erleben und gestalten 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

54 Revolutionen Revolution in Frankreich 1789 Unzufriedenheit des französischen Volkes Für einen Großteil der Bevölkerung Frankreichs wurde im 18. Jh. das Leben immer schwieriger. Beispielsweise stieg aufgrund mehrerer schlechter Ernten der Brotpreis enorm. Für die meist sehr arme und hungernde Bevölkerung wurde die Situation zunehmend unerträglich. Gleichzeitig änderte sich nichts an den hohen Staatsausgaben, v. a. für Kriege und den Hof wurde viel Geld ausgegeben. Zur Finanzierung musste die Bevölkerung immer mehr Steuern zahlen. Von der Einberufung der Generalstände bis zum Sturm auf die Bastille Teile des Dritten Standes, v.a. das städtische Bürgertum, waren mit den Ideen der Aufklärung vertraut und forderten politische Mitsprache. König Ludwig XVI. berief schließlich die Generalstände ein. Bei diesen stellte sich jedoch die Frage, ob die Abstimmungen nach Ständen oder nach Köpfen erfolgen sollten. Als keine Einigung erzielt werden konnte, erklärte sich der Dritte Stand zur Nationalversammlung. Dies bedeutete, dass er die Nation alleine vertreten wollte. Der Klerus schloss sich dem Dritten Stand an. Am 20. Juni 1789 schworen die Abgeordneten im Ballspielhaus von Versailles, sich bis zur Ausarbeitung einer Verfassung zu treffen. Das Ereignis wird als Ballhausschwur bezeichnet. Weiter steigende Brotpreise, die Entlassung des beliebten Finanzministers Jacques Necker und die Mobilisierung von Truppen führten dazu, dass sich das Volk bewaffnete. Am 14. Juli 1789 erstürmte eine wütende Menge die Bastille, ein Gefängnis in Paris. Damit hatte die Französische Revolution begonnen. Liberté, Egalité, Fraternité Die Revolution breitete sich schnell auf ganz Frankreich aus. Gefordert wurde „Liberté, Egalité, Fraternité“ (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit). In der Nationalversammlung wurden alle Privilegien des Ersten und Zweiten Standes abgeschafft. Am 26. August verabschiedete sie die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Am 3. September 1791 wurde Frankreich zur konstitutionellen Monarchie. Die Revolution war damit aber noch nicht vorbei. Einige politische Gruppen wollten noch mehr erreichen. Die Sansculotten, eine politische Gruppe, stürmten im August 1792 das königliche Schloss. Im September 1792 wurde Frankreich zur Republik. Im Jänner 1793 wurde Ludwig XVI. mit dem Fallbeil (Guillotine) hingerichtet, seine Frau Marie Antoinette, eine Tochter der Habsburgerin Maria Theresia, im Oktober 1793. Bald fürchteten sich viele europäische Mächte vor einer Revolution im eigenen Land. Das führte zu den Koalitionskriegen. In diesen kämpften zwischen 1792 und 1815 verschiedene europäische Mächte gegen Frankreich. Die Revolution frisst ihre Kinder In Frankreich entwickelte sich keine stabile Herrschaft. Eine revolutionäre Gruppe, die Jakobiner, errichtete eine Terrorherrschaft. Angeführt wurden sie von Maximilien de Robespierre, der seit 1789 für die Revolution kämpfte. Jede Person, die die Ziele der Revolution nicht zu unterstützen schien, wurde verfolgt. Zwischen 35.000 und 40.000 Menschen wurden hingerichtet. Da sich die Lage für die Mehrheit der Bevölkerung verbessert hatte, hielten viele die Ziele der Revolution für erreicht. Die Jakobiner wollten jedoch den Terror fortsetzen. Deshalb wurden sie verhaftet und am 28. Juli 1794 hingerichtet. Damit war die Schreckensherrschaft vorbei. P Generalstände: Versammlung der drei Stände (1. Klerus, 2. Adel, 3. Rest der Bevölkerung); erstmals 1302 einberufen; Ludwig XIII. berief sie ab 1614 nicht mehr ein; der Dritte Stand vertrat den größten Teil der Bevölkerung; von den 1165 Abgeordneten entfielen etwas weniger als 600 auf den 3. Stand, je ca. 300 auf den 1. und 2. Stand ÷ In die Generalversammlung konnten nur Männer gewählt werden. ÷ Schon am 15. Juli 1789 wurde mit dem Abriss der Bastille begonnen. Heute steht dort die Colonne de Juillet (Julisäule), die an die Julirevolution von 1830 erinnert. Der Platz ist oft Anlaufpunkt für Demonstrationen. Studierendenprotest an der Place de la Bastille, Foto, 2006 (Paris, Frankreich) ÷ Der 14. Juli ist heute der französische Nationalfeiertag. Digitales Zusatzmaterial 6m2m4p Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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