Killinger Literaturkunde, Schulbuch

146 Wenn euer Blick, der sonst durchdringend ist, Auch durch den Schleier dringen könnte, den Uns Alter oder Krankheit überwirft; Wenn der Besitz, der ruhig machen soll, Nach fremden Gütern euch nicht lüstern machte: Dann wär’ uns wohl ein schöner Tag erschienen, Wir feierten dann unsre goldne Zeit. 4. Nehmen Sie zu diesem Dialog zwischen Tasso und der Prinzessin Stellung: • Beschreiben Sie Tassos Vorstellungen vom goldenen Zeitalter und welches Verhalten er als ideal ansieht. • Vergleichen Sie seine Vorstellungen mit denen der Prinzessin, besonders die Verhaltensregeln, die sie für wesentlich hält. • Beziehen Sie zu diesen beiden Haltungen kritisch Stellung. • Kommentieren Sie diese beiden Haltungen aus Ihrer Sicht. 5. Setzen Sie sich mit der sprachlichen Gestaltung dieses Abschnitts auseinander: • Bestimmen Sie das Versmaß. • Nennen Sie Begriffe, die in der heutigen Alltagssprache kaum üblich sind. • Bestimmen Sie rhetorische Figuren wie Anapher, Parallelismus, Antithese. • Untersuchen Sie die Wirkung der gehäuften Verwendung von Adjektiven. • Analysieren Sie die Besonderheit des Satzbaus der Verse 1–2. • Geben Sie Gründe an, warum diese Sprache für die beiden Figuren passend sein könnte. Friedrich Schiller: Don Carlos (1787) In dem Drama Don Carlos wandelt sich Friedrich Schiller zum Klassiker. Im Mittelpunkt steht der Konflikt zwischen dem Vater, König Philipp von Spanien, und seinem Sohn, dem Infanten Don Carlos. Don Carlos verliebt sich in seine Stiefmutter, Elisabeth von Valois, die zuerst für ihn bestimmt war, aber dann doch den König heiraten musste. Im Lauf des Dramas bekommt der Freund und Vertraute des Infanten, der Marquis von Posa, eine immer größere Bedeutung. Er wird zum Propheten eines neuen Zeitalters, in dem die Menschen – nach den Idealen der Klassiker – frei und glücklich leben. Marquis von Posa verkündet dem streng katholischen, absolutistisch und gewaltsam regierenden König seine Idee von der Entwicklung des Menschen in Freiheit: MARQUIS: Sie wollen Allein in ganz Europa – sich dem Rade Des Weltverhängnisses, das unaufhaltsam In vollem Laufe rollt, entgegenwerfen? [...] Sie wollen pflanzen für die Ewigkeit Und säen Tod1? Ein so erzwungnes Werk Wird seines Schöpfers Geist nicht überdauern. [...] Umsonst ein großes, königliches Leben 65 5 1 Anspielung auf die blutige Niederwerfung des Aufstandes der Niederländer Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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