Killinger Literaturkunde, Schulbuch

20 Ein unbetonter Vokal im Auslaut (= am Wort- bzw. Silbenende) wird in der Regel nicht gesprochen (Elision), wenn das folgende Wort mit einem Vokal beginnt: er dâht(e) in sînem muote (285/1); der herr(e) und ouch diu frouwe (293/4). In unserer Textwiedergabe sind die nicht zu sprechenden Endvokale mit einem Punkt versehen (herre. ). Die klangliche Abschwächung oder gar der Schwund eines unbetonten Vokals im Satz führt zu Verschmelzungen: die daZ → dieZ (275,2); zu der → zer (273/2). Konsonanten c steht oft für k (minneclîche), sc manchmal für sch (diu scœne, scouwen). Der Buchstabe h bezeichnet in mhd. Wörtern entweder den Hauchlaut (wie in „hören“) oder den Reibelaut (wie in „Bach“). h ist im Anlaut (= am Wortanfang und am Anfang einer Silbe) als Hauchlaut zu sprechen: mhd. hûs nhd. Haus sâ-hen sahen (nhd. stummes h!) h ist im Auslaut (= am Wortende oder am Ende einer Silbe) als Reibelaut zu sprechen: mhd. sah (wie „ach“) nhd. sah (stummes h) rehte recht (Reibelaut) sp und st (sprach, sterne) wurden als s | p und s | t gesprochen (nicht als schp und scht). Z (groZer) ist das Zeichen für scharfes s (ß). w wurde vermutlich so wie heute im Englischen ausgesprochen. mhd. frouwe Im Mhd. wurden Konsonanten im Auslaut hart ausgesprochen (Auslautverhärtung) und auch meist mit den harten Konsonanten geschrieben, während im Inneren des Wortes weiche Konsonanten verwendet wurden: bî den stunden aber von der stunt des tages aber der tac des lobes aber das lop 8. Suchen Sie in den Textbeispielen weitere Beispiele für die Auslautverhärtung im Mittelhochdeutschen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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