Killinger Literaturkunde, Schulbuch

68 Sonett Eine weit verbreitete Gedichtform in der Barockzeit war das Sonett (lat. sonare = klingen). Es besteht aus 14 jambischen Versen mit vier, fünf oder sechs Hebungen. Auf zwei Quartette (Vierzeiler) folgen zwei Terzette (Dreizeiler). Auch die Reimfolge ist vorgegeben. Das italienische Sonett (im 14. Jahrhundert von Petrarca entwickelt) weist folgende Reimanordnung auf: abba abba cdc dcd. Die englischen und die deutschen Sonette variieren diese Reimanordnung auf verschiedene Weise. Shakespeare verwendet beispielsweise drei Vierergruppen und einen abschließenden Doppelvers (rhyming couplet). Das Sonett gilt als eine der strengsten Gedichtformen, denn es sind Strophenbau, Versform, Silbenzahl und Reim je nach Typus festgelegt. Diese Form stellt hohe Anforderungen an die sprachliche Virtuosität der Autorin oder des Autors. Stilmittel des Barock Für die Barocklyrik sind besondere sprachliche Effekte und Stilmittel typisch. Die Übertreibung dieser Technik nennt man Manierismus (Schwulst). Übersicht über häufig verwendete Stilmittel Im Barock wurden folgende Stilmittel häufig verwendet (mehr dazu auf S. 445). Anapher: Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe (meist am Anfang einer Zeile): Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll (Goethe: Der Fischer) Antithese: Gegenüberstellung entgegengesetzter Begriffe aus dem gleichen Bereich: kalt – warm, alt – jung, Freud – Leid Ellipse: Auslassung von Satzteilen: Ohne Fleiß kein Preis Häufung: Anhäufung von Ausdrücken ähnlichen Inhalts: Alles rennet, rettet, flüchtet, ... (Schiller: Die Glocke) Hyperbel: Übertreibung: wie Sand am Meer Metapher: bildliche Übertragung (Vergleich ohne Vergleichswort): Du bist die Rose aus dem Gemeindebau. Onomatopöie: Klangmalerei, lautliche Nachahmung von Gehöreindrücken: Kikeriki Oxymoron: Formulierung aus zwei gegensätzlichen, einander widersprechenden oder sich gegenseitig ausschließenden Begriffen: stummer Schrei Parallelismus: Gleicher Aufbau von Satzelementen: Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee. Periphrase: Umschreibung eines Begriffs durch eine kennzeichnende Eigenschaft: Götter in Weiß Personifikation: Einem unpersönlichen Begriff werden persönliche Eigenschaften zugeordnet: Die Sonne lacht. Pleonasmus: Zusammenstellung von Wörtern gleicher Bedeutung, aber unterschiedlicher Wortart: weißer Schimmel Rhetorische Frage (Scheinfrage): Diese Frage dient zur Weiterführung einer Argumentation; es wird keine Antwort erwartet: Was lernen wir daraus? Synekdoche: Das Ersetzen eines Begriffs durch einen engeren oder weiteren: Moskau für russische Regierung Tautologie: Eine Aussage, die aus zwei gleichbedeutenden Wörtern der gleichen Wortart (z.B. Adjektiv – Adjektiv) besteht. Sie dient der Hervorhebung und Verdeutlichung (vgl. Pleonasmus): nie und nimmer; angst und bange Vergleich: Bildhafter Hinweis auf einen anderen Bereich (mit Vergleichswort): finster wie die Nacht Wiederholung: Mehrfachnennung des gleichen Ausdrucks: Er rennt und rennt und rennt. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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