BALLADE LÄNGSSCHNITT 30 Mit der Bezeichnung Ballade meint man ein Gedicht erzählenden Inhalts (Erzählgedicht), das eine außerordentliche Begebenheit mitteilt. Neben dem erzählenden (epischen) Element kommt das dramatische Element in Form des Dialogs und das lyrische Element in Form der Schilderung von Stimmungen zur Geltung. Kennzeichnend für die Ballade sind ferner die stark verknappende Darstellung eines einzigen isolierten Geschehens und die sprachliche Verdichtung. Die Verse bilden meist regelmäßige Strophen, Reimbindung ist häufig. VOLKSBALLADE Schon am Ende der mittelhochdeutschen Periode (13./14. Jahrhundert) entstanden erzählende Gedichte, die man heute Volksballaden nennt. Sie wurden von unbekannten Spielleuten einem bürgerlichen Publikum vorgesungen und lange nur mündlich überliefert. Bestimmte Themen, wie Abschied und Wiedersehen, Treue und Untreue, Tod des/der Geliebten, Verbrechen und Blutrache, kehren in Abwandlungen wieder. Die Schilderung des Geschehens ist sprunghaft knapp, die Handlung wird oft in Dialogen dargestellt. Die sprachliche Ausdrucksweise ist schlicht, wobei feste Formen häufig wiederkehren. Merkmale der Volksballade treten in der späteren Kunstballade seit etwa 1800 (Romantik) auf. Blütezeit der Volksballade war das 15. und 16. Jahrhundert. Dann wurde sie vom Bänkelsang verdrängt. Der Bänkelsänger verbreitete sensationell aufgemachte Neuigkeiten wie Verbrechen, Naturkatastrophen und wunderbare Begebenheiten, auf Jahrmärkten, Kirtagen, Hochzeiten usw. („Zeitungslieder“). 1. Suchen Sie den Text und die Melodie des Bänkelliedes Sabinchen war ein Frauenzimmer (Leipzig 1849). • Erstellen Sie eine Liste der Charakteristika eines solchen Liedes. • Geben Sie den Inhalt des Liedes in Form eines reißerischen Zeitungsartikels wieder. Die Moritaten1 wurden mit einer moralischen Botschaft versehen, was von den Trägern der weltlichen oder geistlichen Macht, der Obrigkeit, mehr oder weniger erzwungen wurde; denn die Bänkelsänger mussten um die Genehmigung zur Verbreitung ihrer Lieder ansuchen. Ein Beispiel für die Volksballade des 15. Jahrhunderts ist Agnes Bernauerin. Kennzeichen der Ballade Varianten der Volksballade 1 Moritaten: schaurige, unheimliche Lieder, die von Bänkelsängern vorgetragen wurden Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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