Zeitbilder 2, Schulbuch

80 Ritter und ihre Familien M1 Schachspiel M4 Verlobung M5 Jagdszene (Manessische Liederhandschrift, deutsche Buchmalerei, 14. Jh., Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse) Vom Knappen zum Ritter Ab etwa 14 Jahren zogen die Buben als Knappen – ungefähr sechs Jahre lang – als Begleiter eines Ritters zu den Turnieren, auf die Jagd und in den Kampf. Knappen mussten Pferde satteln, füttern und pflegen, Jagdfalken trainieren, Waffen versorgen und dem Herrn beim Anlegen der schweren Rüstung helfen. Das Ziel der Ausbildung war die Erhebung zum Ritter bei der Schwertleite: Der neue Ritter erhielt einen Schwertgürtel. Nur Ritter durften ihr Schwert in einer Schwertscheide tragen, bei allen anderen musste die Klinge unverdeckt sein. Ritterfrauen und Töchter Die Töchter der Ritter lernten musizieren, singen, tanzen und Handarbeiten, aber auch lesen, schreiben und häufig eine Fremdsprache (meist Französisch). Auch Kenntnisse in Heilkunde war für ein Leben als Burgherrin wichtig. Mädchen heirateten oft bereits mit 14 Jahren und lebten meistens nach der Verlobung auf der Burg ihrer zukünftigen Schwiegerfamilie. Sie durften sich ihren Ehemann nicht selbst aussuchen, denn Adel und Reichtum hielt man für wichtiger als Liebe. Ritterfrauen waren meist viel gebildeter als ihre Männer. Waren diese abwesend – und das kam oft vor –, übernahmen die Frauen die Verwaltung der Burg und der Güter. Trotzdem glaubten viele, dass Frauen von Natur aus den Männern untergeordnet seien. Fehden Ritter waren häufig in Fehden* verwickelt, weil sie ihr Recht durchsetzen, erlittenes Unrecht mit Waffengewalt rächen oder ihre Macht steigern wollten. Turniere Bei Turnieren übten die Ritter für den Kampf in Zweikämpfen oder in Gruppenkämpfen und erprobten ihre Stärke. Es kam oft zu Unfällen, Ritter starben sogar. Große Turniere fanden meistens an Hoftagen des Königs statt, an denen die Adeligen politische Absprachen und wichtige Entscheidungen trafen, freigewordene Lehen (S.111) und Ämter vergaben, Gericht hielten, einen Kriegszug vorbereiteten oder eine Verlobung bekanntgaben. Liebeslieder Bei festlichen Zusammenkünften trugen Dichter und Sänger in der Volkssprache (im deutschsprachigen Raum mittelhochdeutsch) Lieder vor, erzählten Rittergeschichten und betonten immer wieder, dass Beständigkeit, Maß halten und Ehre die vornehmsten ritterlichen Tugenden seien. M2 Die Frau eines Burgherrn beim Schreiben (französische Buchmalerei, Christine de Pizan: Werke, um 1411) M3 Turniervorbereitung (Codex Manesse) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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