76 Der Tod tritt hervor, Jedermann sinkt ins Grab. GLAUBE: Nun hat er vollendet das Menschenlos, Tritt vor den Richter, nackt und bloß, Und seine Werke allein, Die werden ihm Beistand und Fürsprech sein. Heil ihm, mich dünkt, es ist an dem, Dass ich der Engel Stimmen vernehm, Wie sie in ihren himmlischen Reihn Die arme Seele lassen ein. ENGEL SINGEN. 19. Vergleichen Sie die Art und Weise, wie in den beiden Werken das Problem der Rechtfertigung des Menschen vor Gott dargestellt wird. 20. Beurteilen Sie, ob solche Stücke, sprachlich modernisiert, heute Zuseherinnen und Zuseher betroffen machen könnten. Hoftheater und Volkstheater Das Barockdrama entwickelte sich parallel zur Oper, die ursprünglich in Italien entstanden war. Das Hoftheater und die Oper verlangten beide in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach einer riesigen, raffinierten Bühnenmaschinerie. Es ist uns heute kaum mehr vorstellbar, welche Effekte das barocke Ausstattungstheater zu erzielen vermochte. Der Südtiroler Jesuit Nikolaus Avancini (1611 – 1686) zeigte in seinem Werk Pietas victrix (= „siegreiche Frömmigkeit“) den Sieg des Glaubens uber den Unglauben, dargestellt am Kampf Kaiser Konstantins, des ersten christlichen Kaisers, gegen den Heiden Maxentius. Unter anderem brachte das Stück ein Feuerwerk, bei dem Jupiters Tempel in Flammen aufgeht, ein Geisterballett und den in den Lüften sich abspielenden Kampf eines Adlers gegen einen Drachen. Wenn Maxentius die Leichen haufenweise in den Tiber werfen lässt, steigen Rauch und Flammen auf, bis der Flussgott erscheint. Avancinis Stück wurde zum Teil gesprochen, zum Teil gesungen und getanzt. Es sollte – die prunkvollen Aufbauten einbezogen – eine universale Demonstration der Kunst sein. Universal ist auch die Welt, die das barocke Monstertheater aufbietet. Erde, Himmel und Hölle sind die Schauplätze; Götter und Heroen der Antike erscheinen neben christlichen Heiligen und personifizierten Tugenden; Feldherren und Staatsmänner der Antike treten neben dem gegenwärtigen 30 35 Giovanni Paolo Pannini (1691 – 1765), Musikfest, gegeben vom Kardinal de La Rochefoucauld im Teatro Argentina in Rom am 15. Juli 1747 anlässlich der Vermählung des französischen Dauphins, 1747. Barocke Schaubühne Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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