62 Revolutionen Umbrüche im Russischen Reich 1917 Das Zarenreich in der Krise Das Russische Reich wurde zu Beginn des 20. Jh. absolutistisch regiert. Es gab noch immer eine feudale Gesellschaft. Während des Ersten Weltkrieges verschlechterte sich die Versorgung mit Lebensmitteln immer mehr. Ab 1916 kam es ständig zu Unruhen. Februarrevolution Am 25. Februar 1917 (nach russischem Kalender) demonstrierten und streikten in Petrograd (St. Petersburg) viele Arbeiterinnen und Arbeiter. Zar Nikolaus II. wollte die Demonstration blutig niederschlagen lassen. Nachdem viele Menschen gestorben waren, stellten sich aber zahlreiche Soldaten auf die Seite der Aufständischen. Der Zar musste abdanken. Eine provisorische (vorübergehende) Regierung wurde gebildet. Oktoberumsturz Die Bolschewiki, eine radikale politische Gruppierung, stellten sich gegen die Politik dieser provisorischen Regierung. Sie beriefen sich auf die kommunistischen Ideen von Karl Marx, forderten soziale Reformen (z.B. Enteignung der Großgrundbesitzenden) und die Herrschaft des Proletariats (der Arbeiterschaft). Ihr Anführer war Lenin. Er lebte im Exil in der Schweiz. Das Deutsche Reich hoffte auf eine Wende im Krieg, wenn die Bolschewiki die Macht im Russischen Reich übernehmen würden. Vertreter des Deutschen Reiches halfen Lenin daher bei der Rückkehr ins Russische Reich. Am 25. Oktober 1917 (nach russischem Kalender) stürmten die Bolschewiki das Winterpalais in Petrograd, den Sitz der provisorischen Regierung, und verhafteten deren Mitglieder. Sie übernahmen damit die Herrschaft. Sturm auf das Winterpalais in Petrograd, Propagandabild, Lackmalerei, 1946, Fedoskino Miniaturmuseum (Moskau, Russland) Nach den Umbrüchen 1917 wurden zunächst einige revolutionäre Forderungen umgesetzt. So schied das Russische Reich 1918 aus dem Ersten Weltkrieg aus. Doch kam es zu einem Bürgerkrieg. Nach dessen Ende wurde 1922 die Sowjetunion gegründet. Das Land wurde zur Diktatur, die von der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) kontrolliert wurde. O Industrialisierung, S. 76 Erster Weltkrieg, S. 115 ÷ Erst 1861 war die Leibeigenschaft im Russischen Reich abgeschafft worden. Die meisten Bauern hatten aber kein Geld, um Land zu kaufen. ÷ Im Russischen Reich war die große Kalenderreform von Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 nicht durchgeführt worden. Der Unterschied zu unserem Kalender beträgt 13 Tage. P Wladimir Iljitsch Uljanow Lenin (1870–1924): russischer kommunistischer Politiker; musste aufgrund seiner politischen Einstellung mehrfach das Land verlassen (Exil) ÷ In der Sowjetunion wurde die Machtergreifung der Bolschewiki als „Große Sozialistische Oktoberrevolution“ bezeichnet. Allerdings nahmen an dem Umsturz nur wenige Menschen teil. Wie viele die Machtergreifung der Bolschewiki unterstützten, ist umstritten. ÷ Die Zarenfamilie wurde im Sommer 1918 ermordet. ÷ Die Sowjetunion wurde Ende 1991 aufgelöst. Auf ihrem Gebiet entstanden Russland sowie 14 weitere Staaten. Zu diesen gehören beispielsweise die Ukraine und die heutigen NATO-Staaten Estland, Lettland und Litauen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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