STURM UND DRANG | 1770 – 1785 107 Das Gedicht führt drei Motive aus: den nächtlichen Ritt, die Begegnung mit der Geliebten und den Abschied von ihr. 2. Interpretieren Sie das Gedicht Willkommen und Abschied in der Fassung von 1771: • Fassen Sie den Text zusammen. • Analysieren Sie das Gedicht formal und sprachlich. Setzen Sie die Naturbeschreibungen in Beziehung zu dem Gedicht. • Deuten Sie die Befindlichkeit des lyrischen Ichs. Ziehen Sie Rückschlüsse, wann und warum sich die Gefühlslage verändert. 3. Vergleichen Sie die beiden Fassungen des Gedichts: • S tellen Sie die Veränderungen einander gegenüber. • Erklären Sie, inwiefern diese die Aussage des Gedichts verändern. Dabei sollten Sie das Augenmerk auf die letzte Strophe legen. • S tellen Sie Hypothesen auf, aus welchem Grund der Dichter diese Änderungen vorgenommen haben könnte. HYMNISCHE GEDICHTE Goethes Gedichte Prometheus, Ganymed, Mahomets Gesang, An Schwager Kronos aus der Zeit zwischen 1772 und 1774 und andere, die alle in der Sturm-und-Drang-Zeit entstanden sind, gelten als ein Höhepunkt der deutschen Hymnendichtung. Hymne Das griechische Wort Hymne bezeichnet einen feierlichen Gesang mit religiöser Thematik, wie ihn alle Kulturvölker seit Jahrtausenden kennen. Im antiken Griechenland wurden bei Götter- und Kultfesten Hymnen zur Kithara, einem Saiteninstrument, gesungen. Hymnen sind auch die hebräischen Psalmen des Alten Testaments. In der christlichen Kirche entwickelte sich der hymnische Gesang zum Lob Gottes in der Liturgie und im Stundengebet der Mönche. Da sowohl Strophen- als auch Versform der Hymnen nicht festgelegt sind, hatte diese Form für den jungen Goethe eine besondere Anziehungskraft. Kurz nach dem Abschluss seines Jus-Studiums im Sommer 1771 verließ Goethe Straßburg und eröffnete eine Rechtsanwaltspraxis in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main. Da die Arbeit sein Vater erledigte, konnte er sich seinen dichterischen Projekten widmen. Ursprünglich wollte er ein Drama über Prometheus und eines über Mohammed schreiben, doch beide blieben Bruchstücke. Neben dem Prometheus-Fragment entstand eine Art Monolog des Prometheus, der heute unter Goethes Gedichten zu finden ist. Die Figur des Prometheus kam auch aus inhaltlichen Überlegungen den Vorstellungen der Stürmer und Dränger entgegen. Prometheus galt den Griechen als Menschenbildner: Es heißt, er habe die Menschen nach dem Bild der Götter aus Ton geschaffen und ihnen Leben eingehaucht. Deswegen seien die Menschen den Göttern ähnlich, ja verwandt. Zusätzlich dazu habe er sich gegen Zeus gewandt und den Menschen das Feuer gegeben, das ursprünglich nur den Göttern vorbehalten war. Mehrere griechische Dichter haben den Stoff des Heroen und Halbgotts Prometheus, der als Helfer der Menschen und Beschützer der Handwerker verehrt wurde, zu Dramen bearbeitet. Dem Selbstbewusstsein und Freiheitsdrang des Prometheus wie des Originalgenies entspricht die Form des Gedichts, das in freien Rhythmen dahinfließt. Sage von Prometheus Goethes Hymnen in freien Rhythmen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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