ROMANTIK | 1795 – 1835 173 9. Weisen Sie das Romantische an diesem Gedicht nach: • Beschreiben Sie, welche Eindrücke hier dargestellt werden. • Analysieren Sie, welche Wörter als Leitwörter gelten können. • Erschließen Sie die Stilfiguren in diesem Gedicht (siehe S. 68). • Erläutern Sie, welche Wirkung damit erzielt wird. Synästhesie Die Psychologie versteht unter Synästhesie die Erregung eines Sinnesorgans durch einen nichtspezifischen Reiz, z. B. die Vorstellung von Farben bei akustischen Eindrücken. In der Literatur wird die Verschmelzung der Sinnesreize metaphorisch dargestellt. Häufig wurde das Stilmittel der Synästhesie in der Romantik verwendet, um die Befindlichkeit des lyrischen Ichs auszudrücken. In dem Singspiel Die lustigen Musikanten gibt es ein Duett zwischen Fabiola und dem blinden Piast, während eine Flöte hinter der Bühne ein Solo spielt: Clemens Brentano: Die lustigen Musikanten (1803) Hör’, es klagt die Flöte wieder, Und die kühlen Brunnen rauschen. Golden wehn die Töne nieder, Stille, stille, laß uns lauschen! Holdes Bitten, mild Verlangen, Wie es süß zum Herzen spricht! Durch die Nacht, die mich umfangen, Blickt zu mir der Töne Licht. 10. Untersuchen Sie die Synasthesien in den Versen aus Brentanos Singspiel: • Nennen Sie die im Text verwendeten Synasthesien. • Beschreiben Sie die Wirkung dieser Vorgangsweise. • Erläutern Sie, weshalb die Verwendung von Synästhesien hier besonders sinnvoll erscheint. Die aus Karlsruhe stammende Stiftsdame Karoline von Günderrode (1780 – 1806) verfasste schon früh Texte mit literarischem Anspruch und setzte sich mit gesellschaftlichen Einschränkungen auseinander, denen Frauen zu dieser Zeit ausgesetzt waren. Sie veröffentlichte ihre Werke unter dem männlichen Pseudonym Tian, die großen Anklang fanden, und pflegte einen regen Austausch mit markanten Persönlichkeiten ihrer Zeit, u.a. mit Clemens und Bettina Brentano. Ihr Leben endete tragisch, als sie nach dem Ende einer Liebesbeziehung ihrem Leben ein Ende setzte. Karoline von Gunderrode: Der Kuss im Traume (1805) Es hat ein Kuss mir Leben eingehaucht, Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten. Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten, Dass neue Wonnen meine Lippe saugt. In Träume war solch Leben eingetaucht, Drum leb’ ich, ewig Träume zu betrachten, Kann aller andern Freuden Glanz verachten, Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht. Der Tag ist karg an liebesüßen Wonnen, Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen Verschmelzung verschiedener Sinnesreize 2 4 6 8 8d85wy 2 4 6 8 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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