84 Städte im Mittelalter M1 Carcassonne: An dieser Stadt in Frankreich lässt sich das Aussehen einer mittelalterlichen Stadt sehr gut erkennen: starke Ringmauern, Wehrtürme, Tore, Stadtgraben, winkelige Gassen, ein Gewirr von Häusern, eine Kathedrale. (Foto 2006) Im Mittelalter entstehen wieder Städte Bevorzugte Plätze Im Mittelalter gründeten die Menschen in Europa viele Städte. Beliebte Plätze für eine Stadtgründung waren Orte mit Nähe und Schutz einer Burg (Salzburg, Radkersburg), aber auch alte Römersiedlungen, die im Lauf der Jahrhunderte aufgegeben worden waren (zB Wien) oder Orte, die für den Handel günstig waren, wie Kreuzungspunkte wichtiger Handelsstraßen, Flussübergänge durch Brücken oder seichte Stellen (Furten). So entstanden zB Bruck, Innsbruck oder Klagenfurt. Kaufleute und Handwerker Kaufleute waren wesentlich an der Gründung neuer Städte beteiligt, weil sie ihre Waren auf den Märkten in den Städten anbieten wollten. Ca. 70 % der Stadtbevölkerung waren in Handwerksberufen tätig. Handwerker waren oft Bauernkinder, die nicht auf dem Hof bleiben konnten. Männer übten in den Städten Berufe wie Schmied, Schuster oder Zimmermann aus. Frauen waren vielfach für die Herstellung von Textilien verantwortlich, zB als Stickerinnen oder Leinenweberinnen. Sie brauten aber auch Bier oder arbeiteten als Goldschmiedinnen. Stadtherren Die Grundherren (= Stadtherren) neuer Städte gaben den Kaufleuten und Handwerkern Rechte und Freiheiten und förderten so Handel (Marktrecht) und Gewerbe. Dafür erhielten sie von diesen Steuern. Stadtrecht Seit dem 12. Jh. begannen die Stadtherrn (Könige, Fürsten, Grafen, Bischöfe und Äbte), solche Orte mit besonderen Rechten, dem Stadtrecht, auszustatten. Danach hatten die Städte das Recht und die Pflicht, Markt zu halten, eine Stadtmauer zu bauen und die Stadt mit Waffen zu verteidigen. Die Stadt sollte so sicher sein wie eine Burg. Innerhalb der Stadtmauern war es verboten, Streitigkeiten mit Waffen auszutragen. Auf dem Markt galt der Marktfriede. Das Geschäftsleben durfte nicht gestört werden. Das älteste Stadtrecht in Österreich hat Enns (1212). M2 Innsbruck im Jahre 1575 (kolorierter Kupferstich aus Georg Braun und Franz Hogenberg: Civitates Orbis Terrarum, Band 2, 1575, Itinerarium Orbis Christiani, Köln 1579–80) M3 Salzburg im Jahre 1490 (kolorierter Stich von Michael Wohlgemut aus dem Liber Chronicarum von Hartmann Schedel, Nürnberg, 1493) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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