ROMANTIK | 1795 – 1835 167 1. Untersuchen Sie, wie Novalis in diesen Hymnen die Gemutslage des autobiographisch geprägten Ichs darstellt: • Beschreiben Sie, von welcher Stimmung diese Texte getragen sind. • Erschließen Sie die Bedeutung(en) des Begriffs Nacht. • Geben Sie plausible Grunde an, weshalb diese Texte trotz der fortlaufenden Zeilen zur Lyrik gezählt werden. 2. Formen Sie eine dieser Textpassagen in das Layout eines klassischen Gedichts um. HOCHROMANTIK Als Hochromantik bezeichnet man die Phase ab etwa 1805. Zunächst fanden sich der norddeutsche Junker Ludwig Achim von Arnim (1781 – 1831) und der rheinländische Kaufmannssohn Clemens Brentano (1778 – 1842), beide Studenten in Heidelberg, als Gleichgesinnte (Heidelberger Romantik). Zu ihnen gehörten Bettina (1785 – 1859), die Schwester Brentanos und spätere Frau von Arnim, Joseph Görres (1776 – 1848) und die Brüder Jacob (1785 – 1863) und Wilhelm (1786 – 1859) Grimm. Der ursprüngliche kosmopolitische1 Schwung, der über die Grenzen hinaus zu anderen Völkern führte, schlug angesichts der Ohnmacht der deutschen Kleinstaaten gegenüber Napoleon in die Verklärung der deutschen Vergangenheit um. Als mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches (1806) auch noch die letzte überkommene Institution der mittelalterlichen Welt ihr Ende nahm, wurde im Mittelalter nicht nur die ideale Glaubenseinheit der christlichen Kirche, sondern auch die nationale Größe, die erneuert werden sollte, gesehen. Aus diesem Grund wandten sie sich der altdeutschen Sprache und Literatur zu. In der romantischen Dichtung galt das besondere Interesse der Volksliteratur, in der sie das Ursprüngliche, Echte und Unschuldige zu finden glaubte. Zur Volksliteratur zählen Märchen und Sagen, Lieder und Erzählgedichte. Der romantische Sprachstil suchte die Illusion zu steigern. So sollte ein altertümlicher, chronikhafter Stil die Illusion der vergangenen alten Zeit schaffen, die einfache Volkssprache Nähe zur Volksdichtung herstellen. Die Sprache der Volksbücher, der Märchen und der Volkslieder wurde bewusst aufgenommen und bis in Einzelheiten des Satzbaus und der Wortwahl nachgebildet. Mit Textausgaben und Sammlungen von Märchen, Sagen, Volksbüchern und Liedern wollte die Romantik auch zur Erneuerung des nationalen Selbstbewusstseins beitragen. In diesem Zusammenhang muss man die Volksliedersammlung Des Knaben Wunderhorn (1805 – 1808) sehen, die Arnim und Brentano gemeinsam herausgaben, aber auch die Märchensammlung der Brüder Grimm, ihre altdeutsche Grammatik und ihr groß angelegtes Deutsches Wörterbuch (begonnen 1854), das erst 1961 abgeschlossen werden konnte. Die nationalen Gedanken der Romantik drangen in den folgenden Jahrzehnten über die Grenzen Deutschlands hinaus. Ihre Wirkung war dort am stärksten, wo Völker noch keine nationalen Staaten bilden konnten: in Italien, das aus dem Kirchenstaat und Gebieten unter fremder Herrschaft bestand; in Polen, das unter russischer, preußischer und österreichischer Herrschaft stand; in Ungarn und bei den südslawischen Völkern, die zur Habsburgermonarchie oder zum Osmanischen Reich gehörten. Hier liegen die Wurzeln des Nationalismus, der die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts bestimmte. Heidelberger Kreis 1 kosmopolitisch: weltbürgerlich Verklärung der deutschen Vergangenheit Volksliteratur Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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