürgertum entstehen. USA Die Pilgerväter emigrieren aus England nach Amerika. Die Kolonien zahlen Steuern an England und wollen eine Vertretung im Parlament. Unabhängigkeitskrieg → USA mit demokratischer Verfassung Revolutionen Frankreich: Gesellschaft: Klerus, Adel und Dritter Stand (= die meisten Menschen); riesige Staatsschulden → Generalstände treten zusammen. 1789 Sturm auf die Bastille; 1791: Vertreter des Dritten Standes (= Nationalversammlung) beschließen eine Verfassung (= Ende des Absolutismus). 1792 Revolution: Frankreich wird Republik, Hinrichtung König Ludwigs XVI.; Schreckensherrschaft der Jakobiner unter Robespierre, die Regierung des Direktoriums ist schwach. Deutschland: Revolutionen fordern einen einheitlichen deutschen Staat. 1848: Eine Nationalversammlung arbeitet eine Verfassung aus. Truppen schlagen weitere Aufstände nieder. → Die Revolution scheitert. Österreich: 1848: Revolutionäre fordern vergebens unabhängige Nationalstaaten und erfolgreich eine Verfassung; Bauernbefreiung; Truppen schlagen weitere Aufstände nieder. Kaiser Franz Joseph regiert wieder absolut. Russland: 1905: Revolution → Volksvertretung und Verfassung; 1917: Februarrevolution: Soldaten laufen zu den Demonstrierenden über. Der Zar dankt ab und wird mit seiner Familie ermordet. Oktoberrevolution: Lenin stürzt die Regierung mit den „Roten Garden“. 1922: Sowjetunion = UdSSR (bis 1991) Ich verstehe die Grundgedanken der Aufklärung. Ich kenne charakteristische Merkmale des aufgeklärten Absolutismus. Mir ist klar, wie die USA als selbstständiger Staat entstanden sind. Ich weiß, wie es zur Französischen Revolution gekommen ist und kann ihren Verlauf zusammenfassen. Ich kenne weitere Revolutionen in Europa und ihre Auswirkungen. Ich weiß über die Russische Revolution und die Entstehung der Sowjetunion Bescheid. Ich kann Flugblätter beschreiben, analysieren und interpretieren. Flugblätter zur Arbeit von Frauen 18. Jh. 20. Jh. 1840 1860 1880 1900 1920 1848 Revolution in Österreich 1852 israelitische Kultusgemeinde / jüdisches Großbürgertum / Wien wächst Revolutionen in Deutschland und Frankreich 1861 Der Zar hebt die Leibeigenschaft auf. 1905 1. Revolution in Russland 1917 Februarrevolution 1922 Gründung der Sowjetunion M1 Klage der drei Mägde: Die Mägde eines Handwerkers, eines Bürgers und eines Bauern klagen über ihre harte Arbeit und glauben, durch Heirat ihr Leben zu verbessern. (Flugblatt, kolorierter Holzschnitt, um 1530) M2 Kompanie junger Mädchen: Frauen ziehen freiwillig in den Krieg. (Flugblatt, kolorierter Kupferstich, 1793) M4 Facebookseite „Frauenrechte sind Menschenrechte“ 1 Analysiere und interpretiere die Flugblätter M1 bis M3 möglichst genau. (HMK I, HMK II, HMK III) Fasse die Inhalte mit eigenen Worten zusammen. Wann wurde das Flugblatt hergestellt? Handelt es sich um Darstellungen aus derselben Zeit? Ermittle, für wen das Flugblatt bestimmt war. Bestimme den Zweck, für den das Flugblatt gestaltet wurde. 2 Erläutere den Zusammenhang zwischen heutigem Social Media (M4) und den Flugblättern M1–M3. (HMK II) 3 Arbeitet in Kleingruppen. Wählt ein Thema aus diesem Kapitel. Recherchiert ein bis zwei zusätzliche Informationen. Gebt die Quellen an, die ihr verwendet habt. Gestaltet mit euren Ergebnissen sowohl ein Flugblatt als auch einen Blogeintrag. Vergleicht eure Ergebnisse. (HSK III) Auf der Zeitleiste sind wesentliche Ereignisse der behandelten Epoche oder des Themas eingetragen. Themenseiten Jedes Großkapitel umfasst mehrere Einzelthemen, die in der Regel auf jeweils einer Doppelseite bearbeitet sind. Textzeugnisse aus der Geschichte oder Tatsachenberichte sind in Kästchen hervorgehoben. Ein Sternchen tragen alle die Namen und Begriffe, die am Schluss des Buches wie in einem Lexikon erklärt werden. Auf einen Blick Die Zusammenfassungen am Ende eines jeden Großkapitels wollen dir zeigen, was du aus diesem Abschnitt der Zeitbilder in Erinnerung behalten solltest. Wir trainieren Kompetenzen Am Ende eines Großkapitels findest du ein Kompetenztraining. Es gibt dir die Möglichkeit, deine erworbenen Kenntnisse anzuwenden. Wir trainieren Methoden Am Ende eines Großkapitels findest du ein Methodentraining. Es gibt dir die Möglichkeit, deine erworbenen Kenntnisse anzuwenden. Der Zeitstreifen zeigt dir, welcher Zeitraum auf der Doppelseite behandelt wird. Am Ende jeder Doppelseite findest du Fragen und Arbeitsaufträge. Hier fordern wir dich auf, die im Buch vorher dargestellten Informationen zu überdenken, zu wiederholen, zusammenzufassen oder deine Meinung zu einem Thema zu äußern. Q steht für Quellentexte, also Texte, die uns aus vergangenen Zeiten zur Verfügung stehen. D bezeichnet Darstellungen von Geschichte, also Berichte über vergangene Zeiten, die oft viel später geschrieben wurden. Arbeitsheft Das Arbeitsheft bietet ergänzende Aufgaben zu jedem Kapitel. Hier kannst du die Methoden und Kompetenzen vertiefend üben. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

5 Kompetenzbeschreibungen Die Schülerinnen und Schüler können: Historische Fragekompetenz (HFK) • Fragen zu Kontinuität und Wandel an die Vergangenheit stellen (Schülerinnen und Schüler stellen Fragen wie ua.: Wie entwickelten sich Geschlechterrollen seit dem 19. Jahrhundert in Mitteleuropa? Waren Wanderungen und Migration immer schon Bestandteil von Gesellschaften?). Historische Methodenkompetenz (HMK) • Darstellungen beschreiben, unterscheiden, analysieren und hinterfragen (Schulbücher, TV-Dokumentationen, Internetangebote etc.) – Schwerpunkt: Erzählstrukturen von Darstellungen analysieren (Zielgruppenausrichtung, inhaltliche Schwerpunktsetzung, Emotionalisierung etc.). • Quellen beschreiben, unterscheiden, analysieren und interpretieren (Schriften, Bilder, Gegenstände etc.). • eigene Erzählungen über die Vergangenheit auf der Grundlage von Quellen und Darstellungen erstellen • unterschiedliche Darstellungen zum selben Thema vergleichen und Gründe für die Unterschiedlichkeit analysieren. Historische Orientierungskompetenz (HOK) • unterschiedliche Orientierungsangebote in Darstellungen zum selben Thema analysieren ua. Bedeutungszuweisungen/Stellenwert von historischen Ereignissen und Persönlichkeiten für Gegenwart/Zukunft, Handlungsempfehlungen für die Gegenwart/Zukunft. Historische Sachkompetenz (HSK) • fachspezifische Konzepte anwenden, reflektieren und weiterentwickeln (ua. „Darstellung“ und „Quelle“ unterscheiden; Gattungsmerkmale von Darstellungen erkennen; „Epoche“ als Form der Zeiteinteilung reflektieren; verschiedene Formen von „Perspektivität“ in Quellen und Darstellungen herausarbeiten); Politische Urteilskompetenz (PUK) • Interessen- und Standortgebundenheit von eigenen und fremden politischen Urteilen analysieren. Politikbezogene Methodenkompetenz (PMK) • politische Manifestationen (Formen der digitalen Kommunikation, Demonstrationsbanner, Flugzettel, aktionistische Formen, etc.) beschreiben, analysieren und hinterfragen sowie selbstständig erstellen. Politische Handlungskompetenz (PHK) • Formen von politischer Mitbestimmung und Vertretung nutzen und demokratische Mittel anwenden Politische Sachkompetenz (PSK) • fachspezifische Konzepte anwenden, reflektieren und weiterentwickeln ua. verschiedene Formen von „Perspektivität“ in Quellen und Darstellungen herausarbeiten; „Herrschaft“ und „Revolution“ in unterschiedlichen Zeiten vergleichen und mit den eigenen Vorstellungen in Verbindung setzen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

6 Operatoren und Anforderungsbereiche Operator Beschreibung Anforderungsbereich I auflisten / zusammenstellen Du schreibst Informationen in Kurzform auf, zB in kurzen Sätzen, in Stichwörtern oder in einer Tabelle. aufzählen Du entnimmst einem Text oder einem anderen Material einzelne Aussagen und ordnest sie sinnvoll. beschreiben Du gibst wieder, was du auf einem Bild, in einem Text oder einem anderen Material zu einem Thema erkennen kannst. ermitteln Du stellst anhand von zur Verfügung gestellten Informationen Sachverhalte bzw. Zusammenhänge fest bzw. filterst sie heraus. feststellen Du gibst ein Ergebnis, einen Standpunkt, einen Eindruck kurz und genau wieder. gegenüberstellen Du beschreibst verschiedene Informationen, Aussagen oder Sachverhalte, ohne sie zu bewerten. nennen / benennen Du entnimmst einzelne Begriffe und Informationen aus vorgegebenen Texten und Materialien. wiedergeben Du suchst aus einem oder mehreren Texten nach wichtigen Informationen oder Aussagen und wiederholst diese. zusammenfassen Du liest einen oder mehrere längere Texte und gibst den Inhalt in verkürzter Form und in eigenen Worten wieder. Anforderungsbereich II analysieren / auswerten / untersuchen Du untersuchst ein Material oder einen Sachverhalt umfassend nach allen vorgegebenen oder selbst gewählten Aspekten und stellst deine Ergebnisse begründet dar. begründen Du suchst in Texten und Materialien nach Gründen, warum sich Ereignisse in einer bestimmten Form zugetragen haben oder warum Menschen in einer bestimmten Art und Weise gehandelt haben. Anschließend gibst du die Zusammenhänge ausführlich mit deinen eigenen Worten wieder. charakterisieren Du beschreibst das Besondere einer Sache oder einer Person. erklären Du äußerst dich ausführlich zu Abläufen, Ereignissen, Zuständen oder Handlungen und machst dabei Gründe und Zusammenhänge deutlich. erläutern Du stellst Sachverhalte oder Handlungen ausführlich dar. Dabei entscheidest du selbst, was du für besonders wichtig hältst und du demzufolge sehr genau darlegst, was du nur kurz erwähnst oder was du weglassen willst. erstellen Du stellst einen Sachverhalt strukturiert dar. Dabei verwendest du wichtige Fachbegriffe. herausarbeiten Du liest einen Text oder siehst dir anderes Material unter einem bestimmten Gesichtspunkt an und gibst die wichtigsten Gedanken dazu in eigenen Worten wieder. herausfinden / recherchieren Du suchst in verschiedenen Texten und Materialien nach Antworten auf Fragen bzw. auf Lösungen bestimmter Probleme und formulierst diese mit deinen eigenen Worten. Möglichkeiten der Recherche bieten zB das Internet, ein Lexikon oder Fachliteratur. Gib bei deinen Antworten die Quellen an, die du verwendet hast. prüfen / nachweisen Du vergleichst Informationen aus den Materialien mit vorhandenen Kenntnissen und stellst fest, ob beides übereinstimmt oder sich widerspricht. vergleichen Du stellst unterschiedliche Aussagen oder Informationen gegenüber und findest heraus, worin sie sich gleichen, ähneln oder sich völlig unterscheiden. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

7 Operator Beschreibung zuordnen / einordnen Du stellst Sachverhalte oder Positionen in einen Zusammenhang. Dabei kann es hilfreich sein, die Informationen unter bestimmten Überschriften oder Oberbegriffen zu sortieren. Anforderungsbereich III beurteilen Du untersuchst Sachverhalte, Aussagen, Vorschläge oder Maßnahmen unter einem bestimmten Aspekt und entscheidest begründet, ob sie zutreffen oder nicht. bewerten Du formulierst zu Sachverhalten, Aussagen, Vorschlägen oder Maßnahmen ein Werturteil. Dabei legst du offen, welche Maßstäbe du anlegst. darstellen / erzählen / gestalten Du beschreibst und erklärst einen Sachverhalt in einem weiteren Zusammenhang. diskutieren / erörtern Du tauschst mit Gesprächspartnerinnen und -partnern Meinungen zu einer Frage- oder Problemstellung aus. Dabei wägt ihr ab, was für einen bestimmten Standpunkt spricht und was dagegen. entwickeln Du entwirfst zu einem Problem einen Lösungsvorschlag und begründest ihn. formulieren Du drückst einen Sachverhalt oder einen Zusammenhang in eigenen Worten mithilfe von Fachbegriffen aus. interpretieren / deuten Du erklärst einen Text oder eine Abbildung. Stellung nehmen Du prüfst eine Aussage oder eine Position auf der Grundlage fachlicher Kenntnisse und formulierst eine eigene begründete Einschätzung. überprüfen Du kontrollierst, ob eine Aussage, eine These, eine Argumentation oder ein Sachverhalt stimmig und angemessen ist. Dazu vergleichst du Informationen aus den Materialien mit vorhandenen Kenntnissen und stellst fest, ob beides übereinstimmt oder sich widerspricht. Handlungsorientierte Arbeitsaufträge einen Blogbeitrag schreiben / verfassen Du überlegst genau, was die Leserinnen und Leser wissen wollen. Finde eine passende Überschrift und Einleitung zu deinem Thema. Halte die Absätze möglichst kurz. Du kannst deinen Beitrag auch mit Bildern (mit Bildunterschriften und Quellenangaben!) versehen. einen Brief schreiben / verfassen Du musst dir genau überlegen, wer die Adressatin oder der Adressat deines Briefes ist und wie du zu ihr bzw. zu ihm stehst. Die Empfängerin oder der Empfänger des Briefes erwartet, dass du dich klar und verständlich ausdrückst. Sie bzw. er möchte genau wissen, worüber du schreibst, und möchte deine Gedanken und vielleicht auch deine Gefühle erkennen. eine Präsentation erstellen Du stellst Inhalte vor einem festgelegten Publikum vor. Dazu kannst du verschiedene Techniken wie zB PowerPoint verwenden. einen Tagebucheintrag schreiben / verfassen Du vertraust dich nur dem Tagebuch an, kannst also deine ganz persönliche Sicht und deine Gefühle zum Ausdruck bringen, ohne auf andere Rücksicht zu nehmen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

8 Aufbruch in eine neue Zeit M1 Die Kunst der Renaissance (Ölgemälde von Carl Gehrts (1853–1898), 1887, 46,5 × 114 cm, Museum Kunstpalast, Düsseldorf) 9u778r 1453 Die Osmanen erobern Konstantinopel. 1506 Baubeginn des Petersdoms in Rom 1487 Der „Hexenhammer“ wird veröffentlicht. 1517 Luther veröffentlicht seine 95 Thesen. 1530 Augsburger Bekenntnis (A.B.) 1521 Wormser Reichstag: Luther wird geächtet. 1545–1563 Konzil von Trient 1555 Augsburger Religionsfriede Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

9 1661–1689 Bau des Schlosses von Versailles 1711–1740 Kaiser Karl VI.: Barockstil in Österreich 1766 Maria Theresia verbietet Hexenprozesse in Österreich. 1776 Maria Theresia schafft die Folter ab. 1661 Ludwig XIV. übernimmt die Regierung. In diesem Kapitel erfährst du über: • die Bedeutung des Humanismus. • den neuen Buchdruck und seine Folgen. • das heliozentrische Weltbild. • die Entstehung der protestantischen Kirche und die Bedeutung Martin Luthers. • Gründe und Anlass für den Dreißigjährigen Krieg und seinen Verlauf. • die Bedeutung von Toleranz gegenüber anderen Menschen. • die Herrschaftsform des Absolutismus und die Wirtschaftsform des Merkantilismus. 1 Diskutiert in der Klasse, was ihr bereits über die Renaissance wisst. Schreibt Schlagwörter dazu auf ein Plakat. Formuliert mithilfe der Zeitleiste Fragen, auf die dieses Kapitel Antworten geben könnte. (HMK II, HFK III) 2 Beschreibt das Gemälde M1. (HMK I) 3 Diskutiert, was der Künstler damit aussagen wollte. (HMK III) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

10 Der Beginn einer neuen Zeit M1 David und Goliath (englische Buchmalerei, Psalter Heinrichs VIII., um 1540) M3 David und Goliath (Bronzeskulptur, Richard Hess (1937–2017), 1983, Höhe 3,8 m, Frankfurt am Main) Kirche Im Mittelalter glaubten viele Menschen, dass Gott für jeden von Geburt an einen festen Platz in der Gesellschaft bestimmt hätte. Der Mensch konnte ihn selbst kaum verändern. Die Gebote und Verbote der Kirche waren sehr wichtig. Deshalb bestimmte das Kirchenjahr mit seinen vielen Festen, Vorschriften und Bräuchen das tägliche Leben. Christliche Lektüre und antike Schriften Nur wenige Menschen konnten lesen und schreiben. Die meisten von diesen lebten in Klöstern oder waren in Klosterschulen unterrichtet worden. Deshalb lasen sie vor allem die Bibel oder andere religiöse Schriften, aber keine antiken Werke, auch wenn sie in den Klosterbibliotheken vorhanden waren. Antike Bücher hatten meist keine christlichen Inhalte. Als die Osmanen Konstantinopel eroberten, flüchteten viele griechische Gelehrte vor allem nach Italien. Sie brachten ihr Wissen über die Antike mit. So begannen sich auch Gelehrte in Mitteleuropa dafür zu interessieren. M2 David: die erste Plastik seit der Antike, die einen Mann nackt und lebensgroß zeigte (Bronzeskulptur, Donatello (1386–1466), 1444, Höhe 158 cm, Museo Nazionale del Bargello, Florenz) M4 Die Geschichte von David und Goliath, in Reime gebracht Q War einst ein Riese Goliath Gar ein gefährlich Mann! Er hatte Tressen auf dem Hut Mit einem Klunker dran … Er hatte Knochen wie ein Gaul, Und eine freche Stirn, Und ein entsetzlich großes Maul, Und nur ein kleines Hirn; Gab jedem einen Rippenstoß, Und flunkerte und prahlte groß. So kam er alle Tage her, Und sprach Israel Hohn. „Wer ist der Mann? Wer wagt‘s mit mir? Sei Vater oder Sohn, Er komme her der Lumpenhund, Ich box ’n nieder auf den Grund.“ Da kam in seinem Schäferrock Ein Jüngling zart und fein; Er hatte nichts als seinen Stock, Als Schleuder und den Stein, Und sprach: „Du hast viel Stolz und Wehr, Ich komm im Namen Gottes her.“ Und damit schleudert‘ er auf ihn, Und traf die Stirne gar; Da fiel der große Esel hin So lang und dick er war. Und David haut‘ in guter Ruh Ihm nun den Kopf noch ab dazu. (nach: Matthias Claudius (1740– 1815), Gedicht, in: Der Göttinger Dichterbund, 1896) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Anwendungsbereich 1: Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen aus europäischer Perspektive 11 M5 Selbstbildnis als Dreizehnjähriger von Albrecht Dürer (1471–1528) (1484, Silberstift auf weiß grundiertem Papier, 27,5 cm × 19,6 cm, Graphische Sammlung Albertina, Wien) M6 Selbstbildnis mit Landschaft von Dürer: Anders als die Künstler des Mittelalters schrieb er seinen Namen auf die Bilder. (1498, Ölgemälde, 52 × 40 cm, Museo del Prado, Madrid) Der Mensch im Mittelpunkt In antiken Schriften stand der Mensch im Mittelpunkt und nicht die Religion. Das übernahmen auch die neuen Gelehrten, die so genannten Humanisten*. Sie forderten, dass der Mensch umfassend gebildet sein und eine unabhängige Persönlichkeit werden sollte. Für Humanisten waren nicht die Herkunft, sondern die Fähigkeiten, der Charakter und die Würde jedes einzelnen Menschen wichtig. Vernunft und nicht kirchliche Vorschriften sollten die Menschen leiten. Antike als Vorbild Antike Bauten und Kunstwerke hatten im Mittelalter kaum Bedeutung. Im Gegenteil: Jahrhundertelang nahmen Baumeister Steine aus antiken Bauten für ihre neuen Gebäude. Doch jetzt wurde die Antike zum Vorbild für Maler, Bildhauer und Architekten. Weil die klassische Kunst der Griechen und Römer so gleichsam neu geboren wurde, bezeichnen wir diese Epoche heute als Renaissance* (= französisch für „Wiedergeburt“). Sie begann in vielen italienischen Städten: Der Papst in Rom, Bischöfe und Fürsten in Mailand oder Florenz, aber auch reiche Handelsherren interessierten sich für Kunst. Sie wetteiferten darum, den prächtigeren Palast oder die größere Kirche bauen zu lassen, und vergaben Aufträge an berühmte Künstler. Neue Motive Bildhauerei und Malerei zeigten die Menschen erstmals seit der Antike wieder nackt. Die Idee war, ihre Vollkommenheit und natürliche Schönheit zu zeigen. Auch das Porträt* wurde sehr beliebt: Adelige und reiche Bürger wollten sich und oft auch Familienmitglieder für die Nachwelt malen lassen. 1 Recherchiere in einer Bibel, zB www.bibel-online.net, die Geschichte von David und Goliath (1. Samuel, Kap. 17). (HMK II) 2 Beschreibe, wie David und Goliath in M1 bis M3 dargestellt werden. Erläutere Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Arbeite heraus, welche den biblischen Text deiner Ansicht nach am besten illustriert. Begründe deine Meinung. (HMK II) 3 Fasse M4 zusammen. Ermittle die Bedeutung von Wörtern, die du nicht kennst. Arbeite die Lehren, die Matthias Claudius aus der Geschichte von David und Goliath zieht, heraus. (HMK II) 4 Erkläre die heute noch gültige Aussage, die hinter der Geschichte von David und Goliath steht. (HOK II) 5 Beschreibe M5. Vergleiche M5 mit M6. Stelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede fest. Ermittle aus den angegebenen Daten, wie alt Dürer auf seinem zweiten Selbstbildnis war. Diskutiert mögliche Gründe dafür, weshalb Dürer sich immer wieder selbst gemalt hat. (HMK II, HFK III) 6 Finde heraus, an welcher Stelle sich in M6 das Monogramm (= Anfangsbuchstaben von Vor- und Nachnamen) Dürers befindet. Gestalte ein ähnliches Monogramm mit deinem Namen. (HMK II) 15. Jh. 16. Jh. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

12 Erfindungen und neues Wissen M1 Setzregal und Schriftkasten (Holzstich, 1889) M4 Städtische Handwerke – der Buchdrucker (Kupferstich, Jost Amman (1539–1591), aus: Hans Sachs und Jost Amman: Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden, Frankfurt am Main, 1568) M2 Manche Rechtschreibregeln hatten praktische Gründe. Q Die Schreibregel „Trenne nie st, denn da$ tut ihm weh“ geht auf Gutenberg zurück. Die Buchstaben s und t waren in der damal$ üblichen Frakturschrift sehr lang und schmal und gingen leicht kaputt. Daher erzeugten Buchdrucker st al$ eine gemeinsame Letter. Der Buchdruck – eine Erfindung mit Folgen Papier statt Pergament Im Mittelalter waren Bücher sehr kostbar, weil jedes ein auf Pergament* handgeschriebenes Einzelstück war. Daher konnten nur wenige Menschen lesen und schreiben. Ab dem 12. Jh. ersetzte das billigere Papier – eine Erfindung aus China – allmählich das Pergament. Drucker schnitzten nun jede einzelne Seite als Druckstock aus Holz. Bewegliche Bleibuchstaben Johannes Gutenberg* stellte einzelne, aus Blei gegossene Buchstaben (= Lettern) her und schlichtete sie in Setzkästen. Dort konnte er sie herausnehmen, immer wieder zu neuen Wörtern zusammensetzen und auf Papier abdrucken. 1455 druckte er so die Gutenberg-Bibel, von der heute nur noch wenige Ausgaben erhalten sind. Ein zweibändiges Exemplar der Gutenberg-Bibel befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Flugblätter oder Zeitungen verbreiteten nun Nachrichten in ganz Europa. Viele neue Bücher standen den Gelehrten zur Verfügung. Das führte zu immer größeren wissenschaftlichen Leistungen. M3 Geozentrisches Weltbild: Die Erde ist im Mittelpunkt. (Johann G. Doppelmayr (1677–1750), Ausschnitt aus dem Atlas Coelestis, 1742, Nikolaus-Kopernikus-Universität, Torun) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Anwendungsbereich 1: Aspekte frühneuzeitlicher Kulturen aus europäischer Perspektive 13 Wichtige Erkenntnisse und Erfindungen Nikolaus Kopernikus* hatte bereits nach 1500 durch Beobachtungen und alte Schriften herausgefunden, dass sich die Erde mit anderen Planeten* um die Sonne dreht (heliozentrisches Weltbild). Doch noch 1633 musste Galileo Galilei*, der bereits ein Fernrohr benutzte, diese Behauptung vor einem Kirchengericht widerrufen. Alchemisten* Forscher suchten seit dem Altertum nach dem „Stein der Weisen“*, mit dem sie aus unedlen Metallen Gold herstellen wollten. Das gelang zwar nicht, doch entdeckte ein Apotheker in Sachsen dabei das Porzellan, das „weiße Gold“. Die Alchemisten schufen mit ihren vielen Versuchen die Grundlagen der modernen Chemie. Neue Waffen Das Schießpulver wurde im 14. Jh. aus China über Arabien nach Europa gebracht. Kanonen konnten Burg- und Stadtmauern durchschlagen. Die Ritter in ihren gepanzerten Rüstungen, mit Schild und Schwert hatten keine Chance gegen Gewehre und Pistolen. Landsknechte (= Fußsoldaten) mit Feuerwaffen ersetzen die Ritterheere. Kompass, Fernrohr, neue Schiffe Auch die Schifffahrt entwickelte sich weiter: Der Kompass, der aus China kam, zeigte den Seefahrern auch ohne Sterne auf dem offenen Meer den Weg. Bessere Seekarten und der Bau hochseetauglicher Schiffe ermöglichten Entdeckungsfahrten in alle Weltmeere. Das Fernrohr, das Mikroskop und die Taschenuhr waren weitere nützliche Erfindungen dieser Zeit. M6 Das Weltbild des Kopernikus Q 1. Für alle Himmelskörper gibt es nicht nur einen Mittelpunkt. 2. Der Mittelpunkt der Erde ist nicht der Mittelpunkt des Universums, sondern nur der Schwerpunkt aller Dinge auf der Erde und der Mittelpunkt der Mondbahn. 3. Alle Himmelskörper kreisen um die Sonne, und darum ist die Sonne das Zentrum des Universums. 5. Was uns als Bewegung der Sonne vorkommt, stammt nicht von ihrer Bewegung, sondern von der Bewegung der Erde. (nach: N. Kopernikus, Commentariolus, 1514) M5 Galileis Aussage vor dem kirchlichen Gericht in Rom 1633 Q Ich, Galileo Galilei, siebzig Jahre alt, schwöre, dass ich immer geglaubt habe, jetzt glaube und mit Gottes Hülfe in Zukunft glauben werde alles, was die heilige katholische und apostolische Römische Kirche für wahr hält, predigt und lehrt. Da ich aber ein Buch geschrieben und in Druck gegeben, in welchem ich die nämliche bereits verdammte Lehre erörtere und mit vieler Bestimmtheit Gründe für dieselbe anführe, und da ich mich dadurch der Ketzerei stark verdächtig gemacht habe, nämlich für wahr gehalten und geglaubt zu haben, dass die Sonne der Mittelpunkt der Welt und unbeweglich und die Erde nicht der Mittelpunkt sei und sich bewege: darum schwöre ich ab, verfluche und verwünsche ich mit aufrichtigem Herzen und ehrlichem Glauben besagte Irrtümer und Ketzereien. Und ich schwöre, dass ich in Zukunft niemals mehr etwas sagen oder mündlich oder schriftlich behaupten will, woraus man einen ähnlichen Verdacht gegen mich schöpfen könnte. (nach: J. Helmleben, Galileo Galilei, 1994) 1 Beschreibe den Setzkasten M1. Begründe, warum die Fächer unterschiedlich groß sind. Diskutiert in der Klasse, ob Setzkästen für alle Sprachen gleich aussehen. (HOK III) 2 Ermittle in M2 den Unterschied zwischen langem s und rundem s. (HMK II) 3 Erkläre die Tätigkeiten, die die Buchdrucker in M4 ausführen. (HSK II) 4 Gutenberg soll gesagt haben: „Stärker noch als das Blei in der Flinte hat das Blei im Setzkasten die Welt verändert.“ Bewerte die Aussage. (HFK III) 5 Arbeite aus M3 das Weltbild vor Kopernikus heraus. Formuliere eine eigene Frage an Kopernikus, die dich in diesem Zusammenhang interessiert. (HSK II, HFK III) 6 Fasse die Aussagen des Kopernikus (M6) zusammen. Vergleiche diese Aussagen mit der Darstellung M3. Stelle den wesentlichen Unterschied fest. (HSK II) 7 Fasse in eigenen Worten die Aussagen Galileis vor dem Kirchengericht (M5) zusammen. Beurteile, welchen Grund er gehabt haben könnte, seine Überzeugung plötzlich aufzugeben. Bewerte seine Vorgangsweise. Nimm Stellung, ob es dir sinnvoll erscheint, unter gewissen Umständen eigene Überzeugungen nicht zu vertreten, oder ob man ohne Rücksicht auf die Folgen seine Meinung beibehalten sollte. (HMK III, HOK III) 8 Zeichne mithilfe eines Zirkels unser Sonnensystem. Überprüfe die Unterschiede zu M3. (HOK III) 14. Jh. 17. Jh. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

14 Die Kirche verweigert Erneuerungen M1 Luther und der Teufel (Holzschnitt, Petrus Sylvius (1470–1547), Leipzig, 1535) M3 Flugblatt von Lucas Cranach dem Jüngeren (1515–1586): links eine Predigt Martin Luthers, rechts eine Darstellung des katholischen Ablasshandels als reine Maßnahme zur Geldbeschaffung (kolorierter Holzstich, 1545) Missstände Luxusleben Im Mittelalter bestimmte die Kirche, wie sich Menschen verhalten sollten. Sie legte fest, was als richtig oder falsch, gut oder böse galt. Doch viele der höchsten Kirchenmänner hielten sich oft nicht an diese Vorschriften. Gegen Ende des Mittelalters nahmen die Missstände in der Kirche zu. Im Vatikan* lebten die Päpste in großem Luxus und verkauften hohe kirchliche Ämter wie zB das Bischofsamt auch an Menschen, die keine Geistlichen waren. Vielfach erhielten auch Verwandte oder Freunde gute Kirchenposten, so dass sie dann luxuriös leben konnten. Die Gläubigen bezahlten das durch neue Steuern. Lateinische Bibel Die Bibel war lateinisch und durfte nicht übersetzt werden. So kam es, dass viele Gläubige nicht einmal das „Vaterunser“ beten konnten oder die zehn Gebote kannten. Geistliche verdienten so wenig, dass sie daneben oft als Gastwirte oder Bauern arbeiteten. Ablasshandel Um Vergebung für ihre Sünden zu erlangen, müssen Katholiken beichten, bereuen und ein gutes Werk verrichten. So konnten sie einen Ablass (= Nachlass) ihrer Strafe bekommen. Durch den Kauf so genannter Ablassbriefe wollten viele Gläubige ihre Jahre im Fegefeuer verkürzen. Der Handel mit dem Ablass wurde zum großen Geschäft. Im Jahr 1506 beschloss der Papst, über dem Grab des Apostels Petrus in Rom statt der bisherigen Kirche den Petersdom bauen zu lassen. Er bezahlte den Bau auch durch den Verkauf von Ablassbriefen. Immer wieder forderten Geistliche Erneuerungen. Manche von ihnen bezahlten als Ketzer* dafür mit dem Leben. M2 Aus den 95 Thesen Luthers, 31.10.1517 Q 6. Der Papst kann nicht irgendeine Schuld erlassen; er kann nur erklären und bestätigen, sie sei von Gott erlassen. 21. Es irren diejenigen Ablassprediger, die da sagen, dass ein Mensch durch Ablässe des Papstes von jeder Strafe gelöst und errettet wird. 27. Lug und Trug predigen diejenigen, die sagen, die Seele erhebe sich aus dem Fegefeuer, sobald die Münze klingelnd in den Kasten fällt. 36. Jeder Christ, der aufrichtig bereut, hat vollkommenen Erlass von Strafe und Schuld – auch ohne Ablassbriefe. 43. Man muss die Christen lehren: Wer einem Armen gibt oder einem Bedürftigen leiht, handelt besser, als wenn er Ablässe kaufte. 86. Warum baut der Papst, dessen Reichtümer heute weit gewaltiger sind als die der mächtigsten Reichen, nicht wenigstens die eine Basilika des Heiligen Petrus mehr von seinen eigenen Geldern als von denen der armen Gläubigen? (nach: Evangelische Kirche Deutschland EKD, 95 Thesen, 2023) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy MjU2NDQ5MQ==