GESCHICHTE VON DOKTOR FAUST, DEM TEUFELSBÜNDLER 129 DER SECHSTE GEIST: Dass er dich noch sündigen lässt, ist schon Rache! FAUST: Und dass ein Teufel mich dieses lehren muss! – Aber doch erst heute! Nein, seine Rache ist nicht schnell, und wenn du nicht schneller bist, als seine Rache, so geh nur. – (Zum siebenten Geiste.) – Wie schnell bist du? DER SIEBENTE GEIST: Unzuvergnügender Sterblicher, wo auch ich dir nicht schnell genug bin – – FAUST: So sage; wie schnell? DER SIEBENTE GEIST: Nicht mehr und nicht weniger, als der Übergang vom Guten zum Bösen. – FAUST: Ha! du bist mein Teufel! So schnell als der Übergang vom Guten zum Bösen! – Ja, der ist schnell; schneller ist nichts als der! – Weg von hier, ihr Schnecken des Orkus!1 Weg! – Als der Übergang vom Guten zum Bösen! Ich habe es erfahren, wie schnell er ist! Ich habe es erfahren! 2. Vergleichen Sie die verschiedenen bösen Geister, die Faust ihre Dienste anbieten: • Arbeiten Sie die besonderen Merkmale der Geister heraus und erstellen Sie eine Liste mit ihren Eigenschaften. 3. Kommentieren Sie, inwieweit Fausts Wahl für einen der Geister typisch für einen Vertreter der Aufklärung ist. JOHANN WOLFGANG VON GOETHE: FAUST Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) arbeitete sechs Jahrzehnte – mit zeitweise jahrelangen Unterbrechungen – an seinem Faust. In seiner Sturm-und-Drang-Periode (zwischen 1772 und 1775) entstanden einige Szenen, und zwar die Gelehrtentragödie und die Gretchentragödie, die noch unverbunden nebeneinander standen (Urfaust). Die Gelehrtentragödie behandelt den Wissensdurst Fausts, dem jedes Mittel recht ist, neue Erkenntnisse zu erlangen. Dazu ist er auch bereit, seine Seele Mephistopheles zu versprechen, sofern dieser ihm auf Erden uneingeschränkt zu Diensten ist. In der Gretchentragödie verführt der von Mephistopheles mit neuen Kräften ausgestattete, jugendlich wirkende Faust das unschuldige Gretchen und führt sie ins Verderben. Sie stirbt als Mörderin ihres Kindes in geistiger Umnachtung, wird jedoch von Gott gerettet. Der erste Teil des Faust wurde – dank Schillers Zureden – zwischen 1797 und 1806 fertig gestellt und 1808 gedruckt. Zu den Szenen des Urfaust kamen u. a. der Prolog im Himmel und die Paktszene, die das Leitmotiv der Wette zwischen Gott und Mephisto deutlich machen. Es ist die alte Vorstellung vom Menschen als dem Wesen, um das Gott und das Böse ringen, von der Erde als dem Schauplatz, auf dem der Kampf des Lichts gegen die Finsternis stattfindet. Gott weiß, wie die Wette ausgehen wird: 50 55 1 Orkus: Unterwelt Faust zwischen dem Guten und dem Bösen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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