48 Revolutionen Aufgeklärter Absolutismus Streit um die Erbfolge Mit dem Tod Karls VI. im Jahr 1740 starben die Habsburger in männlicher Linie aus. Doch der Kaiser hatte 1713 mit der „Pragmatischen Sanktion“ Vorkehrungen getroffen. Daher konnte seine 23-jährige Tochter Maria Theresia die Herrschaft übernehmen. Sie erbte allerdings eine Großmacht in der Krise. Die Armee und die Staatsverwaltung waren veraltet, das Land befand sich in einer schlechten Wirtschaftslage. Obwohl nach jahrelangem Kampf und Gebietsverlusten der Habsburger (z.B. in Übersee) die Pragmatische Sanktion anerkannt worden war, kam es sofort nach dem Regierungswechsel zu Erbfolgekriegen (1740–1748). Trotz einiger Gebietsverluste blieben der Großteil des Erbes und damit die Großmachtstellung des Habsburgerreiches erhalten. Maria Theresia – Zwischen Absolutismus und Aufklärung Um das Reich politisch als Großmacht zu erhalten, strebte Maria Theresia Reformen an. Sie sollten für die Bevölkerung und das Reich von Nutzen sein. Wichtige Reformen aus dieser Zeit sind z.B. die Einführung der allgemeinen Unterrichtspflicht, die Einschränkung des Frondienstes, die Abschaffung der Folter, die Schaffung eines Strafgesetzbuches und eines Berufsheeres sowie eine zentrale Verwaltung. Maria Theresia regierte grundsätzlich absolut, durch ihre Berater flossen aber Ideen der Aufklärung ein. Ihr Leibarzt Gerhard van Swieten reformierte beispielsweise das österreichische Gesundheitswesen. In religiösen Fragen wurden keine Reformen zugelassen. Die katholische Kirche sollte gestärkt werden, andere Konfessionen (z.B. Protestantismus) oder andere Religionen (z.B. Judentum) waren nicht gleichberechtigt. Maria-Theresia hatte 16 Kinder, elf Töchter und fünf Söhne. Nur zehn davon erreichten das Erwachsenenalter. Die Kinder wurden aus politischen Gründen verheiratet. Joseph II. – Alles für das Volk; nichts durch das Volk Nach dem Tod seines Vaters wurde Maria Theresias ältester Sohn Joseph II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er regierte zunächst mit seiner Mutter, nach ihrem Tod war er von 1780 bis 1790 Alleinregent. Unter Joseph II. wurden weitere Reformen durchgeführt. Diese waren stark von der Aufklärung beeinflusst und griffen mehr in das Leben der Bevölkerung ein als jene seiner Mutter. Man spricht vom Aufgeklärten Absolutismus. Die Neuerungen sollten nützlich und zweckmäßig sein. Viele der rund 6.000 Reformen gingen der Bevölkerung aber zu weit und wurden abgelehnt, wie beispielsweise der sogenannte Klappsarg. Joseph II. und sein Nachfolger Leopold II. mussten daher einige dieser Neuerungen zurücknehmen. Trotzdem trugen sie zur Modernisierung des Staates bei und verhinderten blutige Revolutionen wie beispielsweise in Frankreich. Auch die russische Zarin Katharina die Große oder der preußische König Friedrich II. ließen sich von den Ideen der Aufklärung beeinflussen. Maria-Theresia und ihre Kinder, Heinrich Füger, Gemälde, 1776, Belvedere (Wien) ÷ Die Pragmatische Sanktion regelte die Erbfolge für die österreichischen Länder. Sie durfte nun auch von einer Frau angetreten werden und der habsburgische Besitz war unteilbar. ÷ Maria Theresia (1717–1780), Erzherzogin von Österreich, Königin von Böhmen und Ungarn, war die Ehefrau von Franz Stephan von Lothringen, der von 1745–1765 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war (aus dieser Ehe entstand die Linie Habsburg-Lothringen). ÷ Nach der 1744 von Maria Theresia erlassenen „Judenordnung“ mussten 20.000 Prager Jüdinnen und Juden ihre Heimatstadt verlassen. Es war die letzte große Vertreibung dieser Glaubensgruppe in Mitteleuropa bis 1933. ÷ Der Josephinische Gemeindesarg oder auch Sparsarg war ein wiederverwendbarer Sarg, der mit einer Klappe ausgestattet war. Man stellte ihn über das Grab, öffnete ihn mithilfe eines Hebels und ließ die in einen Leinensack gehüllte Leiche ins Grab fallen. Josephinischer Sparsarg, Foto, o. J. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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