Mathematik verstehen 5, Schulbuch

191 9.1 Lineare Gleichungen in zwei Variablen Wie wir aufgrund der letzten Aufgabe vermuten, gilt allgemein: Satz Die Lösungsmenge einer Gleichung a·x+b·y=c (mit a, b, c * ℝ; a und b nicht beide 0) besteht aus allen Punkten (x 1 y) einer Geraden. BEWEIS Wir unterscheiden zwei Fälle. 1. Fall: Für ​b ≠ 0 ​kann man die gegebene Gleichung so umformen: y​ = – ​a _ b ​· x + ​ c _ b ​. Daher gilt: ​L = ​{(x 1 y) * ​R ​2 ​| ​a · x + b · y = c} ​= ​{(x 1 y) * ​R ​2 ​| ​y = – ​a _ b ​· x + ​ c _ b ​} ​ ​L​ist der Graph einer linearen Funktion, also eine Gerade. 2. Fall: F ür ​b = 0 ​muss nach Voraussetzung a​ ≠ 0​sein. Durch Umformung erhält man: x​ = ​c _ a ​. Daher gilt: ​L = ​{(x ​| y) * ​ℝ ​2 ​ | ​x = ​c _ a ​ und y beliebig}​ . ​L​stellt die Parallelgerade zur 2. Achse durch den Punkt ​( ​c _ a ​| ​0) ​dar. (Diese Gerade ist aber nicht der Graph eine Funktion.)  Eine Gerade war bisher ein geometrisches Objekt. Der letzte Satz eröffnet aber eine Möglichkeit, den Begriff der Geraden algebraisch (ohne Rückgriff auf die Geometrie) zu definieren: Definition Unter einer Geraden g in ​ℝ ​2​ verstehen wir die Punktmenge g = {(x 1 y) * ​ℝ ​2​ ‡ a·x + b·y = c ? a und b nicht beide 0}. Die Gleichung a·x+b·y=c bezeichnen wir kurz als Gleichung der Geraden g. Wie wir gesehen haben, kann man eine Gleichung einer Geraden auf zwei Arten angeben: • in impliziter Form: a · x + b · y = c BEISPIEL 2 · x + 3 · y = 4 • in expliziter Form: y = – ​a _ b ​·x+​ c _ b ​ (b ≠ 0) BEISPIEL y = – ​ 2 _ 3 ​·x+​ 4 _ 3 ​ Die explizite Form y​ = – ​a _ b ​· x + ​ c _ b ​kann stets in eine implizite Form umgewandelt werden. Umgekehrt gibt es zur impliziten Form a​ · x + b · y = c​nur für b​ ≠ 0​die passende explizite Form. 9.02 Gegeben ist eine Gerade g mit der Gleichung a​ · x + b · y = c,​ wobei a, b und c positive reelle Zahlen sind. Untersuche, wie sich die Lage der Geraden ändert, wenn c wächst! LÖSUNG 1. Fall: Wir unterscheiden zwei Fälle. Für ​b ≠ 0 ​lautet die Gleichung in expliziter Form y​ = – ​ a _ b ​· x + ​ c _ b .​ Es liegt daher eine Gerade mit k​ = – ​ a _ b ​< 0​und ​d = ​ c _ b ​> 0​vor. Da a und b konstant sind, bleibt die Steigung k unverändert. Aber d wächst mit wachsendem c. Die Gerade wird also in Richtung der 2. Achse (nach oben) verschoben. y 0 x c b 2. Fall: Für ​b = 0 ​lautet die Gleichung x​ = ​c _ a ​. Es liegt damit eine Parallele zur 2. Achse vor. Da a konstant ist, wird mit wachsendem c diese Gerade also in Richtung der 1. Achse (nach rechts) verschoben. y 0 x c a y x 0 c a kompakt S. 200 Ó Lernapplet x797dg Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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