82 Industrialisierung Industrialisierung und Umwelt Anpassung der Natur an die Bedürfnisse der Menschen Die Menschen haben im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte meist sehr wenig Rücksicht auf die Umwelt genommen. Im Gegenteil: Nicht der Mensch passte sich an die Natur an, sondern die Natur wurde immer mehr an die Bedürfnisse der Menschen angepasst. Ab dem Mittelalter rodeten die Menschen z.B. vermehrt Waldgebiete, um Platz für neue Siedlungen und Anbauflächen zu schaffen. Das gerodete Holz wurde als Bau- und Brennholz benötigt. Im 18. und 19. Jh. wurden Flussläufe (wie z.B. Donau) umgeleitet und begradigt. Dadurch konnten die Verkehrswege beschleunigt werden. Man baute auch Dämme, um sich vor Hochwassern zu schützen und weitere Bauflächen zu haben. Luft- und Umweltverschmutzung Schon vor der Industrialisierung gab es das Problem der Luftverschmutzung. Vor allem in der Nähe metallverarbeitender Betriebe wurden Rauchgase ausgestoßen, die die Atemluft beeinträchtigten und die Natur belasteten. Mit der Industrialisierung stieg zu Beginn des 19. Jh. auch der Energieverbrauch enorm an. Die neu entwickelten Maschinen benötigten riesige Mengen an Kohle, deren Verbrennung die Luft zusätzlich mit Kohlendioxid (CO2) stark verschmutzte. Doch die Fabriken bliesen nicht nur giftigen Rauch in die Luft. Auch die Böden wurden mit Schadstoffen belastet, was zum Rückgang von Tier- und Pflanzenbeständen führte. Chemikalien und andere industrielle Abwässer leitete man in umliegende Gewässer. Diese wurden dadurch teilweise so stark verseucht, dass das Wasser ungenießbar wurde. Städtewachstum Durch das Bevölkerungswachstum und den verstärkten Zustrom in die Städte mussten neue Wohn- und Industrieflächen geschaffen werden. Grünland und Wiesen wurden dafür versiegelt und bebaut. Auch der Verkehr nahm zu. Straßen für Pferdekutschen und Eisenbahnstrecken wurden für den rascheren Transport von Menschen und Gütern angelegt. Diese „Modernisierungen“ hatten ebenfalls starke Auswirkungen auf die Natur und in der Folge auf die Gesundheit der Menschen. Ausbeutung der Erde Schon unsere steinzeitlichen Vorfahren warfen Dinge, die sie nicht mehr benötigten, weg. Mit jeder kulturellen Entwicklung wurden diese „Abfälle“ mehr. Doch bis zur Industrialisierung wurden die meisten Produkte nicht sofort entsorgt, sondern recycelt. Im Laufe der Industrialisierung und Globalisierung konnten Produkte immer leichter und günstiger hergestellt werden. Deshalb wird vieles heute nicht mehr repariert, sondern durch ein neues, vielleicht sogar „besseres“ Produkt ersetzt. Dadurch entsteht immer mehr Müll, der sich selbst in den entferntesten Winkeln der Erde, den Bergen und im Meer, findet. Die Erde bietet uns einen großen Reichtum an Rohstoffen, die mittlerweile jedoch wesentlich schneller verbraucht werden als sie entstehen bzw. nachwachsen können. Wären die Lebensgewohnheiten aller Menschen auf der Erde so wie die der US-Amerikanerinnen bzw. Amerikaner, würden wir rund fünf Erden benötigen. Beim Lebensstil von uns Österreicherinnen und Österreichern wären 3,7 Erden nötig. Im weltweiten Schnitt bräuchten wir 1,7 Erden. Vor allem die westlichen Industrienationen treiben den Durchschnitt nach oben. Bei einer Lebensweise, die der Bevölkerung Indiens gleicht, würde man mit 0,7 sogar weniger als eine Erde zum Leben brauchen. ÷ Heute werden minütlich Waldflächen in der Größe von rund 30 Fußballfeldern abgeholzt. Dadurch kann weniger Kohlendioxid gespeichert und Sauerstoff produziert werden, was starke Auswirkungen auf unsere Erdatmosphäre hat. ÷ Naturbelassene Flüsse haben mit ihren Flussauen ein natürliches Überschwemmungsgebiet, das auf Hochwasser vorbereitet ist. Da der Mensch immer häufiger in die natürlichen Hochwasserschutzmaßnahmen eindringt und diese Gebiete bebaut, sind die Gebäude dort besonders gefährdet, überschwemmt zu werden. Die Donau bei Wien vor der Regulierung 1860 und das regulierte Strombett 1881, Karte, 1881, Österreichische Nationalbibliothek (Wien) ÷ Der an der New York University errechnete Welterschöpfungstag („World Overshoot-Day“) wird mittlerweile Anfang August erreicht. Das bedeutet, dass wir Menschen das restliche Jahr mehr Ressourcen verbrauchen als erneuert werden. 1970 waren der Verbrauch und die Erneuerung noch ausgeglichen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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