HOCHMITTELALTER | 1170 – 1230 19 Vokale Länge und Kürze der Vokale unserer heutigen Sprache stimmen nicht immer mit den mittelhochdeutschen Verhältnissen überein. Bei der vereinheitlichten Schreibweise der Textausgaben wird auf die im Mittelhochdeutschen lang gesprochenen Vokale ein Zirkumflex (^) gesetzt: mhd. â dâhte nhd. dachte ê mêr(e) mehr î herzenlîche herzlich zît Zeit (î>ei) ô hôhgezîte Hochzeit û ûZ aus (û>au) iu (diu, iuch) ist als langes ü zu sprechen. Kurze Vokale sind nicht mit einem Zirkumflex gekennzeichnet: mhd. a sa˘gen nhd. sa¯gen ä mägede Mägde e de˘gen De¯gen i si, ir sie, ihr(e) o wo˘l wo¯hl u nu˘ nu¯n ü künege König Die kurzen Vokale in offener Silbe (sa˘–gen, de˘–gen) wurden erst im Neuhochdeutschen zu langen Vokalen. Dies ist eine der wesentlichsten Veränderungen in der Lautentwicklung vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen. 7. Suchen Sie in den Strophen des Nibelungenliedes Wörter, in denen im Mittelhochdeutschen ein kurzer Vokal, aber im Neuhochdeutschen ein langer Vokal gesprochen wird. Im Mittelhochdeutschen wurden die Diphthonge /ei/, /ie/, /ou/, /öi/, /uo/, /üe/ deutlich zweitonig gesprochen (wie oft heute noch in der bairisch-österreichischen Mundart): mhd. ei neic mhd. ie liep, liehte mâne, Kriemhilt, die mhd. ou schouwen mhd. öi vröide mhd. uo guot, muot mhd. üe brüeder, küenen Für Umlaute verwendete man besondere Zeichen (Ligaturen): Ligatur æ (mæren) ist langes ä (wie in Bären). Ligatur œ (hœren) ist langes ö (wie in hören). Dehnung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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