RENAISSANCE, HUMANISMUS, REFORMATION | 1450 – 1600 39 es zu Auseinandersetzungen mit der Kirche, so etwa im Fall des Galileo Galilei (1564 – 1642), den ein Inquisitionsverfahren zwang, seine richtigen Erkenntnisse zu widerrufen. Vgl. auch das Theaterstück Leben des Galilei (1939/1943) von Bert Brecht. Die überregionale Sprache der Humanisten war das Lateinische. Der Humanismus erzielte daher keine Breitenwirkung, sondern blieb auf eine relativ kleine Zahl von Gelehrten und auf die Universitäten beschränkt. Dennoch strahlte er in die kommenden Jahrhunderte aus und bewirkte ein Fortleben der griechischen und römischen Antike, neben dem christlichen Glauben eine Säule der europäischen Kultur. Vertreter des Humanismus nördlich der Alpen waren Erasmus von Rotterdam (ca. 1466 – 1536), Johannes Reuchlin (1455 – 1522) und Conrad Celtis (1459 – 1508), der zuletzt in Wien lehrte. Reformation Unter Reformation versteht man eine religiöse Bewegung zu Beginn des 16. Jahrhunderts, die ihre Wurzeln im ausgehenden Mittelalter hatte und schließlich zur Kirchenspaltung führte. Reformatorische Bewegungen entstanden in weiten Teilen Europas. Reformatoren im deutschen Sprachraum: Deutschland: Martin Luther (1483 – 1546) Schweiz: Ulrich Zwingli (1484 – 1531), Johannes Calvin (1509 – 1564) Im Jahre 1517 veröffentlichte Martin Luther (Augustinermönch und Universitätsprofessor) in Wittenberg 95 Thesen in lateinischer Sprache, mit denen er Kritik an den Zuständen in der Kirche anbringen und eine Diskussion darüber anregen wollte. Es folgte ein harter theologischer Streit zwischen Luther und den „Papisten“, den Anhängern des römischen Papsttums. Luther wollte – dies verbindet ihn mit den Humanisten – auch eine Erneuerung, allerdings die des christlichen Glaubens. Er verwendete zu diesem Zweck die Methode der Humanisten, nämlich das Studium der antiken Quellen: Er lehnte die lateinische Bibel und die Überlieferung der Kirchenväter ab und berief sich auf den griechischen Urtext des Neuen Testaments und auf den hebräischen Originaltext des Alten Testaments. Theologisch weicht Luther in mehreren Punkten von den „Papisten“ ab: • E r schaltet die Kirche (den Theologen) als Vermittler zwischen Mensch und Gott aus (z. B. Ablehnung der Ohrenbeichte). Jeder kann selber zu den Glaubenswahrheiten finden. • D er Mensch erwirbt das ewige Leben nicht aufgrund seiner eigenen guten Werke (Ablehnung der Ablassbriefe); nur die Gnade Gottes und die Erlösung durch Jesus Christus können den Menschen von seiner Sündhaftigkeit befreien. • A blehnung der Transsubstantiationslehre (Verwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi) REFORMATIONSLITERATUR Neben seiner Tätigkeit als Reformator war Martin Luther auch ein vielseitiger Autor. Er schrieb bedeutende Kirchenlieder, übersetzte die Fabeln des Aesop (Etliche Fabeln aus dem Esopo verdeutscht, 1530) und verfasste eine Reihe von Flugschriften, Predigten und Kampfschriften (z. B. An den christlichen Adel deutscher Nation, 1520, Von der Freiheit eines Christenmenschen, 1520, Wider die räuberischen und mörderischen Bauern, 1525). Erneuerung des Glaubens Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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