erleben und gestalten 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

46 Revolutionen Die Aufklärung – Zeitalter der Vernunft Die Aufklärung Das späte 17. und das 18. Jh. werden als „Zeitalter der Vernunft“ bezeichnet. Was bereits mit dem Humanismus und der Renaissance begonnen hatte, wurde verstärkt fortgesetzt. Vor allem aus England und Frankreich kamen die neuen Ideen der Aufklärung. Wichtige Vertreter waren der englische Philosoph John Locke (1632–1704) sowie die Franzosen Charles Montesquieu (1689–1755) und Jean-Jacques Rousseau (1712–1778). In der Aufklärung wurde versucht, die Welt über den Verstand zu begreifen und alle Angelegenheiten über die Vernunft zu regeln. Ziel war es, die Menschen von der Bevormundung durch Herrscherinnen und Herrscher bzw. durch die Kirche zu befreien und das selbstständige Denken zu fördern. Alle bis dahin gültigen Ansichten über Religion, Staat und Gesellschaft wurden hinterfragt. Grundsätze der Aufklärung In der Aufklärung ging man davon aus, dass alle Menschen gleich sind. Man vertrat die Auffassung, jeder Mensch habe ein natürliches Recht auf Freiheit. Dies solle für alle Menschen gelten, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion oder Einstellung. Ihre Vertreterinnen und Vertreter setzten sich für Meinungsfreiheit, Menschenrechte und religiöse Freiheit ein. Alle Personen eines Staates sollten die gleichen Rechte haben. Wissenschaft und Forschung Im Zeitalter der Aufklärung begann man die Natur genau zu beobachten und zu erforschen. Dabei gelangten Forscherinnen und Forscher (z.B. Isaac Newton, René Descartes) zu vielen wichtigen Erkenntnissen. Auch neue Gerätschaften (z.B. Blitzableiter) wurden entwickelt. Spätere Erfindungen wie die Dampfmaschine oder der bemannte Heißluftballon wurden durch die Forschung aus jener Zeit ermöglicht. Bildung Vertreterinnen und Vertreter der Aufklärung waren der Meinung, dass jeder Mensch fähig ist, selbstständig zu denken. Er müsse aber zum Gebrauch seines Geistes angeleitet werden. Daher verlangten die Aufklärer Bildungsmöglichkeiten für alle Menschen (allgemeine Schulpflicht). Zugang dazu hatten trotzdem meist nur Buben. Zur Weiterbildung erschienen Bücher mit erzieherischem Inhalt, Zeitschriften und erste umfangreiche Nachschlagewerke (Enzyklopädien). Staat Die Vertreterinnen und Vertreter der Aufklärung bekämpften die Herrschaftsform des Absolutismus und forderten ein Mitspracherecht des Volkes. Die Macht einer Herrscherin bzw. eines Herrschers aus Gottes Gnaden wurde in Frage gestellt. Charles de Montesquieu forderte die Gewaltenteilung. Gesetzgebung, Gesetzesvollzug und Rechtsprechung sollten also nicht in einer Person vereint sein, wie dies im Absolutismus üblich war. Dadurch könnten Willkürherrschaft verhindert und die Rechte und Freiheiten der Bürgerinnen und Bürger geschützt werden. Damit war der Grundstein für moderne demokratische Staatsverfassungen gelegt, etwa auch für die heute in Österreich gültige Verfassung. O Neuzeit, S. 32 Immanuel Kant, Gottlieb Doeppler, Gemälde, 1791 (Berlin, Deutschland) Jean-Jacques Rousseau, Gemälde, 1753, Museum für Kunst und Geschichte (Geneva, Schweiz) Charles de Montesquieu, Gemälde, um 1800, Grand Trianon (Versailles, Frankreich) P Willkürherrschaft: unumschränkte Herrschaft, die die Rechte anderer missachtet und bei allen Entscheidungen und Handlungen die eigenen Interessen in den Mittelpunkt stellt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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