erleben und gestalten 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

86 Kolonialismus Folgen des Kolonialismus Eroberung der Welt Seit dem 16. Jh. eroberten und unterwarfen die europäischen Mächte Gebiete außerhalb Europas. Die Errichtung von Kolonien veränderte die Welt grundlegend. Der Wandel betraf sowohl die eroberten Gebiete als auch Europa. Der Kolonialismus wirkt sich bis heute aus. Auswanderung und Missionierung In den Kolonien siedelten sich viele Europäerinnen und Europäer an. Sie hielten ihre Kultur und ihren Glauben für überlegen. Daher wollten sie, dass sich die einheimische Bevölkerung ihnen anpasst. Allerdings ließen sie den Indigenen meist keine Wahl. Viele wurden zwangsweise missioniert. In Kanada mussten beispielsweise im 19. Jh. rund 150.000 indigene Kinder christliche Internate besuchen. Dort sollten sie lernen, sich der europäischen Kultur anzupassen. Tausende Kinder starben in den Heimen aufgrund von Krankheiten, Unfällen oder Vernachlässigung. Oft wurden die Eltern nicht informiert. 2021 wurden bei einigen Schulen Massengräber entdeckt. Papst Franziskus entschuldigte sich 2022 für „das Böse, das so viele Christen indigenen Menschen angetan haben“. Kolonialwaren Viele Nahrungsmittel, die wir heute in praktisch jedem Supermarkt finden, sind in Europa erst durch den Kolonialismus bekannt geworden. Zunächst konnten sich nur wenige Menschen diese teuren Importe (Einfuhren) leisten. Viele davon wurden aber schon bald von der gesamten Bevölkerung genutzt. Kartoffeln wurden zu einem wichtigen Grundnahrungsmittel für ärmere Bevölkerungsschichten in ländlichen Regionen. Für manche der neuen Produkte wurden auch neue Gebrauchsgüter hergestellt: Kaffee- und Pfeffermühlen, Tabakpfeifen und -dosen sowie spezielles Geschirr für den Konsum von Kaffee und Tee. Wunderkammern Menschen, Tiere, Güter und Kunstgegenstände aus außereuropäischen Regionen galten als exotisch. Manche Herrscherinnen und Herrscher begannen, diese in sogenannten Wunderkammern zu sammeln. Vielfach wurden Kunstobjekte aus den Kolonien geraubt und nach Europa gebracht. Bis heute erhalten ist die Sammlung von Erzherzog Ferdinand II. im Tiroler Schloss Ambras. Er sammelte über 3.000 Gegenstände, die als besonders bzw. exotisch galten. Auch Tiere wurden gesammelt und nach Tirol gebracht. Manche von ihnen wurden ausgestopft und in der Wunderkammer gezeigt, wie beispielsweise ein Krokodil. O Begegnungen, S. 110 (erleben und gestalten 2) Werbung für Kaffee, 1927 P Missionierung: Werbung für einen bestimmten Glauben ÷ Die Europäerinnen und Europäer fühlten sich selbst am Höhepunkt der menschlichen Entwicklung. Sie dachten, dass alle Menschen auf der Welt die gleiche Entwicklung durchmachen müssen. Daher sahen sie die Indigenen als „unterentwickelt“ und sich selbst als überlegen an. ÷ Kanada wurde von Großbritannien und Frankreich kolonisiert. Im 18. Jh. überließ Frankreich seine Kolonie Großbritannien. Drei britische Kolonien schlossen sich im 19. Jh. zur Kanadischen Konföderation zusammen. 1931 erhielt Kanada die gesetzgeberische Unabhängigkeit. Bis heute ist Kanada Teil des Commonwealth of Nations. Der britische Monarch ist Staatsoberhaupt. Geschäft für Kolonialwaren in Wien, Foto, 1924 Digitales Zusatzmaterial 6pn2jq Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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