erleben und gestalten 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

8 Frühe Neuzeit Europa am Beginn der Neuzeit Umwälzungen Wie du im Vorjahr bereits gelernt hast, gab es zwischen 1450 und 1550 in vielen Bereichen entscheidende Veränderungen: æ Es wurden zahlreiche Erfindungen gemacht, æ naturwissenschaftliche Beobachtungen führten zu neuen Erkenntnissen, æ die Europäerinnen und Europäer entdeckten Teile der Welt, die ihnen unbekannt waren, æ das Denken der Menschen veränderte sich und æ der Einfluss der Kirche auf das Leben der Menschen wurde hinterfragt. Wir sprechen daher von einer neuen Epoche: der Neuzeit. Politik und Gesellschaft Im Mittelalter war die Herrschaft durch das Lehenssystem geregelt. Dies änderte sich in der Neuzeit: Es entstanden größere Territorialstaaten. Die ersten europäischen Staaten bildeten sich heraus. Die Einteilung der Menschen in Stände (Adel, Bürgertum und Bauern) und ihre unterschiedlichen Rechte und Möglichkeiten wurden kritisiert. Das Bürgertum wurde immer einflussreicher. Die Abhängigkeit der Bauern von ihren Grundherren blieb jedoch bis ins 19. Jh. bestehen. Neues Weltbild Die Kirche vertrat im Mittelalter die Meinung, die Erde stünde im Mittelpunkt des Universums. Diese Vorstellung wird als geozentrisches Weltbild bezeichnet. Der deutsche Domherr, Arzt und Astronom Nikolaus Kopernikus (1473–1543) stellte jedoch fest, dass die Sonne im Zentrum steht. Die Erde dreht sich mit anderen Planeten um sie. Man bezeichnet dies als heliozentrisches Weltbild. Der Übergang vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild wird auch als „kopernikanische Wende“ bezeichnet. Kirche und Wissenschaft Die katholische Kirche lehnte diese Forschungsergebnisse jedoch strikt ab. Sie wollte ihren starken Einfluss nicht verlieren. Der italienische Wissenschaftler Galileo Galilei (1564–1642) entwickelte die Erkenntnisse von Kopernikus weiter und wurde dafür von der Kirche zu einem Hausarrest verurteilt. Erst im 19. Jh. erkannte die katholische Kirche das heliozentrische Weltbild offiziell an. Die katholische Kirche stand der Wissenschaft selbst jedoch nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. Der Augustinermönch Gregor Mendel entdeckte im 19. Jh. beispielsweise die Grundlagen der Vererbungslehre. Darstellung des geozentrischen Weltbildes von Hartmann Schedel, Schedelsche Weltchronik, 1493 Nikolaus Kopernikus, René Boyvin, Kupferstich nach einem zeitgenössischen Bildnis, 1580 ÷ Wir teilen die europäische Geschichte in fünf Epochen ein, doch beginnen und enden diese nicht plötzlich. Der Übergang ist fließend. Die Einteilung ist erst im Nachhinein durch Historikerinnen und Historiker entstanden. Einteilung der Geschichte nach Epochen P Territorialstaat: Staat, in dem sich der Herrschaftsanspruch der bzw. des Regierenden über ein bestimmtes Gebiet und dessen Bevölkerung erstreckt Digitales Zusatzmaterial 6i6jj4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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