132 L Sklaverei und Unfreiheit in Antike und Mittelalter M3 Eine Sklavin reicht ihrer Herrin ein Schmuckstück. (Grabstein, 4. Jh. v. Chr.) M4 Junger Mann mit Sklave und Katze (Grabstein, um 430 v. Chr., griechisch) M1 Über die Sklaverei Q Nach dem Völkerrecht sind die unsere Sklaven, die wir entweder von den Feinden fangen, oder die von unseren Sklavinnen geboren werden. Freigeborene sind die, die von einer freien Mutter geboren worden sind. Es reicht nämlich, wenn die Mutter zu der Zeit frei war, in der sie das Baby zur Welt bringt, auch wenn sie als Sklavin schwanger geworden ist. Und wenn andererseits eine freie Frau schwanger geworden ist, dann aber als Sklavin ihr Kind zur Welt bringt, ist dieses Kind frei. (nach: Aelius Marcianus, Institutiones I,5,5, 2. Jh. n. Chr.) Was Sklaverei bedeutet Etwa ein Drittel der Bevölkerung Athens waren Sklavinnen und Sklaven. Diese Männer, Frauen und Kinder hatten keine Rechte und waren Eigentum eines „Herrn“, der unbeschränkte Gewalt über sie hatte: Er konnte sie kaufen und verkaufen, um Geld verleihen, schlagen und sogar töten. Sklavenarbeit Zehntausende Sklaven arbeiteten im Silberbergwerk bei Athen, viele Tausende auf den Feldern römischer Großgrundbesitzer. Die meisten Handwerker und Händler beschäftigten unfreie Menschen in ihren Betrieben. Selbst arme Bürger konnten sich einen oder zwei dieser Arbeitskräfte leisten. Dazu kamen noch die vielen Sklavinnen und Sklaven, die in vornehmen Häusern als Dienstpersonal beschäftigt waren. Gebildete Sklaven arbeiteten als Ärzte, Erzieher, Lehrer oder Schreiber und führten ein besseres Leben. Kauf oder Vermietung Sklavinnen und Sklaven wurden wie alle anderen Waren auf dem Markt gekauft. Der Käufer ließ sie entweder für sich arbeiten oder vermietete sie an andere Personen weiter. In Athen konnte man durch die Vermietung von drei Sklaven bereits recht gut leben. Kinder von Sklavinnen Sie waren unfrei wie ihre Mütter, auch wenn der Vater ein freier Mann war. Beziehungen zwischen Herren und ihren Sklavinnen waren nicht selten. Heiraten konnten sie nicht, weil die Sklavin kein Bürgerrecht hatte. Manche wollten die Kosten für Kleidung und Essen sparen und verkauften bereits kleine Kinder. War ein Sklave oder eine Sklavin dann alt genug zum Arbeiten, war meist sein bzw. ihr Überleben gesichert, denn die „Herren“ profitierten von der Arbeitskraft dieser Menschen. Meist versorgten sie auch kranke und alt gewordene Sklavinnen und Sklaven. Sklaven = Besitz Sie galten in der Antike als „Besitz mit Seele“. Daher sahen die Menschen in der Antike in Sklaverei auch nichts Schlechtes: „Es ist klar, dass es von Natur aus Freie und Sklaven gibt“, behauptete der berühmte griechische Philosoph Aristoteles*, und „das Dienen ist für Sklaven passend und gerecht.“ Auch in Rom traten sehr angesehene Männer zwar für eine menschliche Behandlung von Sklaven ein, stellten die Sklaverei selbst aber nie in Frage. M2 Sklavenpreise in Athen Sklavenpreise in Athen (5. Jh. v. Chr.) Drachmen * ein Knabensklave 70 ein guter Handwerker 300 ein schönes Mädchen 300 ein Bergbaufachmann 6000 ein Mietsklave pro Tag 1 Obole Löhne und Kosten Tageslohn eines Ruderers, eines Richters oder Ratsmitgliedes 1 Tageslohn eines guten Handwerkers 2 ein Schaf 1 Mindestkosten für die jährliche Lebenshaltung einer Familie 120 ein schönes Haus ca. 3000 eine Tischlerwerkstatt mit 20 Tischlern ca. 4000 (1 Drachme = 6 Obolen) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=