Killinger Literaturkunde, Schulbuch

140 16. Untersuchen Sie, wie der Teufel in diesen Abschnitten die Zustände in der Hölle schildert: • Erläutern Sie, welche besonderen Aspekte er dabei aufzeigt. • Vergleichen Sie diese Vorstellungen mit den oft verbreiteten Vorstellungen in der Literatur und Filmen. Leverkühn-Faust ist als Symbolfigur für das deutsche Volk gedacht, das dem nationalsozialistischen Rausch verfallen ist und mit dem Kriegsende 1945 eine Katastrophe erlebt. ELFRIEDE JELINEK: FAUSTIN AND OUT In diesem postmodernen Sekundärdrama zu Goethes Urfaust (Uraufführung 2012) wird der ursprüngliche Text einer modernen Handlung gegenübergestellt, die den jahrzehntelangen Missbrauch an einer jungen Frau durch ihren eigenen Vater und ihre Gefangenschaft im Keller des elterlichen Hauses thematisiert. Dabei werden Textversatzstücke aus dem Urfaust in das Drama eingewoben; es wird sowohl an die Sprache als auch an die Handlung des Urfaust fortwährend erinnert. Die Handlung erhält so eine weitere Dimension und Tiefe. FaustIn: Zu dumm! Bin über vierzehn Jahr doch alt. War aber einmal zehn, als ich hier runterkam. Jetzt über vierzehn, die andre Dame dort schon sechzehn. Wir sind auf alles schon vorbereitet worden. Mein schönes Fräulein, darf ichs wagen, meinen VW-Kastenwagen und meine Prügel Ihnen anzutragen? Kann ungeleitet nach Hause gehn, werde umgeleitet, komme ungelegen, nein, sehr gelegen, ich komme, ich ging just vorbei, und jetzt bin ich da. Wer ist das? Wieso kommt das mit der Religion denn jetzt schon? Wie ich es damit halte? Ach so. Wie Sie es damit halten! Danke. Das macht schon eher Sinn. Über mich hat jeder Gewalt. Einfach jeder. Gott zuerst, dann jeder andre. Gott vielleicht sogar später. Zuerst ein anderer. Da kommt ein jeder daher. Nein, da kommt immer nur er. Da komme ich ausgerechnet an das einzige Wesen, das Gott einmal persönlich gekannt und ihn sofort imitiert hat, was gleichbedeutend ist mit: erkannt, sonst hätte Papa ihn ja nicht nachmachen können, nachäffen, nicht wahr, und was war der Erfolg? Daß es danach nicht mehr sein wollte wie er, sondern mehr als er! Bla bla bla. 17. Vergleichen Sie diese Textstelle mit dem Urfaust: • Zeigen Sie Parallelen in Bezug auf die Handlung auf. • Arbeiten Sie sprachliche Ähnlichkeiten und Unterschiede heraus. 18. Kommentieren Sie diese Form der Umsetzung durch Elfriede Jelinek: • Diskutieren Sie, ob es einen Unterschied macht, ob hier eine Frau oder ein Mann spricht. • Stellen Sie Überlegungen an, warum die Autorin diese Vorgangsweise gewählt hat. 19. Vergleichen Sie die verschiedenen Bearbeitungen des Faust-Stoffes: • Beschreiben Sie das Bestreben der Faust-Figur in den verschiedenen Texten. • Untersuchen Sie die Gemeinsamkeiten dieser Texte bzw. dieser Figuren. 20. Erläutern Sie, warum Faust ein Paradebeispiel für den Menschen schlechthin (auch für den heutigen) ist. Postmoderndes Sekundärdrama 5 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy MjU2NDQ5MQ==