Killinger Literaturkunde, Schulbuch

DEUTSCHSPRACHIGE LITERATUR NACH 1945 305 Günter Kunert: Unterwegs mit M. (1970) Im Auto gemeinsam unterwegs auf vergessenen Straßen geborstene Wespen am Glas platzender Regen Sonne und Dunkelheit und wieder Sonne: Wechsel weniger Worte. Abwesendes Beieinandersein. Sorglos. Glück. Erich Fried: Was es ist (1979) Es ist Unsinn sagt die Vernunft Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist Unglück sagt die Berechnung Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst Es ist aussichtslos sagt die Einsicht Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist lächerlich sagt der Stolz Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht Es ist unmöglich sagt die Erfahrung Es ist was es ist sagt die Liebe 28. Interpretieren Sie die beiden Gedichte Unterwegs mit M. und Was es ist mittels eines Vergleichs: • Bestimmen Sie, welches Thema die beiden Texte behandeln. • Analysieren Sie, wie das Thema jeweils dargestellt wird. • Stellen Sie die formalen und sprachlichen Aspekte der beiden Texte gegenüber. • Nehmen Sie Stellung, welches der beiden Gedichte das Thema treffender ausdrückt. Julian Schutting: [Ohne Titel] (1976) Karli liebt Inge, hat ein Finger der Staubschicht eines Autos in Blockbuchstaben anvertraut Karli liebt Inge!, wiederholst du mit Anteilnahme den Wortlaut des Geheimnisses, das aus düsterem Himmel sich aufgetan hat – möge die Inschrift, deren Botschaft noch zittert, von der Unverletzlichkeit und Dauer einer Aufschrift wie „Zufahrt gestattet!“ sein, möge dieser eine oder irgendein Karli eine Inge lieben, auf dass erfüllet werde die Schrift, in den Stoff der Vergänglichkeit geschnitten, von der Autoscheibe lesen und dann wenn selbst eine Amsel mit ihrer Liebe den Autolärm durchdringt. Karli liebt Inge – möge das Wunder, dass sein Ich einzig in der Beschwörung zärtlicher Namensverkleinerung noch bei ihm ist, noch so wunderbar sein wie der Satz, 2 4 6 8 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 20 22 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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