GESCHICHTE VON DOKTOR FAUST, DEM TEUFELSBÜNDLER 127 Prinzen in Orient, mich untergeben, auch denselbigen, mich solches zu berichten und zu lehren, mir erwählet, der sich auch gegen mir versprochen, in allem untertänig und gehorsam zu sein. Dagegen aber ich mich hinwider gegen ihme verspriche und verlobe, dass so 24 Jahr, von dato dies Briefs an, herum und füruber gelaufen, er mit mir nach seiner Art und Weis, seines Gefallens, zu schalten, walten, regieren, führen, gut Macht haben solle, mit allem, es sei Leib, Seel, Fleisch, Blut und Gut, und das in Ewigkeit. Hierauf absage ich allen denen, so da leben, allem himmlischen Heer und allen Menschen, und das muss sein. Zu festem Urkund und mehrer Bekräftigung hab ich diesen Rezess eigner Hand geschrieben, unterschrieben und mit meinem hiefür gedrucktem eigen Blut, meines Sinns, Kopfs, Gedanken und Willen verknüpft, versiegelt und bezeuget etc. Subscripto Johann Faustus, der Erfahrne der Elementen und der Geistlichen Doktor 1. Untersuchen Sie die wesentlichen Elemente des Faust-Stoffes, die sich schon in dieser frühen Fassung zeigen: • Erläutern Sie, was Faust dazu veranlasst, den Vertrag mit dem Teufel zu schließen. • Stellen Sie die vereinbarten Leistungen des Teufels denen von Faust gegenüber. In England schrieb Christopher Marlowe (1564 – 1593) nach dem deutschen Volksbuch das Drama The Tragicall History of the Life and Death of Doctor Faustus (1592/1593), das von englischen Komödianten erstmals 1608 in Graz aufgeführt wurde. Der Volkskomiker Josef Anton Stranitzky (vgl. S. 78) brachte mehr als 100 Jahre später die Faust-Figur auf die Wiener Vorstadtbühne und stellte ihr den Hanswurst als Kritiker und parodistisches Gegenbild gegenüber. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts sind Puppenspiele mit dem Faust-Stoff nachweisbar; eines davon lernte Goethe als Kind kennen. DER FAUSTSTOFF IN DER AUFKLÄRUNG Im 18. Jahrhundert unternahm man den Versuch, neben dem vielen äußeren Geschehen in Fausts Leben eine innere Handlung aufzubauen und Faust nach entsprechender Reue und Buße der Vergebung entgegenzuführen. Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) bemühte sich jahrzehntelang um eine Dramatisierung des Faust-Stoffes, den er vom Standpunkt des Aufklärers zu fassen versuchte: Faust ist erfüllt von unbändigem Wissensdrang, was den Teufeln eine willkommene Angriffsfläche bietet. Aber die Teufel triumphieren zu früh: „Die Gottheit hat dem Menschen nicht den edelsten Trieb gegeben, um ihn ewig unglücklich zu machen“ (Lessing). Faust träumt sein grausiges Geschick nur, der Teufel bleibt ein verführerisches Phantombild. Von Lessings Faustdrama ist nicht viel erhalten. Eine Szene hat Lessing im Anschluss an den berühmten 17. Literaturbrief (1759) (vgl. S. 93), in dem er mit Gottsched abrechnet und die Deutschen auf Shakespeare verweist, abgedruckt. Faust verlangt den schnellsten Geist der Hölle zu seiner Bedienung. Er macht seine Beschwörungen; es erscheinen derselben sieben; und nun fängt die dritte Szene des zweiten Aufzugs an. 35 40 Der forschende Faust Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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