erleben und gestalten 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

50 Revolutionen Auswirkungen der Aufklärung bis heute Die Ideen der Aufklärung haben bei der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika und in der Französischen Revolution eine wichtige Rolle gespielt. Sie haben auch als Grundrechte der Menschen in verschiedenen Verfassungen und Freiheitsdokumenten Eingang gefunden und somit eine wichtige Bedeutung bis heute. Die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ von 1948 hast du bereits im Vorjahr kennengelernt. Ihre Grundsätze gehen auf die Ideen der Aufklärung zurück. Bereits vor 1948 gab es Niederschriften von Bürger- bzw. Menschenrechten. Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte 1789 Am 26. August 1789 beschloss die französische Nationalversammlung die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Dieser Text ist die erste Menschenrechtserklärung in Europa und bis heute Teil der französischen Verfassung. Die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin Als Reaktion auf die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte verfasste die französische Schriftstellerin und Revolutionärin Olympe de Gouges 1791 die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin. Gefordert wurde darin die volle rechtliche, politische und soziale Gleichstellung der Frauen. Bei diesem Dokument handelte es sich um die erste universal gültige Menschenrechtserklärung, die für Frauen wie Männer galt. Sie wurde Grundlage für die spätere Einführung des Frauenwahlrechtes in Europa. Dieses wurde jedoch erst im 20. Jh. umgesetzt. Bedeutung von Verfassungen Die Verfassung ist die Grundlage jedes demokratischen Staates. Alle Gesetze und Verordnungen bauen darauf auf. Sie regelt die Staatsform, die Zuständigkeiten von Bund und Ländern sowie die Rechte der Staatsorgane (wie z.B. Parlament oder Bundespräsidentin bzw. -präsident). Vor allem aber soll die Verfassung die Grundrechte jedes Menschen festlegen. So garantiert sie die Grund- und Menschenrechte. Die österreichische Verfassung In Österreich wurde 1867 von Kaiser Franz Joseph I. eine neue Verfassung (Dezemberverfassung) eingeführt. Eines der fünf darin enthaltenen Staatsgrundgesetze ist das „Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger“. Geringfügig verändert gilt es bis heute. Die heutige österreichische Bundesverfassung entstand 1918–1920 unter der maßgeblichen Mitarbeit von Hans Kelsen (1881–1973). 1929 wurde sie reformiert (z.B. Stärkung der Rechte des Bundespräsidenten). Diese Verfassung gilt mit den Änderungen durch den EU-Beitritt 1995 auch heute. Die in Österreich geltende Verfassung beruht auf den Elementen Demokratie, Gewaltenteilung und Menschenrechte. Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, Jean Jacques Lebarbier, Gemälde, um 1790 (Paris, Frankreich) ÷ Bürgerrechte gelten für Bürgerinnen und Bürger eines Staates. Menschenrechte gelten für alle Menschen unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft. Olympe de Gouges, Miniatur, 1790 ÷ Die Forderungen von Olympe de Gouges wurden jedoch von der herrschenden Mehrheit nicht beachtet und die Revolutionärin wurde 1793 hingerichtet. Hans Kelsen, Foto, 1931 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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