Killinger Literaturkunde, Schulbuch

192 In wenigen Jahren wurde Stifter zu einem beliebten Schriftsteller des „gebildeten Leserpublikums“ im ganzen deutschen Sprachraum. Im Österreichischen Morgenblatt schreibt Sigm. Engländer Anfang 1845: Bei Stifter ist nichts Gemachtes, nichts Erlerntes, nichts Anempfundenes und Erlogenes. Stifter ist ein Dichter. Doch bald meldeten sich auch Gegner der Stifter’schen Erzählweise zu Wort, deren Kritik nicht selten verletzende Schärfe hatte. Am stärksten traf Stifter ein Epigramm von Friedrich Hebbel, denn sein Urteil hatte größeres Gewicht und fand weitere Verbreitung als das anderer Kritiker. Friedrich Hebbel: Die alten Naturdichter und die neuen (Brockes, Geßner, Stifter usw.) (1849) Wisst ihr, warum euch die Käfer, die Butterblumen so glücken? Weil ihr die Menschen nicht kennt, weil ihr die Sterne nicht seht! Schautet ihr tief in die Herzen, wie könntet ihr schwärmen für Käfer? Säht ihr das Sonnensystem, sagt doch, was wär’ euch ein Strauß? Aber das musste so sein; damit ihr das Kleine vortrefflich Liefertet, hat die Natur klug euch das Große entrückt. 10. Nehmen Sie zur Kritik Friedrich Hebbels Stellung: • Fassen Sie zusammen, was Hebbel Stifter und den anderen genannten hier vorwirft. • Kommentieren Sie, ob und inwieweit sich Kunst mit dem Menschen beschäftigen soll. Kritik an der Darstellung des Kleinen 2 4 6 Adalbert Stifter (1805 – 1868), Landschaftsbild, 1860. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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