Killinger Literaturkunde, Schulbuch

DEUTSCHE KLASSIK | 1786 – 1805 147 Zerstörenden Entwürfen hingeopfert. Der Mensch ist mehr, als Sie von ihm gehalten. Des langen Schlummers Bande wird er brechen Und wiederfordern sein geheiligt Recht. [...] KÖNIG: Wer hat Euch dessen so Gewiss gemacht? MARQUIS (mit Feuer): Ja, beim Allmächtigen! Ja – ja – ich wiederhol es. Geben Sie, Was Sie uns nahmen, wieder. Lassen Sie, Großmütig wie der Starke, Menschenglück Aus Ihrem Füllhorn strömen – Geister reifen In Ihrem Weltgebäude. Geben Sie, Was Sie uns nahmen, wieder. Werden Sie Von Millionen Königen ein König. (Er nähert sich ihm kühn, indem er feste und feurige Blicke auf ihn richtet.) O könnte die Beredsamkeit von allen Den Tausenden, die dieser großen Stunde Teilhaftig sind, auf meinen Lippen schweben, Den Strahl, den ich in diesen Augen merke, Zur Flamme zu erheben! – Geben Sie Die unnatürliche Vergöttrung auf, Die uns vernichtet. Werden Sie uns Muster Des Ewigen und Wahren. Niemals – niemals Besaß ein Sterblicher so viel, so göttlich Es zu gebrauchen. Alle Könige Europens huldigen dem span’schen Namen. Gehn Sie Europens Königen voran. Ein Federzug von dieser Hand, und neu Erschaffen wird die Erde. Geben Sie Gedankenfreiheit – (Sich ihm zu Füßen werfend). Marquis von Posa möchte mit der Kraft seiner Überzeugung den König und damit das ganze aristokratisch-absolutistische Regierungssystem der Zeit (im Sinne der Aufklärung) verändern: Stellen Sie der Menschheit Verlornen Adel wieder her. Der Bürger Sei wiederum, was er zuvor gewesen, Der Krone Zweck. 6. Erläutern Sie die politischen Vorstellungen des Marquis von Posa: • Fassen Sie die Kritik des Marquis von Posa am Verhalten des Königs zusammen. • Untersuchen Sie, an welchen Stellen die Kritik des Marquis von Posa besonders deutlich wird. 10 15 20 25 30 35 Ideal: Gedankenfreiheit 40 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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