94 Kolonialismus Rassismus im 20. und 21. Jh. Rassismus im Alltag und in Institutionen Auch heute gibt es noch rassistische Vorstellungen. Vielfach sind wir uns im Alltag gar nicht bewusst, wenn wir rassistisch denken oder handeln. Das liegt daran, dass der Rassismus lange verbreitet und als selbstverständlich angesehen wurde. Rassismus ist auch in unserer Sprache fest verankert. Nicht alle Menschen, die von „Schwarzfahren“ sprechen oder im Lokal ein „Zigeunerschnitzel“ bestellen, sind Rassistinnen bzw. Rassisten. Da solche Wörter allerdings Menschen verletzten können, wird gefordert, diese nicht mehr zu verwenden. Es gibt auch einen institutionellen Rassismus. Das bedeutet, dass es in Institutionen Abläufe oder Vorschriften gibt, die bestimmte Menschen benachteiligen. Beispielsweise gibt es bei Stellenbesetzungen einen „mini-me-Effekt“. Das bedeutet, dass sich Vorgesetzte Personen aussuchen, die ihnen ähneln. Wenn nun also die Chefetagen mit männlichen Weißen besetzt sind, ist es für Frauen und People of Colour schwerer, eine Stelle zu bekommen. „Black Lives Matter“ Verschiedene Vereinigungen setzen sich seit vielen Jahren weltweit gegen Rassismus ein. Dazu zählen große Menschenrechtsinstitutionen wie Amnesty International. Black Lives Matter ist sowohl ein Slogan als auch eine Bewegung, die sich insbesondere gegen Gewalt an People of Colour einsetzt. Die Bewegung wurde nach der Tötung von George Floyd in den USA im Jahr 2020 international bekannt. Bei einer Festnahme kniete ein weißer Polizeibeamter neun Minuten und 29 Sekunden lang auf dem Hals des am Boden liegenden Floyd. Dieser erklärte mehrfach, dass er keine Luft bekomme und bat um Hilfe. Drei andere Polizisten schritten nicht ein. Dies wurde auf Video aufgenommen und im Internet verbreitet. In der Folge gab es in vielen Regionen der Welt Proteste gegen Polizeigewalt. Die Tötung von George Floyd ist allerdings kein Einzelfall. Auch vor und nach ihm wurden Menschen im Zuge von Polizeiaktionen rechtswidrig getötet. Dies betrifft nicht nur die USA. 2023 löste die Tötung des 17-jährigen Nahel M. in Paris bei einer Polizeikontrolle landesweite Proteste aus. Rassismus in Österreich In Österreich kam es zu Protesten, als 1999 Marcus Omofuma bei einer Abschiebung durch drei Polizisten getötet wurde. Dieser wollte seine Abschiebung verhindern, woraufhin ihm die Polizisten den Mund zuklebten, was zu seinem Tod führte. Es kam danach erstmals zu einer kritischen öffentlichen Auseinandersetzung mit Rassismus in Österreich. Allerdings sind Vorurteile gegen Personen, die als „fremd“ wahrgenommen werden, nach wie vor Alltag in Österreich. Im Jahr 2023 dokumentierte der Verein ZARA 1.302 Vorfälle. Fast 60 Prozent davon fanden im Internet statt. Wer Zeugin bzw. Zeuge von rassistischen Vorfällen wurde oder selbst betroffen ist, kann sich an die Hotline gegen Diskriminierung und Intoleranz wenden. Volksbegehren gegen Rassismus „Black Voices“ 2022 wurde ein Volksbegehren gestartet. Dieses setzte sich für eine gleichberechtigte Teilhabe von People of Colour in allen Bereichen der österreichischen Gesellschaft und für einen nationalen Aktionsplan gegen Rassismus ein. Es erreichte knapp nicht die erforderlichen Unterschriften, um im Nationalrat behandelt zu werden. P People of Colour: Selbstbezeichnung von Menschen, die von der weißen Mehrheitsgesellschaft als anders gesehen werden und häufig mit Rassismus Erfahrungen haben ÷ Rassismus zeigt sich heute auch in der Werbung. In einem TV-Spot eines chinesischen Waschmittel-Produzenten flirtet beispielsweise eine Chinesin mit einem dunkelhäutigen Mann, steckt ihn daraufhin in die Waschmaschine und bekommt einen hellhäutigen Chinesen heraus. Proteste in New York nach tödlichen Schüssen auf Afroamerikaner, Foto, 2016 (New York City, USA) P rechtswidrig: entgegen den gesetzlichen Vorschriften ÷ Volksbegehren benötigen für eine zwingende Behandlung im Nationalrat 100.000 Unterschriften. Das Volksbegehren „Black Voices“ erreichte 99.381 Unterschriften. Digitales Zusatzmaterial 6q58et Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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