Killinger Literaturkunde, Schulbuch

100 Wir wollen mit ihm sterben! ANTONIUS: Liebe, gute Freunde! Laßt euch von mir doch nicht hinreißen zu So einer jähen Sturzflut der Empörung! Die diese Tat taten, sind ehrenwert. Was sie persönlich so beschwerte, daß sie Das tun mußten, das weiß ich leider nicht. Doch sie sind weise, ehrenwert und werden Euch ohne Zweifel gründlich Rede stehn. Ich kam nicht, Freunde, euer Herz zu stehlen: Ich bin kein Redner so wie Brutus; nur – Ihr alle wißts – ein schlichter, grader Mann Und meiner Freunde Freund. – Das wissen die auch, Die mir erlaubten, hier von ihm zu sprechen. Denn ich hab weder Witz, noch Wort, noch Ansehn, Noch Auftreten, noch Ausdruck, noch das Feuer, Das rührt der Menschen Blut: Ich sprech nur ehrlich; Ich sag euch, was ihr selber wißt; ich zeig euch Des teuren Caesar Wunden: arme, arme Schweigende Münder! und die ruf ich auf Statt mir zu reden: aber wär ich Brutus, Und Brutus wär Antonius; der Antonius Heizte euch ein im Kopf und liehe Zunge Jeder von Caesars Wunden, daß sie selbst Roms Steine rief zu Aufstand und Empörung! PLEBEJER: Auch wir stehn auf! 1. PLEBEJER: Wir zünden Brutus’ Haus an! 14. Interpretieren Sie die Rede des Brutus und die Antwort des Antonius: • Erläutern Sie, auf welche Weise es Mark Anton gelingt, die Römerinnen und Römer allmählich umzustimmen. • Analysieren Sie seine Redemittel. • Vergleichen Sie die Rede des Brutus mit der des Antonius. • Bewerten Sie die jeweilige Vorgangsweise. 15. Stellen Sie in der Kleingruppe diese Szene als Standbild (Freeze Frame) dar: • Die beteiligten Gruppenmitglieder spielen die Szene, bis der Spielleiter/die Spielleiterin „Halt“ sagt. • Die Personen bleiben in der Haltung, die sie gerade einnehmen, stehen. • Der Spielleiter/Die Spielleiterin berührt nun die einzelnen Personen an der Schulter und sie beginnen, ihre Gedanken in dieser Situation wiederzugeben. 16. Vergleichen Sie die Übersetzung von August Wilhelm Schlegel aus dem 19. Jahrhundert mit der von Erich Fried aus dem 20. Jahrhundert in Hinblick auf ihren Stil. 17. Kommentieren Sie, welcher der beiden Stile eine stärkere Wirkung auf Sie ausübt. 18. Fertigen Sie eine möglichst ansprechende Übersetzung einer Textstelle an: • Suchen Sie die englische Fassung der Rede des Antonius im Internet. • Übersetzen Sie einen kurzen Abschnitt eigener Wahl (etwa 5–10 Zeilen). • Stellen Sie Ihre Version den Übersetzungen von August Wilhelm Schlegel und von Erich Fried gegenüber. 135 140 145 150 155 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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