10 B 1.14 Bei Halbmond sieht man, dass die Schattengrenze gewissermaßen ausgefranst, also nicht schön gerade ist. Wenn man genau schaut, kann man aufgrund der Schatten im Übergangbereich viele große und kleine Krater erkennen. Das ist also die Methode, die Galilei erfand und die seither das Wissen in der Physik und in den Naturwissenschaften allgemein zum sichersten Wissen der Menschheit gemacht hat: Alle Vermutungen werden schonungslos durch Experimente überprüft. Wenn das Experiment eine Behauptung widerlegt – etwa die, dass es zwischen den Quadraten dunkle Punkte gibt –, dann muss die Behauptung gnadenlos verworfen werden. Wenn jedoch viele gewissenhafte Experimente und Überprüfungen eine Behauptung untermauern, wird die Vermutung zu einer Sicherheit und das verlässliche Wissen über das Universum wird vermehrt. Sehen wir uns ein paar von Galileis wichtigsten naturwissenschaftlichen Entdeckungen an. Galilei kam 1609 auf die Idee, das ein paar Jahre zuvor erfundene Fernrohr für Beobachtungen des Himmels zu verwenden. Das war eine geniale Idee. Er entdeckte dabei zum Beispiel die Mondkrater (B 1.14). Warum war das eine so wichtige Entdeckung? Seit der Antike wurde fälschlicher Weise behauptet, dass Himmelskörper perfekte Kugeln sind. Durch seine experimentellen Beobachtungen konnte Galilei diese B 1.15 Die Milchstraße in einer Langzeitbelichtung. Mit freiem Auge kannst du sie auch sehen, aber leider nicht so gut. falsche Behauptung entkräften, die sich immerhin seit über 2000 Jahren gehalten hatte. Aber er entdeckte mit seinem Fernrohr noch viel mehr. In sternklaren Nächten kannst du mit freiem Auge am Himmel etwas erkennen, was ein bisschen wie ein riesiger, milchiger Pinselstrich aussieht (B 1.15). Dieses Ding hat wegen seines Aussehens seit der Antike den Namen Milchstraße. Einer griechischen Sage nach soll nämlich Herkules, der antike Kraftprotz, als Baby zu wild seine Milch getrunken und diese dabei über den ganzen Himmel verspritzt haben. Galilei konnte mit seinem Fernrohr aber zeigen, dass dieses Ding kein Weltraumnebel ist, wie man später lange dachte, sondern aus abertausenden Sternen besteht, die jedoch so weit weg sind, dass sie mit freiem Auge zu einem milchigen Band verschwimmen. Heute wissen wir, dass diese Sterne zu unserer eigenen Heimatgalaxie gehören, die man trotz Galileis Entdeckung ulkiger Weise auch heute noch Milchstraße nennt. Um eine der wichtigsten Entdeckungen Galileis zu verstehen, muss ich ein bisschen ausholen. Zu Galileis Zeiten war man sicher, dass sich die Sonne und alle anderen Planeten um die Erde drehen. Die Erde stand in diesem – wie du heute natürlich weißt – falschen Weltbild im Mittelpunkt, also im Zentrum. Und weil Erde auf Altgriechisch „geo“ heißt, nannte man dieses Weltbild geozentrisch. B 1.16 Der zunehmende Mond und rechts darüber die Venus in der Abenddämmerung Und jetzt kommt der Planet Venus ins Spiel (B 1.16). Sie ist nach dem Mond das zweithellste Objekt am Nachthimmel und auch bei schlechten Lichtverhältnissen mit freiem Auge gut als kleines leuchtendes Scheibchen zu sehen. Galilei nahm bei seinen Himmelsbeobachtungen auch die Venus genau unter die Linse und in der Vergrößerung durch das Fernrohr entdeckte er etwas ganz Wichtiges! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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