70 Industrialisierung Industrielle Revolution Der Beginn des Industriezeitalters Die Industrielle Revolution bezeichnet den Übergang von der Landwirtschafts- zur Industriegesellschaft im 18. Jh. Sie gilt neben der Neolithischen Revolution (Sesshaftwerdung der Menschen in der Jungsteinzeit) als bedeutendster Schritt in der Entwicklung der Menschheit. Die 1. Industrielle Revolution Die 1. Industrielle Revolution ging von England aus. Sie ist gekennzeichnet von einer immer wichtiger werdenden Textilindustrie, den großen Dampfmaschinen und neuen Fortbewegungsmöglichkeiten. 1764 erfand der Engländer James Hargreaves eine Spinnmaschine („Spinning Jenny“) mit bis zu 100 Spindeln nebeneinander. In großen Räumen wurden mehrere dieser Maschinen nebeneinander aufgestellt. Die ersten Fabriken waren entstanden. Menschliche oder tierische Kraft wurde immer häufiger durch mechanische Kraft ersetzt. Zunächst wurden die Spinnmaschinen mit der Hand betrieben, später mit Wasserkraft. Die Fabriken mussten an Flüssen gebaut werden, und die Maschinen standen bei Frost oder Hochwasser still. Anfang des 18. Jh. hatte Thomas Newcomen bereits eine der ersten Dampfmaschinen erfunden. James Watt entwickelte die durch Kohle angetriebenen Maschinen weiter. Der Antrieb der Spinnmaschinen war dadurch nicht mehr vom Wetter abhängig. Neue Möglichkeiten der Fortbewegung Eine wichtige Voraussetzung für die Industrialisierung war der Ausbau der Verkehrswege (Straßen, Kanäle, Eisenbahnlinien). Dafür war die Erfindung von George Stephenson sehr wichtig. Die von ihm 1829 entwickelte Lokomotive „Rocket“ konnte das Fünffache ihres eigenen Gewichts ziehen und erreichte Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h. Heute können Hochgeschwindigkeitszüge über 330 km/h fahren. Anfangs stand man den neuen Fortbewegungsmitteln noch misstrauisch gegenüber, bald jedoch nützte man sie zur Personenbeförderung oder für den Handel. Größere Warenmengen konnten in kürzerer Zeit als bisher transportiert werden. Das Schienennetz wurde daher weiter ausgebaut. Umfasste es 1830 weltweit erst 332 Bahnkilometer, waren es vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges bereits über eine Million Bahnkilometer. Man wagte auch neue technische Herausforderungen. Karl Ritter von Ghega baute beispielsweise über den Semmering die erste Gebirgsbahn der Welt. Ab 1800 wurden auch Dampfschiffe eingesetzt. Der Ingenieur Joseph Ressel entwarf 1827 die erste Schiffsschraube, die Schiffe auch bei unruhigem Seegang gleichmäßig antreiben konnte. 1852 wurde das erste von einer Dampfmaschine angetriebene Luftschiff entwickelt. Weitere Industrielle Revolutionen Die 2. Industrielle Revolution war gepägt von der Erfindung des Verbrennungsmotors Ende des 19. Jh., Weiterentwicklungen in der Chemie und der Elektrotechnik. Heute leben wir im Zeitalter der 3. Industriellen Revolution. Kunststoff hat viele andere Materialien abgelöst, Atomkraft kommt zum Einsatz und Computer bzw. Roboter ersetzen immer häufiger die menschliche Arbeitskraft. O Revolutionen, S. 52 Modell der von Joseph Ressel konstruierten Schiffsschraube von 1827 ÷ Fortschritte in Medizin bzw. Hygiene und Verbesserungen in der Landwirtschaft (z.B. Düngemittel) führten im 18. Jh. zu einem starken Bevölkerungsanstieg. Dadurch stieg auch der Bedarf an zahlreichen Produkten. Um die gesteigerte Nachfrage decken zu können, wurden Maschinen entwickelt. Dampfmaschine von James Watt, 1788, Victoria and Albert Museum (London, England) Von Stephenson konstruierte Lokomotive „Rocket“, nach Zeichnung von Prof. Beik, nachkoloriert, 1829 Lenkbares Luftschiff von Ernest Pétin, Holzstich, nachkoloriert, 1876 Digitales Zusatzmaterial 6mj9be Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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