ZWISCHEN KLASSIK UND ROMANTIK 157 Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf; Unzählig blühn die Rosen, und ruhig scheint Die goldne Welt; o dorthin nehmt mich, Purpurne Wolken! und möge droben In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid! – Doch, wie verscheucht von törichter Bitte, flieht Der Zauber; dunkel wirds, und einsam Unter dem Himmel, wie immer, bin ich – Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja, Du ruhelose, träumerische! Friedlich und heiter ist dann das Alter. 3. Setzen Sie sich damit auseinander, wie Hölderlin in dieser Ode sowohl eine Abendstimmung als auch sein Lebensgefühl beschreibt: • Erläutern Sie, in welcher Situation sich das lyrische Ich befindet. • Zeigen Sie auf, an welcher Stelle die Ode eine überraschende Wendung nimmt. • Stellen Sie die Zeilen 13–17 den Zeilen 18–20 gegenüber. • Kommentieren Sie die Gegensätze und Widersprüche. • Geben Sie das Fazit in der letzten Strophe in eigenen Worten wieder. 4. Fertigen Sie ein Kunstobjekt zu diesem Text an: • Malen Sie ein Bild, das die idyllische Stimmung des Gedichtanfangs wiedergibt. • Wählen Sie Bildelemente, die der dargestellten Stimmung entsprechen. • Verwenden Sie Farben, die sich besonders zur Darstellung dieser Stimmung eignen. • Montieren Sie Ihr Bild zusammen mit einer Abschrift des Textes zu einem Ausstellungsobjekt, hängen Sie es in der Klasse auf und stellen Sie es zur Diskussion. Hölderlin ist zwar 73 Jahre alt geworden, hat aber die zweite Hälfte seines Lebens in Depressionen und geistiger Verwirrung zugebracht, ab 1806 in einer Anstalt bzw. in Pflege. Hälfte des Lebens (1803) Mit gelben Birnen hänget Und voll mit wilden Rosen Das Land in den See, Ihr holden Schwäne, Und trunken von Küssen Tunkt ihr das Haupt Ins heilignüchterne Wasser. Weh mir, wo nehm’ ich, wenn Es Winter ist, die Blumen, und wo Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen. 5. Analysieren Sie dieses Gedicht unter Berücksichtigung der folgenden Punkte: • Beschreiben Sie, welche Stimmungen die beiden Strophen wiedergeben. • Fassen Sie die Aussage des Gedichtes zusammen. • Erklären Sie die Bedeutung des Titels. • Zeigen Sie auf, inwiefern die Struktur des Gedichts seine Aussage unterstützt. 14 16 18 20 22 24 2 4 6 8 10 12 14 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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